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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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verloren, auch wenn das meinen Mann nicht zurückbringt.«
    Esiko streichelte gedankenverloren ihre Hand, die ganz rau und an manchen Stellen aufgesprungen war.
    »Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich in deinen Armen einschlafe? Es ist schon so lange her, dass ich mit einem netten Mann zusammen war.«
    Ihre Bitte überraschte ihn, doch er zeigte es nicht und nickte, denn auch bei ihm war es schon längere Zeit her, dass er eine nette Frau in den Armen gehalten hatte.
    Mathilda holte den Strohsack aus der Ecke, und Esiko ließ sich vorsichtig darauf nieder. Sie kuschelte sich in seinen Arm, stets darauf bedacht, seine Prellungen nicht zu berühren und gleichzeitig genügend Platz für ihren Bauch zu finden. Wenige Minuten später konnte er an ihren ruhigen Atemzügen erkennen, dass sie eingeschlafen war. Er spürte ihren weichen Körper, der sich an ihn schmiegte, und konnte nichts dagegen tun, dass er sich wünschte, es wäre jemand anders. Der lange Tag und sein geschundener Leib forderten schließlich ihren Tribut, und er schlief ebenfalls ein.

13. KAPITEL
    H enrika, was ist mit dir?«, fragte Betlindis besorgt, nachdem sie eine Zeitlang ihre in Gedanken versunkene Freundin betrachtet hatte, die abwesend aus dem Fenster starrte. »Welche schlimmen Gedanken betrüben bloß dein Gemüt?«
    Dieses Mal fuhr die junge Frau auf und sah ihr Gegenüber mit einem entschuldigenden Lächeln an. »Verzeih, es wird nicht wieder vorkommen«, sagte sie leise und verließ ihren Platz. »Ich musste nur gerade an etwas denken, was Mathilda mir von Eurem Gut erzählt hat.«
    Eine ganze Weile saßen die beiden Frauen schweigend nebeneinander, ohne dass Betlindis ihre Freundin drängte, ihr von dem Gespräch zu erzählen.
    Sie waren nun schon seit einer Woche in Goslar, und noch immer konnte Henrika Randolfs Frau nicht in die Augen blicken. Das schlechte Gewissen quälte sie nicht nur tagsüber, sondern auch in der Nacht, wenn sie aus Alpträumen erwachte, in denen sie ihre Freundin tot gesehen hatte. Henrika hasste sich für das, was geschehen war, und dennoch wusste sie, dass sie es jederzeit wieder tun würde. Deshalb war sie doppelt froh darüber, dass Randolf nicht mit ihnen wie geplant nach Goslar gereist war, sondern dem Grafen von Northeim einen Besuch abstatten wollte.
    Betlindis gab einen langen Seufzer von sich und holte die junge Frau damit erneut aus ihren Gedanken.
    »Ich wünschte, du würdest mir sagen, was dich plagt. Hast du von Mathilda Dinge erfahren, die dich bedrücken? Geteiltes Leid ist halbes Leid, das weißt du doch. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast vermuten, dass ein Mann dahintersteckt.«
    Mit ihrer unbedachten Äußerung verscheuchte sie auch den letzten Rest von Henrikas Gedanken.
    Als Betlindis die erschrockene Miene ihrer Freundin sah, lachte sie laut auf. »Keine Angst! Ich weiß ja, dass ich damit falsch liege. Entweder war ich in den letzten Monaten bei dir oder mein Mann. Und Randolf hätte mir mit Sicherheit Bescheid gesagt, wenn euch ein schneidiger Ritter begegnet wäre, der dein Herz erobert hat.«
    Wie aus heiterem Himmel wurde Henrika übel, sie taumelte leicht und hielt sich am Bettpfosten fest.
    Bestürzt stützte Betlindis ihre Freundin, dann befahl sie ihr, sofort das Bett aufzusuchen und sich auszuruhen. Dankbar über die unverhoffte Möglichkeit, floh Henrika fast aus dem Raum, und kurze Zeit später saß sie an dem kleinen Tisch, der in ihrer Kammer stand, und barg den Kopf in den Armen.
    Otto von Northeim nahm mit gerunzelter Stirn an der langen Tafel Platz, die in der Mitte des großen Saals seines Stammsitzes aufgebaut war. Den fränkischen Herrensitz aus früherer Zeit hatten die Northeimer Grafen nach und nach ausgebaut, bis ein fürstlicher Grafensitz entstanden war, der allerdings zum größten Teil aus Holz und Fachwerk bestand.
    Das Stimmengewirr, dem Graf Otto seit einiger Zeit lauschte, schwoll weiter an, bis er mit der Faust auf den Tisch schlug und eine fast gespenstische Stille eintrat.
    »So geht das nicht weiter!«, donnerte er los und erhobsich von seinem Platz am Kopfende der Tafel. Mit beiden Händen stützte er sich auf die Tischplatte und blickte in die Runde. Fast alle bedeutenden Männer des sächsischen Hochadels waren auf seinen Ruf hin vor zwei Tagen erschienen, doch noch immer waren sie einer Lösung keinen Schritt näher gekommen. Alle waren sich zwar einig, dass sie sich eine weitere Beschneidung ihrer Macht durch den König nicht bieten

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