Die Tochter des Münzmeisters
leicht. »Keine Sorge,dein Geheimnis ist bei mir sicher, ich habe aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Aber vergiss nicht, bei deiner Mutter war die ganze Sache dem Untergang geweiht, bei dir wäre es mehr als tragisch, denn er gehört einer anderen, und du wärst nichts anderes als sein Kebsweib.«
Wütend riss Henrika die Hand weg und lief los.
Brun hatte sie gleich darauf eingeholt. »Versteh mich bitte nicht falsch!«, bat er eindringlich. »Ich finde, ihr passt hervorragend zusammen, nur leider bist du ein paar Jahre zu spät gekommen. Ich will nicht, dass auch du dich ausschließlich von deinen Gefühlen leiten lässt!«
»Keine Sorge, ich werde die Familie nicht einer solchen Schande aussetzen, wie es meine Mutter getan hat«, höhnte die junge Frau verächtlich und wollte sich erneut losreißen.
Ihr Onkel war jedoch schneller und hielt sie fest. Ruhig begegnete er ihrem aufgebrachten Blick und entgegnete achselzuckend: »Mir wäre das alles völlig egal, genau wie damals bei meiner Schwester. Aber du würdest nicht glücklich werden, allein deshalb warne ich dich. Im Übrigen brauchst du dich nicht zu sorgen, denn es war nicht offensichtlich. Ich habe in dem Moment bloß meine Schwester in deinen Augen gesehen.«
Henrika gab ihren Widerstand auf und lehnte sich an ihren Onkel, der ohne zu zögern die Arme um sie schloss.
Am nächsten Morgen reiste er ohne ein weiteres Wort ab.
14. KAPITEL
R andolf hatte trotz seiner bleiernen Müdigkeit keine gute Nacht hinter sich, schließlich gab es hier nicht wenige Menschen, die ihn aufgrund seiner Königsnähe abgrundtief hassten. Mit großer Sorge hatte er am vergangenen Abend nicht nur die engen Vertrauten Ottos wie etwa Burchard, den Bischof von Halberstadt, und Werner von Steußlingen, den Erzbischof von Magdeburg, sowie die Grafen von Stade unter den Anwesenden erkannt, sondern auch einige thüringische Adelige wie Ludwig von Schauenburg. Es brauchte nicht viel Vorstellungskraft, um zu erraten, wozu sich diese hohen Herren zusammengefunden hatten, zu denen im Übrigen auch sein eigener Schwiegervater Graf Hermann zählte, den er wie gewohnt nur knapp begrüßt hatte.
Der Ritter war froh, dass der Graf von Northeim anscheinend genau wie er zu den Frühaufstehern zählte, denn außer den beiden Männern fand sich kurz nach dem Morgengrauen niemand zum Frühstück ein. Nach dem üblichen Geplänkel kam Randolf schnell zur Sache und fragte seinen Gastgeber direkt, was er über den Überfall auf Goswins Hof wisse.
»Es tut mir sehr leid, dass die Familie nicht zur Ruhe kommt, aber zu meinem Bedauern muss ich Euch mitteilen, dass ich darüber keinerlei Kenntnis besitze. Unsere Warnung an Eure Ehefrau bezog sich auf Berichte, die ich von einem meiner Vasallen erhalten habe. Ihm warzu Ohren gekommen, dass Azzo wieder in der Gegend weilte und offenbar mehrere Gesetzlose um sich versammelt hatte. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, wenn Ihr so wollt.«
Randolf glaubte ihm zwar kein Wort, doch er konnte auch nicht das Gegenteil beweisen, und so ließ er es dabei bewenden und wandte sich dem zweiten großen Problem zu, das ihn beschäftigte. »Gebt mir ein wenig Zeit, Euer Durchlaucht, dann kann ich möglicherweise so weit auf den König einwirken, dass er die Entlassung Magnus Billungs veranlasst. Ich bitte Euch, trefft keine voreiligen Entscheidungen, die uns aller Wahrscheinlichkeit nach in einen verheerenden Krieg führen, mit dem keinem gedient ist.«
Mit wachsamem Blick und unbewegtem Gesichtsausdruck hatte der Northeimer seinem Gast zugehört und hielt nicht lange mit seiner Meinung hinterm Berg. »Es freut mich, dass ich mich nicht in Euch getäuscht habe. In den Jahren, als mein Name noch etwas am Königshof galt, habe ich Euch als loyalen und ehrlichen Menschen schätzen gelernt. Allerdings befürchte ich, dass auch Euer Einfluss zunehmend schwindet, oder seid Ihr etwa darüber unterrichtet, dass unser König am siebten Tage nach dem Fest der Himmelfahrt der Heiligen Gottesmutter Maria einen Feldzug gegen die Polen führen will? Nun, ich sehe es Eurem überraschten Gesichtsausdruck an, dass dies auch für Euch neu ist. Heinrich will die Anordnung in Regensburg verkünden, und da wir nicht geladen sind, war er so freundlich, uns schriftlich davon in Kenntnis zu setzen. Er erwartet unabdingbar die Erfüllung unseres Eides, aber Ihr kennt unsere Situation an den Grenzen und wisst, dass wir unsere Krieger brauchen, um unsere eigenen Ländereien vor den
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