Die Tochter des Münzmeisters
gleich darauf sickerte Blut aus der klaffenden Wunde zwischen Hals und Schulter in die trockene Erde.
Schwer atmend wandte sich der Ritter um und stellte mit Schrecken fest, dass der König verletzt war.
»Lasst mich los! Es ist nichts«, befahl Heinrich den drei Soldaten unwirsch, als sie ihn stützen wollten. »Holt mir lieber diesen Verräter Graf von Northeim her! Sofort!«
Dann ging er auf Randolf zu, der seine Klinge an der Kotte des Toten abgewischt hatte, und legte ihm eineHand auf die Schulter. »Danke, mein Freund«, sagte er schlicht.
»Was in Gottes Namen ist hier geschehen?« Wie vom Donner gerührt stand Graf Otto vor dem geöffneten Eingang und starrte auf den verletzten König. Als dessen Soldaten ihre gezogenen Schwerter gegen ihn richteten, schlug seine Überraschung in Zorn um. »Was soll das? Was werft Ihr mir vor?«
Heinrich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Randolf ihm leise zuflüsterte: »Ich bin sicher, dass nicht er hinter dem Anschlag steckt, sondern sein Neffe! Lasst mich ihn suchen und die Antwort aus ihm herausholen, mein König.«
Überrascht klappte der Monarch den Mund wieder zu und zögerte einen kurzen Augenblick, in dem Randolf inständig darum betete, dass Heinrich endlich wieder seinen Ratschlägen zugänglich sein würde. Seine Gebete wurden gleich darauf erhört, denn der König sagte zu dem noch immer wütenden Grafen Otto: »Wieso wolltet Ihr mich sprechen?«
In die verständnislose Miene des Northeimers mischte sich offensichtliches Misstrauen. »Ich wollte Euch sprechen? Was ist das denn schon wieder für eine schäbige Falle, die Ihr mir stellen wollt?«
Nachdenklich betrachtete Heinrich den erregten Grafen, dann handelte er und wies seine Soldaten an, auf der Stelle die Schwerter zu senken. Stattdessen erteilte er ihnen den Befehl, ihm Dietbert von Hanenstein zu bringen. Anschließend setzte er den Northeimer mit knappen Sätzen von dem Vorgefallenen in Kenntnis.
Randolf fühlte mit dem Grafen, der die Enttäuschung über seinen Neffen kaum verbergen konnte. Empörte Rufe ließen die drei Männer herumfahren, und sie sahen den vier Soldaten Heinrichs entgegen, die den Hügelheraufkamen. In der Mitte der kleinen Gruppe befand sich Dietbert, dem einer der Wachleute die Arme auf dem Rücken zusammenhielt. Als er seinen Onkel neben dem König und Randolf erblickte, erstarb sein Protestgeschrei, und er wurde leichenblass.
»Euer Majestät, mein Onkel hat mich dazu gezwungen, egal was er jetzt behauptet«, jammerte Dietbert. Dann fiel er auf die Knie und flehte mit erstickter Stimme: »Bitte habt Erbarmen mit mir, edler König.«
Angewidert sah Heinrich zur Seite, während der Northeimer mit versteinerter Miene seinem Neffen zuhörte.
»Du bist genauso ein elender Wurm wie dein Vater«, sagte Otto verächtlich und spie vor Dietbert auf den Boden.
»Schafft ihn weg, ich werde morgen über ihn richten«, befahl Heinrich kalt und hielt sich den verletzten linken Arm, wo ihn die Klinge des Angreifers zum Glück nur leicht gestreift hatte. Die Menschen, die nach und nach herbeigeströmt waren, verbeugten sich vor ihrem König, als er sich zu gehen anschickte. Als der Monarch Randolfs kreidebleiche Miene bemerkte, hielt er inne und folgte dessen starrem Blick.
»Ich würde Euch raten, den Mann sofort freizulassen.«
Dietberts Komplize hielt in aller Seelenruhe die Spitze seines Dolches an den schmalen Hals Herwins. »Ach ja, und die Schwerter fallen lassen, wenn ich bitten dürfte.«
»Egeno von Konradsburg«, stieß der Northeimer ungläubig hervor. »Wer sonst könnte sich an solch einer ruchlosen Tat beteiligen.«
Dann zogen er und sein Sohn, der sich mittlerweile dazugesellt hatte, die Schwerter.
»Nein!«, schrie Randolf, warf seine Waffe von sichund fiel vor dem König auf die Knie. »Bitte, Euer Majestät, ich flehe Euch an, rettet das Leben meines Sohnes!«
Heinrich zögerte nur den Bruchteil eines Augenblicks, dann reichte er seinem langjährigen Freund die Hand. »Erhebt Euch sofort!«, wies er ihn ärgerlich zurecht. Dann hob der junge Herrscher den unverletzten Arm und sagte laut: »Die Waffen auf den Boden! Gebt Dietbert von Hanenstein frei und besorgt zwei Pferde.«
Graf Otto und sein Sohn standen unschlüssig mit ihren Schwertern in der Hand da, bis sie nach einer Weile ebenfalls dem Befehl nachkamen.
Mit einem listigen Grinsen sah Egeno seinem Komplizen dabei zu, wie er die Schwerter einsammelte. Als er die Waffe des Königs an sich
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