Die Tochter des Münzmeisters
versuchte die Schmerzen in seinen Gelenken zu ignorieren, letztendlich mit geringem Erfolg, denn das Alter machte ihm mehr und mehr zu schaffen.
»Nun, Dietbert, was bringst du mir für Nachrichten?«
Sein Neffe machte eine tiefe Verbeugung und nahm dankend Platz. Er hatte sich lange überlegt, wie er seinem Onkel die schlechte Botschaft des Königs überbringen sollte. Mit Sicherheit war Otto bereits darüber unterrichtet, dass sein enger Freund und Vertrauter Magnus Billung, der Sohn des in diesem Jahr verstorbenen Herzogs von Sachsen Graf Ordulf, weiterhin in Haft bleiben sollte. Allerdings ahnte er noch nichts von den barschen Worten des Königs auf das Angebot, das Dietbert im Namen seines Onkels überbracht hatte.
»Schlechte, werter Onkel, leider! Der König bleibt hart in seiner Haltung und lehnt Euer Angebot, anstelle des Billungers in Haft zu gehen, rundherum ab.«
Otto von Northeim legte die Stirn in Falten, wodurch sein ohnehin schon durchfurchtes Gesicht noch düsterer wirkte. »Was war seine Antwort auf meinen Vorschlag, ihm einen großen Teil meiner Besitztümer zu übergeben? Konnte er in seinem Machthunger wirklich widerstehen?«
Dietbert schluckte den dicken Kloß hinunter und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten.
»Jetzt drucks nicht herum, sondern sage es klar und deutlich, Dietbert! Was waren seine genauen Worte?«
Sein Neffe, der einsah, dass er keine andere Wahl hatte,erwiderte zögernd: »Der König hat gesagt, dass Ihr ihm nichts anbieten könnt, was seit Eurer Unterwerfung nicht sowieso schon rechtmäßig unter königlichen Besitz gefallen ist. Er meinte weiterhin, dass Ihr Euch von Eurer Schuld noch nicht hinreichend gereinigt habt und Euch daher keine Freigabe des Vermögens oder Eurer eigenen Person zusteht.«
Der Schlag mit der geballten Faust auf den schweren Eichentisch erfolgte so unvermittelt, dass Dietbert zusammenzuckte und schwieg.
»Es ist empörend, was dieser Salier sich mir gegenüber herausnimmt«, stieß Otto tief verbittert hervor. »Er bleibt also auch dabei, dass Magnus nur dann die Freiheit wiedererlangt, wenn er seinem Erbe entsagt und auf den Herzogtitel mitsamt allen Besitztümern verzichtet?«
Als Antwort erhielt er nur ein unsicheres Nicken, woraufhin er zum zweiten Mal auf den Tisch schlug und sich ruckartig von seinem Platz erhob. Mit großen Schritten durchmaß er die kleine Empfangshalle seines Grafensitzes, um gleich darauf kehrtzumachen. Schließlich baute er sich vor seinem Neffen auf, der sich offenkundig äußerst unwohl fühlte.
»So kann es nicht weitergehen! Der rechtmäßige Erbe des Herzogtums Sachsen wird weiterhin gefangen gehalten, obwohl das jeglicher Grundlage entbehrt. Alles nur, weil er in meiner damaligen Notlage zu mir gestanden hat, um mir gegen die zu Unrecht erhobenen Beschuldigungen beizustehen. Es ist absolut lächerlich, dass ich an der Verschwörung gegen den König beteiligt gewesen sein soll! Es muss dringend etwas gegen die Drangsalierungen Heinrichs uns und der gesamten sächsischen Bevölkerung gegenüber geschehen, sonst werden wir bald alle zu einem Volk von Sklaven!«, donnerte er los.
Dietbert nickte eingeschüchtert, traute sich aber immer noch nicht, etwas zu erwidern, wie sein Onkel misstrauisch feststellte.
Er beugte sich zu seinem Neffen hinab und stützte sich dabei mit den Händen auf die Lehnen des Stuhls, auf dem Dietbert unter seinem drohenden Blick zusammenschrumpfte. »Verschweigst du mir etwas? Hast du dem König etwa von unserer letzten geheimen Zusammenkunft mit den anderen Fürsten erzählt?«
Dietbert brachte nur ein Krächzen zustande, als er zu einer Antwort ansetzte. Schließlich flüsterte er stockend: »Niemals, Onkel, bei meiner Ehre!«
Otto erhob sich schnaubend und brummte angewidert: »Mit der Ehre deines Vaters war es nicht viel her! Ich hoffe doch sehr, dass du nicht in seine Fußstapfen treten willst. Ich warne dich, wenn du ein falsches Spiel mit mir treibst, werde ich es herausbekommen, und dann gnade dir der Allmächtige!«, warnte er leise. Von einem Moment auf den anderen änderte sich der Gesichtsausdruck des Grafen, er reichte seinem Neffen die Hand und lächelte nachsichtig. »Doch jetzt sei willkommen und genieße meine Gastfreundschaft, solange du magst. Oder wirst du am Hof des Königs zurückerwartet?«
Erleichtert erwiderte Dietbert die freundliche und unerwartete Geste, ebenso wie die kraftvolle Umarmung. Als sein Onkel ihn anschließend um Armeslänge von sich
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