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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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hoch. Der Ritter bemerkte aus den Augenwinkeln, dass das Mädchen ein Stück von dem Vogt abrückte, dabei bemüht, seinen Körper weiterhin zu bedecken.
    »Ich habe jedes Recht dazu, und Ihr seid nichts weiter als ein jämmerlicher Emporkömmling, der um unseren König herumscharwenzelt. Ich habe ein letztes Anliegen an Euch, danach seid Ihr mich los. Doch dazu müsst Ihr Euch schon erheben, es sei denn, Ihr wollt die erforderliche Anweisung im Bett schreiben«, erwiderte Randolf mit eisiger Stimme und konnte ohne große Mühe erkennen, dass er nicht deutlicher werden musste.
    In den weit aufgerissenen Augen des beleibten Mannes war die nackte Angst zu sehen. »Dann verlasst wenigstenskurz mein Gemach, damit ich meinen Körper bedecken kann«, jammerte der Vogt.
    Randolf verzog keine Miene, als er einen Schritt zur Seite trat und den Vogt mit einer einladenden Handbewegung zum Verlassen seines Bettes aufforderte. »Ich bitte Euch, werter Herr«, sagte er spöttisch, »Ihr müsst Euren gestählten Körper doch nicht verstecken. Aber ich werde mich selbstverständlich abwenden, sofern das Mädchen sich anziehen möchte. Ihr benötigt es bestimmt nicht mehr, außerdem warten sicher seine täglichen Aufgaben.«
    Dabei nickte er ihr zu und wandte sich ab, während Erchanger sich schwerfällig und mit missmutigem Gesicht erhob. Randolf hörte hinter sich das Geräusch leichtfüßiger Schritte und gleich darauf das Klappen der Tür. Er empfand tiefes Mitleid für das Mädchen, das sich noch verstärkte, als er zusah, wie der Verwalter seine unförmige, nackte Gestalt in ein sackähnliches Gewand quälte und sich mit seinem watschelnden Gang zu dem Tisch begab, der in der Mitte des Raumes stand. Dort nahm er sein mit warmem Fell ausgeschlagenes Wams vom Stuhl, zog es sich über und ließ sich mit einem leisen Ächzen darauf fallen.
    »Nun, was soll ich schreiben?«, fragte er betont gleichgültig.
    Als Randolf ihm die Anweisung diktierte, die aus einem einzigen Satz bestand, verschwand die Gleichgültigkeit mit einem Schlag aus Erchanger Hardensteins Miene.

9. KAPITEL
    H enrika ließ den ins Spiel versunkenen Herwin vor den Stallungen zurück, um endlich das Gespräch mit Betlindis zu suchen. Um den Jungen machte sie sich keine Gedanken, denn der war noch mindestens eine Stunde lang mit seinem neuen Holzschwert beschäftigt. Die Schnitzarbeit gehörte zu den Dingen, die Henrika besonders stolz machte, da sie anfangs nicht sicher gewesen war, ob sie ihrem Schützling überhaupt eine solche Arbeit beibringen konnte.
    Ihr Oheim hatte sie bei einem ihrer ersten längeren Besuche im Schnitzen unterrichtet, so wie er es von seinem Vater erlernt hatte. Auf die Frage seiner kleinen Nichte, warum ein Mädchen so etwas können müsse, hatte er lächelnd geantwortet, dass auch ihre Mutter diese Dinge gekonnt habe. Das hatte ihr als Grund genügt, fiel es doch in eine Zeit, als sie kaum etwas über ihre Mutter wusste. Mit Feuereifer verbrachten die beiden von da an ihre Zeit entweder bei den Pferden oder beim Schnitzen von groben Holzklötzen.
    »Ach, hier bist du! Geht es dir endlich wieder besser?«, begrüßte Henrika ihre Freundin, die sie auf der Rückseite des burgähnliches Hauses entdeckte.
    Eine Stickerei in den Händen, genoss Betlindis die warmen Sonnenstrahlen der letzten Märztage auf einem breiten Stuhl, den freundliche Hände mit einer dicken Decke als Auflage gemütlich hergerichtet hatten.
    Den Worten mangelte es nach wie vor an Fröhlichkeit, als Betlindis sanft erwiderte: »Da meine Kopfschmerzen fast verschwunden sind, wollte ich einfach mal deinen Lieblingsplatz ausprobieren, und ich muss gestehen, dass die Aussicht von hier wirklich einmalig ist. Eigentlich mag ich die Höhe nicht, aber einer der Knechte hat mir den Stuhl dicht an die Wand gestellt, so dass selbst ich mich nicht mehr ängstigen muss.«
    Henrika ließ den Blick über das steil abfallende Ufer gleiten, unter dem sich die Mündung der Lieste befand, der Namensgeberin des Gutes. »Es ist wunderschön hier, und du kannst dich glücklich schätzen, ein so friedliches Zuhause zu haben. Dürfte ich dich kurz bei der Arbeit stören?«, fragte Henrika zögernd.
    »Sicher, worum geht es?«, ermunterte Betlindis sie mit einem heftigen Nicken, denn sie spürte die Unsicherheit der jungen Frau.
    Henrika kam ohne Umschweife auf den Kern ihres seit mehreren Tagen andauernden Problems zu sprechen. »Was hat dein Vater für einen Grund, uns von Ausritten

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