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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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durch Betlindis’ Vater hörte, verfinsterte sich Goswins Gesicht. »Hast du den Verstand verloren? Wie kannst du auch nur im Entferntesten daran denken, zu uns zu reiten, wenn du von dieser Gefahr weißt? Du musst nicht deiner Mutter nacheifern, nur weil du einiges von ihr erfahren hast«, raunzte er sie wütend an.
    Henrika wollte gerade zu einer Rechtfertigung ansetzen, als ein lautes, äußerst ansteckendes Lachen hinter Goswins Rücken erklang.
    »Was willst du eigentlich? Ich finde es schön, zu sehen, dass das Temperament unserer Schwester doch noch nicht ganz verloren ist, wie ich bisher immer geglaubt habe.«
    Verblüfft starrte Henrika auf den gutaussehenden Ritter, dessen charmantes Wesen rein gar nichts mit ihrem anderen Onkel, geschweige denn mit ihrer Großmutter gemein hatte.
    Doch so schnell wie der Heiterkeitsausbruch erfolgt war, so schnell schlug er auch wieder in eine Ernsthaftigkeit um, die Henrika schon bekannter vorkam.
    »Trotzdem muss ich Goswin recht geben, denn du hättest gehandelt, ohne vorher zu überlegen.«
    Henrika war so froh, die beiden zu sehen, dass sie ihre Widerrede herunterschluckte. Auf einmal kam ihr einanderer schrecklicher Gedanke. »Mathilda und die Kinder sind jetzt ganz allein zu Hause«, sagte sie entsetzt.
    Goswin nahm ihr schnell die Furcht, als er ihr erklärte, dass seine Familie unterdessen bei Freunden im Nachbardorf weilte.
    Henrika hakte sich bei ihren beiden Verwandten ein, und zusammen mit Betlindis betraten sie das Haus. Randolfs Frau wies eine der Mägde an, Erfrischungen zu bringen, und entschuldigte sich dann wegen ihrer Kopfschmerzen, die sie erneut heimgesucht hatten.
    »Was ist mit ihr?«, fragte Brun beiläufig und nahm dankend den Becher mit kühlem Bier entgegen.
    »Sie vermisst Herrn Randolf«, antwortete Henrika schlicht und trank ebenfalls einen Schluck. Sie hatte nicht vor, sich die Freude über den unerwarteten Besuch verderben zu lassen.
    »Dann richte ihr doch bitte aus, dass ich ihren Mann vor einigen Wochen in Worms gesehen habe und er dort noch froh und munter war.«
    Henrika nickte und lenkte dann das Gespräch von Randolf weg. Aber bevor sie auf den Grund des überraschenden Besuchs zu sprechen kam, lag ihr noch eine Frage auf dem Herzen. »Gibt es Neuigkeiten von Gunhild und Folkmar?«, fragte sie ihren Onkel vorsichtig.
    »Nein«, antwortete Goswin knapp. Dann seufzte er und strich seiner Nichte sachte über die Wange. »Mach dir um Gunhild keine Sorgen! Sie kommt überall durch, denn sie kümmert sich nicht um andere, sondern ist immer nur auf ihren Vorteil bedacht. Sorgen sollten wir uns vielmehr um Folkmar. Aber jetzt genug davon! Willst du denn nicht den Grund unseres Besuches erfahren? Und bist du gar nicht überrascht, dass Brun bei mir ist?«
    Henrika lachte erleichtert auf, jetzt, da sie wusste, dass ihr Onkel keine Vorwürfe mehr gegen sie erhob.»Doch, natürlich! Sagt mir, ist es die Sehnsucht nach eurer geliebten Nichte?«, fragte sie mit einem schelmischen Grinsen.
    Die beiden Brüder sahen sich an, und schließlich ergriff der ältere das Wort. »Nein, ich meine, natürlich auch deswegen, aber vor allem, weil wir es nach einem Brief deiner Großmutter und deines Vaters für wichtig und richtig erachten, dich über ein paar Dinge aus dem Leben deiner Mutter aufzuklären.«
    »Großmutter?«, fragte Henrika verblüfft. »Und von meinem Vater auch? Ich verstehe nicht ganz? Du hast doch bereits mit mir gesprochen, was gibt es dann sonst noch Wichtiges?«, fuhr sie mit unvermitteltem Unbehagen fort.
    »Siehst du, genau das meine ich. Ich habe nur einen Bruchteil erzählt, der deiner Mutter niemals gerecht werden kann. Dein Vater ist ebenso wie deine Großmutter der Meinung, dass du ein falsches Bild von Hemma bekommen hast.«
    »Deshalb und weil wir beide endlich einiges loswerden müssen, sind wir hier bei dir. Ich hatte eigentlich gehofft, mir den weiten Weg sparen zu können und dich mit Randolf und seiner Familie in Babenberch anzutreffen, nachdem ich erfahren hatte, dass der König dich zur Gesellschafterin von Frau Betlindis gemacht hat. Da dem aber nicht so war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf den Weg hierher zu machen. Zum Glück hat Herzog Rudolf mich für eine Woche freigestellt, denn ich war davor ziemlich viel für ihn als Bote unterwegs«, erläuterte Brun. »Hemma hat uns beiden unglaublich viel bedeutet, jeder hat sie auf seine Art geliebt, und unser Vater …«
    Er stockte einen Augenblick und

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