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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit krepiert, wenn die Leber aussetzt. Deshalb denke ich mir, daß Ihnen gar nicht so viel an mir liegen kann.«
      Judas explodierte vor Wut. »Du verfluchter Klugschei­
    ßer. Rein in den Eimer, oder ich blase dir den Kopf weg.«
      Er riß Aaron die Beretta aus der Hand, und Marie de Brissac schrie entsetzt auf. »Nein!«
      Dillon lächelte ihr zu. »Ich weiß nicht, wer Sie sind, Mädchen, aber keine Sorge. Er braucht mich noch.«
      Er stellte sich in den Eimer, den Raphael und Arnold hinabließen. Judas beobachtete ihn über den Brunnen­ rand gebeugt. Einige Augenblicke später traf er aufs Was­ ser. Seine Füße versanken in einer dreißig Zentimeter ho­ hen Schlammschicht, und das Wasser stand ihm bis zur Brust. Der Eimer wurde hochgezogen. Er schaute nach oben, wo nur ein Lichtkreis zu sehen war, dann wurde es dunkel, und er war allein.
      Der Gestank war schauderhaft und das Wasser eiskalt. Er erinnerte sich an eine ähnliche Situation, die er einmal in Beirut erlebt hatte, als er geglaubt hatte, arabischen Ex­ tremisten in die Hände gefallen zu sein. Gemeinsam mit einem protestantischen Terroristen aus Ulster, der ver­ sucht hatte, ins Urangeschäft zu kommen, hatte man ihn in einen ähnlichen Brunnen hinuntergelassen. Das Ganze hatte sich als ein Manöver des israelischen Geheimdien­ stes herausgestellt mit dem Ziel, den anderen Mann mür­ be zu machen. Dillon hatte vier Vollbäder nehmen müs­ sen, um den Gestank loszuwerden.
      Er ertastete eine Art Sims im Mauerwerk und setzte sich darauf, schlang die Arme zum Schutz gegen die Kälte um seinen Körper und überlegte, wer diese Frau gewesen sein mochte. Noch ein Geheimnis mehr! Aber eins stand jedenfalls für ihn mit absoluter Sicherheit fest: Judas war nicht nur ein Fanatiker, er war tatsächlich verrückt.
      Etwas strich an seinem Bein vorbei und schwamm da­ von. Dillon wußte, was es war.

    David Braun hatte Marie de Brissac wieder in ihr Zimmer gebracht. Sie weinte, und er ertappte sich plötzlich dabei, daß er ihr übers Haar strich wie einem Kind.
      »Jetzt ist alles gut«, sagte er leise und drückte sie an sich. »Ich bin ja da.«
      »Oh, David, ich hatte solche Angst, und Judas …« Sie schauderte. »Er war entsetzlich.«
      »Er hat eine große Verantwortung auf sich genommen. Auf seinen Schultern lastet sehr viel.«
      »Dieser Mann, den er Dillon genannt hat – wer ist das?«
      »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu ma­ chen. Wissen Sie, was Ihnen gut täte? Ein schönes Bad. Ich lasse das Wasser einlaufen, und dann schaue ich mal nach Ihrem Abendessen.«
      »Heute nicht, David. Ich könnte keinen Bissen runter­ kriegen. Aber Wein, David! Ich bin wahrhaftig keine Trinkerin, aber heute abend brauche ich einen Schluck Alkohol.«
      »Dann bis später.«
      Er ging hinaus und verschloß die Tür hinter sich. Ei­ nen Moment blieb er im Korridor stehen und merkte, daß seine Hände zitterten.
      »Was passiert nur mit mir?« sagte er und lief eilig da­ von.

    Marie de Brissac lag bis zum Hals in duftendem Schaum, rauchte eine Zigarette und versuchte sich zu entspannen. Die ganze Sache war wie ein Alptraum, und bei Judas’ Wutausbruch hatte sie wirklich das Entsetzen gepackt. Aber dieser Mann, dieser Dillon … Verwundert dachte sie an das merkwürdig ironische Lächeln auf seinem Ge­ sicht, als man ihn in den Brunnen hinuntergelassen hatte. Anscheinend hatte er nicht die geringste Angst gehabt, und das ergab einfach keinen Sinn. Dazu kam noch die Sache mit David. Sie war Frau genug, um zu wissen, was zwischen ihnen geschah. Gut, mochte es so sein. In ihrer gegenwärtigen Situation würde sie jeden nur möglichen Vorteil ausnutzen müssen.

    In London prasselten die Regentropfen gegen die Fenster von Charles Fergusons Wohnung am Cavendish Square. Hannah Bernstein spähte aus dem Fenster, und Kim, Fer­ gusons ehemaliger Offiziersbursche, brachte aus der Kü­ che ein Tablett mit einer Kanne Kaffee und Tassen.
      »Kommen Sie, Chief Inspector«, rief Ferguson, der am Kamin saß, »es hat keinen Sinn, sich Sorgen zu machen. Trinken Sie einen Kaffee.«
      Sie setzte sich in einen Sessel ihm gegenüber, und Kim schenkte ein. »Keine Neuigkeiten, Sir.«
      »Ich weiß. Aber das wird schon. Schließlich muß das Ganze ja einen Sinn haben.«
      »Ich nehme es an.«
      »Sie mögen Dillon, nicht wahr?«
      »Wenn Sie meinen, ob ich eine

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