Die Tochter des Praesidenten
Fort Lansing.«
»Während des Vietnamkriegs war dort ein Regiment nach dem anderen, aber als der Konflikt vorbei war, ver kam alles etwas. Zur Zeit des Golfkriegs gab es so was wie eine Wiederbelebung; heute ist es nur noch ein Stütz punkt für die Grundausbildung der Infanteristen.«
»Ich will nur ins Museum.«
»Kein Problem. Das ist für die Öffentlichkeit zugäng lich.« Er bog auf eine Autobahn ein und erhöhte das Tempo. »Fünf Meilen weiter ist ein Schnellrestaurant, danach kommt dreißig Meilen lang nichts mehr. Wollen Sie einen Kaffee trinken oder noch mal für kleine Jungs?«
»Gute Idee«, sagte Teddy. »Aber nur zehn Minuten. Ich hab’s eilig.« Er lehnte sich zurück und versuchte er neut, sich auf die Post zu konzentrieren.
Michael Rocard parkte so dicht wie möglich bei seinem Apartment, eilte die Treppe hinauf und schloß die Tür auf.
Für einen Mann seines Alters war er nur leicht ergraut und sah zehn Jahre jünger aus, während auch der ausge zeichnete Anzug, den er trug, diesen Eindruck unterstützte.
Er hörte seinen Anrufbeantworter ab und erstarrte vor Entsetzen, als er Judas’ Mitteilung hörte. Berger tot. Ro card ging zur Anrichte und goß sich einen Cognac ein. Nicht einmal Judas hatte gewußt, daß Berger gelegentlich sein Geliebter gewesen war. Rocard hatte ihn mit der Zeit sogar ehrlich liebgewonnen. Aus einer verschlossenen Schublade in seinem Schreibtisch nahm er das Spezial handy und drückte eine Nummer ein. Judas antwortete sofort.
»Hier Rocard.«
»Sie Narr«, sagte Judas. »Nach Morlaix zu rennen wie ein läufiger Hund und das zu einer solchen Zeit.«
»Was soll ich sagen?«
»Also, Berger ist tot, von einem Londoner Bus überfah ren worden. Wie heißt es so schön? Jeder sollte das Recht haben, fünfzehn Minuten lang ein Star zu sein. Nun, Ber ger hatte zwar nur fünfzehn Sekunden – länger hat die Meldung über seinen Tod im Lokalfernsehen in London nicht gedauert –, aber immerhin.«
Diese zynische Grausamkeit traf ihn zutiefst, doch Ju das’ nächste Worte versetzten ihm einen richtigen Schock. »Sie werden sich einen neuen Freund für Ihre Reisen nach London zulegen müssen.«
Gab es irgend etwas, das dieser Bastard nicht wußte?
»Was kann ich tun?« murmelte Rocard.
»Nichts. Wenn ich Sie brauche, rufe ich an. Drei Tage, Rocard, es sind nur noch drei Tage.«
Rocard umklammerte das Handy, nachdem Judas ab geschaltet hatte, und dachte an Paul Berger. In seinen Augen standen Tränen.
Das Museum in Fort Lansing lag in einem modernen Ge bäude mit Klimaanlage, gekachelten Böden und großen Wandgemälden mit Kampfszenen. Ohne sich am Emp fang anzumelden, ging Teddy weiter zu einem Büro, an dessen Tür ›Direktorin‹ stand. Er klopfte und öffnete. Ei ne äußerst attraktive farbige Frau saß hinter einem Schreibtisch am Fenster.
»Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich suche nach der Direktorin, Mary Kelly.«
»Das bin ich«, lächelte sie. »Sind Sie Mr. Grant von der Uni Columbia?«
»Na ja, ja … und nein. Ich bin Mr. Grant, aber ich bin nicht von der historischen Fakultät der Columbia-Uni versity.« Teddy öffnete seine Brieftasche, nahm seine Karte heraus und legte sie auf den Tisch.
Mary Kelly las und war sichtlich bestürzt. »Mr. Grant, was soll das heißen?«
»Ich habe eine Vollmacht des Präsidenten dabei, falls Sie eine sehen möchten.«
Er nahm das Blatt aus einem Umschlag, faltete es aus einander und reichte es ihr. Mary Kelly las laut: »Mein Sekretär, Mr. Edward Grant, ist für das Weiße Haus mit einem Auftrag von äußerster Wichtigkeit betraut. Für je de Hilfe, die man ihm gewährt, bedankt sich im voraus der Präsident der Vereinigten Staaten.«
Sie sah auf. »O mein Gott!«
Er nahm ihr die Vollmacht ab, faltete sie wieder zu sammen und schob sie zurück in den Umschlag. »Ich hät te es Ihnen nicht sagen sollen, aber ich riskiere es, weil ich keine Zeit habe, Komödie zu spielen. Nur kann ich Ihnen nicht die ganze Geschichte erzählen. Vielleicht eines Ta ges mal.«
»Wie kann ich Ihnen denn helfen?«
»Sie verfügen über die Akten von etlichen Luftlande einheiten, die hier während des Vietnamkriegs stationiert waren.«
»Das stimmt.«
»Ich möchte vor allem die Liste der Offizier überprü fen, die beim 801. Regiment gedient haben, sagen wir von
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