Die Tochter des Praesidenten
leise, ehe er auf hebräisch sagte: »Berger ist bei einem Unfall in London ums Leben gekommen. Setzen Sie sich so bald wie möglich mit mir in Verbin dung.«
Eine junge Frau in einem Burberry-Trenchcoat, die einen großen Umschlag in der Hand hielt, erwartete Blake und Dillon nach der Landung im Flughafen Charles de Gaulle.
»Mr. Dillon, ich bin Angela Dawson von der Botschaft. Brigadier Ferguson hat um diese Unterlagen gebeten.« Sie reichte ihm den Umschlag. »Ich habe außerdem einen Wagen für Sie besorgt. Folgen Sie mir bitte.«
Wie die Tüchtigkeit in Person marschierte sie ihnen voran zum Ausgang. Auf dem Parkplatz blieb sie neben einem blauen Peugeot stehen, gab Dillon die Schlüssel und verabschiedete sich. »Viel Glück, meine Herren.«
»Wo zur Hölle hat Ferguson die bloß gefunden?« meinte Blake.
»Oxford, vermutlich.« Dillon setzte sich hinter das Steuer. »Fahren wir.«
Der Wetterbericht hatte ausnahmsweise einmal richtig gelegen. Es goß in Strömen, und ein grauer Nebel lag über der Stadt. »Was für eine Begrüßung«, seufzte Blake.
»Ich mag Paris«, erwiderte Dillon. »Regen, Schnee, Nebel – das kümmert mich nicht die Bohne. Ich finde es immer aufregend. Hab’ hier auch eine Unterkunft.«
»Ein Apartment?«
»Nein, ein Boot auf der Seine. Jahrelang habe ich dort immer mal wieder gelebt während der Zeit, die Devlin meine dunkle Periode nennen würde.« Er bog in die Ave nue Victor Hugo ein und hielt an. »Hier sind wir richtig.«
Sie stiegen aus und gingen die Treppe zum Hauptein gang hinauf. Während sie die Namensschilder neben den Klingelknöpfen lasen, öffnete sich die Tür, und eine stäm mige Frau mittleren Alters, die einen Regenmantel und ein Kopftuch trug, kam mit einem Korb am Arm heraus.
»Kann ich Ihnen helfen, meine Herren?«
»Wir suchen Monsieur Rocard«, antwortete Dillon.
»Er ist für ein paar Tage nach Morlaix gefahren. Mor gen wollte er wieder zurück sein.« Sie ging die Treppe hinunter, spannte ihren Schirm auf und drehte sich noch einmal um. »Er hat zwar gesagt, es könnte sein, daß er heute am späten Nachmittag wieder da ist, aber er wußte es nicht genau.«
»Hat er eine Adresse hinterlassen? Wir wollten ihn in einer juristischen Sache konsultieren.«
»Nein, ich glaube, er wollte zu seinem Freund.« Sie lä chelte. »Er hat viele solche Freunde, Monsieur.«
Nachdem sie gegangen war, grinste Dillon. »Wir schauen uns mal ein bißchen um.« Er drückte aufs gera dewohl einen Knopf, und als eine Frauenstimme antwor tete, sagte er auf französisch: »Ich bin’s, Schatz.«
Der Summer ertönte, er drückte gegen die Tür, und sie waren im Haus.
Rocards Apartment lag im dritten Stock. Der Flur war leer. Dillon holte aus seiner Brieftasche einen Dietrich und machte sich an die Arbeit.
»Ist lange her, seit ich so ein Ding benutzen mußte«, meinte Blake.
»Aber man verlernt es nie«, entgegnete Dillon. »Ich hab’ mir immer schon gedacht, es könnte ganz nützlich sein, wenn ich jemals kriminell werden müßte.«
Das Schloß gab nach, er öffnete die Tür und ging hin ein. Blake folgte.
Das freundliche, etwas altmodische Apartment war mit antiken Möbeln im Empirestil eingerichtet; die Teppiche waren allesamt Sammlerstücke, an einer Wand hing ein Bild, das ein echter Degas zu sein schien, an der anderen ein Matisse. Es gab zwei Schlafzimmer, ein prachtvolles Bad aus Marmor und ein Arbeitszimmer.
Dillon spulte den Anrufbeantworter zurück, um ihn abzuhören, und eine Stimme erklang: »Hier Michael Ro card. Ich bin für drei Tage in Morlaix und komme am Mittwoch zurück.«
Darauf folgten einige Nachrichten, alle auf französisch, und dann hörte man Judas.
»Hebräisch«, sagte Dillon. »Volltreffer! Ich spiele es noch mal ab.« Er lauschte gespannt und nickte. »Berger ist bei einem Unfall in London ums Leben gekommen. Melden Sie sich so bald wie möglich.«
»Judas?« fragte Blake.
»Oder ich bin die längste Zeit Ire gewesen.« Dillon sah sich im Arbeitszimmer um. »Hat keinen Sinn, hier alles auf den Kopf zu stellen. Ein so kluger Mann wie er hebt daheim sicher keine belastenden Beweise auf.«
Blake griff nach einem Foto, das in einem Silberrah men auf dem Schreibtisch stand. Die altmodische Schwar zweißaufnahme zeigte eine Frau in einem Chiffonkleid und einen Mann im dunklen Anzug mit steifem Kragen.
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