Die Tochter des Praesidenten
siebenundsechzig bis siebzig.«
»Nach welchem Namen suchen Sie?«
»Das weiß ich nicht.«
»Haben Sie irgendeinen Anhaltspunkt?«
»Nur, daß er Jude war.«
»Das ist recht wenig. Es waren viele Juden während des Kriegs in der Armee. Die Wehrpflicht gilt für jeden, Mr. Grant.«
»Ich weiß. Es ist fast aussichtslos, aber werden Sie mir trotzdem helfen?«
Sie holte tief Luft. »Natürlich. Kommen Sie mit.«
Die Archive befanden sich im Keller. Außer ihnen war dort kein Mensch, und nur das sanfte Brummen der Kli maanlage war zu hören, während Mary Kelly die auf Mi krofilm gespeicherten Akten prüfte und Namen auf einen Block notierte. Schließlich lehnte sie sich zurück. »Das wär’s. In den vier Jahren von siebenundsechzig bis ein schließlich siebzig gab es dreiundzwanzig Offiziere jüdi schen Glaubens.«
Teddy ging einen Namen nach dem anderen durch, aber sie sagten ihm nichts. Er schüttelte den Kopf. »Sinn los. Ich hätte es wissen sollen.«
»Und Sie haben keine weiteren Informationen?«
»Na ja, er hat neunzehnhundertdreiundsiebzig während des Jom-Kippur-Kriegs in der israelischen Armee gedient.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Das müssen wir doch registriert haben. Das Pentagon verlangt, daß eine Akte geführt wird, wenn amerikanische Militärange hörige in der Armee eines anderen Landes Dienst tun.«
»Und das können Sie überprüfen?«
»Ziemlich einfach sogar. Ich habe hier einen kleinen Computer, der nicht an unseren Zentralcomputer ange schlossen ist, weil er nur dazu dient, unsere Aktenverwal tung zu vereinfachen. Hier drüben ist er?«
Sie setzte sich vor einen Bildschirm und drückte ein paar Tasten. »Ja, da haben wir’s schon. Nur ein Offizier, der bei der 801. war, hat anschließend in der israelischen Armee gedient. Captain Daniel Levy, geboren neunzehn hundertfünfundvierzig in New York, hat die Armee neunzehnhundertsiebzig verlassen.«
»Bingo!« sagte Teddy anerkennend. »Das muß er sein.«
»Ein Held. Zwei Silver Stars. Vater Samuel und Mutter Rachel sind als nächste Angehörige angegeben, aber das ist schon lange her. Der Vater war Anwalt in New York. Die Adresse lautet Park Avenue, demnach müssen sie ziemlich wohlhabend gewesen sein, wenn sie sich dort ei ne Wohnung leisten konnten.«
»Das ist alles? Mehr nicht?«
»Nichts, mit dem wir Ihnen weiterhelfen könnten.« Sie sah ihn besorgt an. »Es ist wirklich wichtig, nicht wahr?«
»Es könnte sogar jemandem das Leben retten.« Er schüttelte ihre Hand. »Wenn es möglich ist, komme ich zurück, das verspreche ich, und vielleicht kann ich Ihnen dann die ganze Geschichte erzählen. Jetzt muß ich wieder nach Washington. Würden Sie mir bitte den Weg nach draußen zeigen?«
Ehe er in die Limousine stieg, rief er den Präsidenten über sein Handy an und erzählte ihm, was er herausgefunden hatte.
»Das klingt zwar vielversprechend, Teddy, aber was bringt es uns?«
»Wir könnten seine Familie überprüfen. Ich meine, der Vater war Anwalt, hatte eine Wohnung in der Park Avenue, muß also wichtig gewesen sein. Ich rede in der Vergangen heitsform, weil er entweder tot ist oder zumindest sehr alt.«
»Mir ist gerade was eingefallen«, sagte Cazalet. »Archie Hood. Er ist jahrelang der Doyen der New Yorker Anwäl te gewesen.«
»Ich dachte, der lebt schon lange nicht mehr.«
»O doch, er ist einundachtzig. Ich habe ihn vor drei Monaten bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung in New York getroffen, als Sie in L. A. waren. Überlassen Sie das mir, Teddy. Kommen Sie so schnell wie möglich zurück.«
Teddy ging zur Limousine. Hilton hielt ihm die Tür auf. »Okay, Sergeant, schleunigst wieder nach Mitchell. Ich muß dringend zurück nach Washington.«
Es war ungefähr vier Uhr, als Rocard seinen Regenmantel überstreifte und nach unten ging. In der Halle polierte die Concierge den Spiegel.
»Ah, Monsieur Rocard, Sie sind wieder da.«
»Wie Sie sehen.«
»Zwei Herren wollten heute morgen zu Ihnen. Es ging um was Juristisches, haben sie gesagt.«
»Wenn es wichtig war, werden sie sich wohl noch mal melden. Ich genehmige mir ein frühes Abendessen auf ei nem der Seinedampfer.«
Er schloß gerade seinen Wagen auf, als Dillon mit dem Peugeot auf der anderen Straßenseite am Bürgersteig an hielt.
Blake zog das Foto heraus, das Max Hernu an
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