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Die Tochter des Schmieds

Die Tochter des Schmieds

Titel: Die Tochter des Schmieds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kleinen Nebenverdienst, wenn ihre Apfelbäume im Herbst Früchte
     trugen. Ihre Stadthäuser vermieteten sie in den Sommermonaten meistens an reiche Leute aus Adana, die der Hitze ihrer eigenen
     Stadt entfliehen wollten, die sehr viel sengender war als die Hitze der Kleinstadt, aus der Timur stammte.
    Wenn die Hitze sich selbst im Sommerhaus staute, konnte man sich draußen in den Schatten eines Walnußbaumes legen. Man konnte
     dem Rascheln der Blätter zuhören, aber es war kaum mehr als eine halbe Stunde Fußweg, bis die Stadthäuser mit ihren kleinen
     Hinterhöfen, in denen oft nicht mal ein Baum wuchs, wieder dicht an dicht standen.
     
    Anfang Mai zogen sie um. Timur hatte jemanden gefunden, der ihr Bett und den Hausrat mit einem kleinen Lastwagen ins Sommerhaus
     fahren konnte. Nachdem sie den Lastwagen vollgeladen hatten, war nicht mal mehr im Führerhaus Platz. Der Fahrer schlug vor,
     die Sachen zum Sommerhaus zu fahren, zwei Burschen zu suchen, die ihm beim Ausladen halfen, und dann zurückzukommen, um Timur
     und Fatma zu holen, Gül war schon bei ihrer Großmutter.
    – Gut, sagte Timur und steckte ihm Geld in die Tasche seines Hemdes, damit er die Burschen bezahlen konnte. Wir machen uns
     dann schon mal langsam zu Fuß auf den Weg.
    Als Mann und Frau friedlich auf der staubigen Straße entlanggingen, näherte sich ihnen von hinten ein Auto, und der Fahrer
     ging vom Gas. Er hatte pechschwarze Haare, die vor Brillantine glänzten, und buschige Augenbrauen. Nachdem er das Fenster
     runtergekurbelt hatte, fragte er:
    – Wohin des Wegs?
    – In die Stadt, sagte Timur.
    – Ich kann euch mitnehmen, steigt ein, sagte der Mann.
    Fatma hatte noch nie in ihrem Leben in einem Auto gesessen. Niemand in ihrer Stadt besaß in jenen Tagen ein Auto. |27| Sie war schon mal in einem Lastwagen mitgefahren, im Führerhaus oder hinten auf der offenen Ladefläche, aber noch nie in einem
     Auto. Einen kurzen Moment fühlte sie sich eingesperrt, nachdem sie sich auf die Rückbank gesetzt und Timur die Beifahrertür
     zugezogen hatte.
    Die Hände des Fahrers sahen nicht aus, als müßte er mit ihnen arbeiten, doch er hatte eine kräftige Statur, zu der sein dünner,
     gestutzter Schnurrbart nicht so recht passen wollte.
    Als sie einen kleinen Hügel hochfuhren, wurde der Wagen langsamer, und plötzlich machte er einen Satz nach vorne und blieb
     stehen.
    – Verdammt, sagte der Fahrer und wandte sich an Timur: Bruder, du bist ein kräftiger Mann, wie ich sehen kann. Wenn du vielleicht
     aussteigen möchtest und das Auto das letzte Stück der Steigung hochschieben. Sobald es wieder bergab geht, springt es sicherlich
     an.
    Der Schmied nickte, lächelte, in seinen blauen Augen waren Tatendrang und Stolz, er stieg aus und stemmte sich gegen den Wagen.
     Es war einfacher, als er gedacht hatte, und als es wieder bergab ging, war er noch nicht mal ins Schwitzen gekommen. Das Auto
     rollte, sprang an, und der Mann gab Gas.
    Er will, daß der Motor warm wird, dachte Timur im ersten Moment, ehe er begriff, daß der Mann einfach wegfuhr. Ihm wurde heiß,
     und er fing an zu laufen, dem Wagen hinterher. Er würde den Mann töten, er würde ihn töten, selbst wenn er ihn heute nicht
     zu fassen bekam, er würde ihn umbringen, wenn er seinen Mutwillen mit Fatma trieb.
    Timur bekommt nicht mit, daß der Wagen hält und Fatma aussteigt, er ist einfach nur gelaufen, ohne etwas wahrzunehmen, und
     nun sieht er sie am Straßenrand stehen. Doch er läuft nicht langsamer, er rennt, bis er vor ihr steht. Das Auto ist schon
     nicht mehr zu sehen.
    – Was, fragt Timur, was ist passiert?
    – Mach meinen Mann nicht zum Mörder, habe ich ihm gesagt, halt an, mach meinen Mann nicht zum Mörder. Halt an, |28| und laß mich raus, und dann verpiß dich, so schnell du kannst. Er wird dich finden und töten, habe ich gesagt, er ist ein
     Mann von Ehre. Ich habe ihm von hinten meinen Arm um die Kehle gelegt und gesagt: Mach meinen Mann nicht zum Mörder.
    Timur ist dankbar, er ist dankbar, und er glaubt, daß das Leben immer größer und schöner werden wird, solange Fatma an seiner
     Seite ist. Gestern noch war er ein kleiner Junge, und heute ist er mit ihr verheiratet und glaubt, daß sie alle Gefahren gemeinsam
     meistern werden.
     
    Timur kaufte eine weitere Kuh, er bestellte die Beete, hämmerte in der Schmiede, abends nahm er seine Tochter auf den Arm
     und koste sie. Fatma freundete sich mit den Nachbarn an, sie molk die Kühe im Morgengrauen

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