Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick

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flackerte über die Maske ihres Gesichts; ein ganz kurzer Augenblick nur, und dann war er wieder verschwunden. Sie verschränkte die Arme, wodurch sie die Hände dem Blick entzog.
    »Wir gehen«, sagte Puck bestimmt.
    »Ich werd das Licht für euch einschalten.«
    »Spar dir die Mühe.«
    Puck zog Jane hoch und steuerte sie aus dem Raum. Während ihres Traums hatte sich das Gebäude geheilt. Nun standen die Innenwände wieder und waren mit Wollbehängen bedeckt. Sie schritten durch Zimmer, die elegant tapeziert und gemütlich eingerichtet waren. Als sie heraustraten, waren die Bierflaschen vom Treppenabsatz verschwunden. Die Graffiti waren vom Stein verschluckt worden.
    »Sie ist total übergeschnappt«, sagte Puck, als sie wieder auf der Straße waren. »All die abgedrehten Geschichten. Obwohl dieses Kunststückchen allem die Krone aufsetzt. Wenn ich das Geld nicht so dringend brauchen würde, würde ich ...« Er stieß einen angewiderten Laut aus. Ohne den Schritt zu verlangsamen, klappte er eine Fliegerbrille auf und setzte sie auf. Neonfarbene Regenbögen huschten über die schwarzen Glasoberflächen. Sie verliehen ihm einen finsteren insektenhaften Ausdruck. Zu dieser späten Nachtstunde hätte er damit blind sein müssen, aber sein Schritt war sicher und entschlossen.
    »Was hat sie zu tun versucht?« fragte Jane zögernd. Sie war noch immer leicht benommen, war unsicher, was wirklich war - die Welt, wie sie sie jetzt sah oder wie sie ihr die Vision der Lamia enthüllt hatte.
    Es war spät genug, daß die Grigs und Gaunts in großer Zahl draußen waren. Sie stiegen aus den Luftschächten der U-Bahn, den Service-Tunnels und Abwasserkanälen, bildeten kleine Cliquen an den Laternenpfählen und beobachteten die Vorgänge von Türschwellen aus. Ein Wolfsjunge starrte Jane an, während er an einem Finger kaute. Er spie einen Fingerknöchel aus, als sie vorübergingen. »Du weißt es nicht?« fragte Puck. »Sie wollte ...«
    »He, alter Studi!« Ein Behemoth wurde langsamer, hielt neben ihnen an, und ein grauhaariger alter Troll steckte den Kopf aus dem Fahrerhaus. Er grinste hämisch zu ihnen herab und zeigte braune Zähne und einen gräßlichen Gaumen. »Wie kommt’s, daß sie dich noch nicht rausgeworfen haben?« Er sah Jane an. »Sehe, du hast ’ne neue Freundin.«
    »Wicked Tom.« Pucks Grinsen war lauernd und unaufrichtig. »Wie läuft’s?«
    Sie schlugen die Hände ineinander, und Jane erhaschte einen Blick auf ein kleines plastikumhülltes Päckchen, ehe es in der Tasche ihres Begleiters verschwand. Der Troll fuhr sich mit einer Hand über den braungefleckten Kopf und sagte mit gesenkter Stimme: »Es geht das Gerücht, das Gift sei in Umlauf.«
    Puck trat einen Schritt von der Bordsteinkante zurück. »O nein. Diesen Scheißdreck faß ich nicht an.«
    »Niemand verlangt von dir, daß du was anfaßt«, sagte Wicked Tom gereizt.
    »Such dir einfach jemand anderen.«
    »Okay, okay.«
    »Mit dem Geschäft hab ich nichts am Hut.«
    »Nein? Nun, zu dumm. Da steckt ’ne Menge Geld drin.«
    Der Behemoth schnaubte ungeduldig, und Tom kuppelte aus und jagte den Motor hoch, um ihn auf Touren zu halten. Er blinzelte Jane zu. »Muß jetzt los - wir bleiben in Verbindung, hörst du?«
    Als der Behemoth verschwunden war, fragte Jane: »Was ist dieses Gift?«
    »Schlechte Nachrichten. Möchte da nicht drin verwickelt werden.«
    Schweigend kehrten sie nach Hindfell und über den Skywalk nach Bellegarde zurück. Als sich Puck bei den Aufzügen abwandte, sagte Jane: »Da ist was, das ich klarstellen möchte. Ich bin kein reiches Miststück, wie du es so charmant ausgedrückt hast.«
    Puck brauchte einen Augenblick, bis ihm sein Kompliment von vorhin wieder einfiel. Dann blickte er finster drein. »He, ich hab gesagt, es tut mir leid.«
    »Du hörst mir jetzt zu! Ich bin dank eines Stipendiums hier, okay? Ich habe keine andere Einkommensquelle. Keine Mäzene, keinen Job, keine Ersparnisse, gar nichts. Nur mein Stipendium, und das hat mir die Universität gerade gestrichen. Also muß die Kasse klingeln. Das Geld muß von irgendwoher kommen.«
    »Aber deine Kleider ...«
    »Ich habe sie gestohlen. Dieser Kleider sind hübsch, denn wenn du etwas stiehlst, kannst du auch gleich in die vollen gehen, stimmt’s? Das solltest du einfach nur wissen. Ich bin nicht reich oder so was. Ich tue einfach mein Bestes, um über die Runden zu kommen.«
    »He, ich auch.« Puck hörte sich erstaunt an. »Ich meine, ich hab nicht gerade das Zeug