Die Tochter des stählernen Drachen
davon.
Knochenkopf brach ein weiteres Schloß auf. Etwas Dunkles, wie körniger Schatten, floß heraus. Es streifte Jane im Vorübergehen mit einem Blick, und sie hatte den flüchtigen Eindruck von haßerfüllten Augen, die stechend waren wie die Spitzen Tausender Skorpionklauen. Vor Schreck blieb ihr fast das Herz stehen.
»Steh da nicht einfach so rum!« Knochenkopf versetzte Jane eine Ohrfeige. »Wir haben zu tun.«
Aber Jane stand einfach so rum. Knochenkopf war zu beschäftigt, um das zu bemerken. Er hatte sich den Flur hinabgearbeitet, eine Tür nach der anderen aufgebrochen und abscheuliche Wesen befreit, wie sie ähnliche noch nie gesehen hatte.
Sie ließ die Jacke fallen und trat den Rückzug an.
Draußen reichte ihr ein grinsender Pixie eine Flasche Whiskey. Sie trank. Ein Hyter verteilte Pillen. Sie warf fünf davon ohne Flüssigkeit ein.
Zu ungeduldig, um abzuwarten, hatten Brandstifter im Innern bereits mehrere Brände gelegt. Betrunkene Aufrührer und Gefangene kamen hustend, würgend und kichernd heraus. Nur die nähergelegenen Zellenblöcke waren geleert worden. Im Handumdrehen standen die weiter entfernt liegenden Bereiche in Flammen, die heißer als jeder Ofen waren.
Entkommene Sträflinge mit lichterloh brennenden Köpfen stürzten kreischend aus dem Tor, rannten verzweifelt im Kreis und schlugen mit den Armen. Sie wurden mit Gelächter begrüßt.
Asche fiel wie Schnee. Die Flocken waren so groß wie Janes Hand. Sie starrte blinzelnd nach oben.
Wie bei Gefängnisbauten üblich führte eine kurze Brücke über das Tor, worauf ein kleiner Wachturm saß. Die Wärter waren längst geflohen und die Tore niedergeworfen, dennoch überbrückte sie noch immer die Kluft über dem Raum, wo sich die Tore befunden hatten.
Die Brücke war eine schwarze Silhouette vor den Flammen, und auf dem kurzen Turm in der Mitte tollten Feen umher, sangen und pißten in die Flammen. Sie mißachteten die Gefahr. Dies ging über bloßes selbstmörderisches Verhalten hinaus. Es war entsetzlich.
Plötzlich stießen die Feen auf dem Turm Rufe aus. Einer deutete auf eine entfernte Straße.
Elfensoldaten in schwarzen Glashelmen marschierten auf den Platz.
Als wäre es vorher abgesprochen gewesen, tauchten Decken am Fuß der Mauer auf. Sie wurden an den Ecken festgehalten und gespannt. Einer nach dem anderen sprangen die Ausgucke herab und landeten auf den Decken.
Neugierig verstummte der Mob.
Die Elfensoldaten formierten sich am einen Ende des Platzes. Sie standen dicht an dicht, hatten die Gummiknüppel gezogen und hielten Plexiglasschilde am Arm. Alle trugen das Abzeichen des geflügelten Hundsfotts auf den Gewändern.
Ihr Anführer ritt ein Chromstreitroß, das so glänzend poliert war, daß man es kaum erkennen konnte. Spiegelbilder des Mobs, der Soldaten, der brennenden Mauern des Langen Tumulus schwammen lautlos über die kühlen Flächen, stülpten sich aus, als das Streitroß vorwärts schritt, und wurden dann wieder vom Dunkel verschluckt, als es sich leicht zur Seite drehte.
Unaufhörlich fiel die Asche.
Der Elfen-Anführer stellte sich in die Steigbügel und rief mit hoher, klarer Stimme: »Dieser Mob hat sich gegen die Konventionen des Zehent versammelt. Eure Anwesenheit hier ist ungehörig und verboten. Ihr habt zwei Minuten Zeit, den Platz zu räumen.«
Es ertönte Hohngelächter, doch es war saft- und kraftlos. Der Mob war unsicher, unschlüssig. An seinem Rand stahlen sich einige wenige der wankelmütigeren Wichte davon. Wären die Elfensoldaten da vorgegangen, hätten sie den Platz mit wenig Mühe räumen können. Aber ihr Anführer gab keinen entsprechenden Befehl. Ein grausames Lächeln spielte um seinen Mund.
Das Hohngelächter wurde lauter. Ein Stein flog und dann eine Flasche. Sie explodierte. Bei diesem Geräusch lief ein Schauer durch den Mob, eine Welle der Vorahnung, die den Platz rascher als ein Ruf überquerte. Jane zitterte unwillkürlich. Rings um sie her spannten sich Körper an. »Oh, Scheiße«, brummelte ein Zwerg. Sie würden es wirklich tun. Sie würden wirklich gegen die Elfen vorgehen.
Der Zwerg faßte Jane beim Ellbogen und streckte deutend den Finger aus. Köpfe fuhren herum. In einer Seitenstraße erschienen weitere Soldaten. Dann in einer anderen. Sie versperrten die Ausgänge. Das war der Grund, weswegen ihr Anführer gezögert hatte. Er wollte, daß der Mob eingeschlossen und ohne jede Fluchtmöglichkeit war.
»Wenn ihr euch nicht zerstreut, könnte Gewalt gegen
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