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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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Ende an die Nase und beugte sich über das Pulver.
    Fast gleichzeitig schlug es ihr auf den Gaumen und unters Schädeldach. Sie erfuhr ein intensives künstliches Gefühl von frischen grünen Wiesen. Es war, als wäre ein kleines Licht in einem Zimmer angegangen, dessen Vorhandensein sie nicht einmal geahnt hatte.
    Incolore zog die andere Linie ein, zerknüllte den Geldschein und warf ihn weg. »Was läuft da eigentlich zwischen dir und Rocket? Du hast ihm wirklich Feuer unterm Hintern gemacht.«
    »Tatsächlich?« fragte Jane gleichgültig. »Muß wohl was sein, das ich gesagt habe.«
    »Hmm.« Incolore schloß die Hand um die Puderdose und steckte sie wieder ein. »Zuerst Fata Jouissante und dann mein Bruder. Du liegst anscheinend mit der Welt im Krieg.«
    »Wenn das so ist, dann geht es Sie mit Sicherheit nichts an.«
    »Ich will offen sein. Mein Bruder fühlt sich ganz klar zu dir hingezogen. Aus Gründen, die bei mir liegen, ist das eine Verbindung, bei deren Zustandekommen ich gern nachhelfen würde.«
    »Träumen Sie weiter.« Jane streckte die Hand nach ihrer Maske aus.
    Incolore hinderte sie mit einer Berührung daran. »Galiagante hat sich finanziell übernommen. Diese Bemerkung, in die Unterhaltungsmedien zu expandieren ...« Sie hob die Schultern. »Hoffnungslos. Er kann sich nicht mal entscheiden, was er mit dir vorhat. Kannst du mir folgen? Wenn er keine Unterstützung findet, wird ihm keine andere Wahl bleiben als der Versuch, einen Teil seiner Investitionen zurückzugewinnen. Er wird dich an Jouissante verkaufen.« Ihre Augen waren dunkel, ernst, und Ärger glitzerte darin. »Ich verspreche dir, das ist ein Handel, den würdest du bald bedauern.«
    »Ich bin nicht zu verkaufen«, fauchte Jane. »Galiagante besitzt mich nicht. Jouissante kann mich nicht kaufen. Und Sie sind nicht mal im Geschäft drin.«
    »Was bist du doch für ein seltsames Wesen.« Incolore strich sich mit einer Hand über den Mund, und eine brennende Zigarette hing ihr von den Lippen herab. Sie blies Rauch aus den Nasenlöchern. »Ich will dir was sagen. Ich habe kein sonderliches Interesse mehr daran, weitere von Galiagantes Dummheiten zu unterstützen. Aber ich werde ihn eine Woche oder so hinhalten, wenn du einverstanden bist, daß ich dir etwas zeigen darf.«
    »Was denn?«
    »Nichts, womit du nicht leben könntest.« Sie pflückte die glühende Asche von der Zigarette und verschluckte sie. Den Rest warf sie zu Boden. »Ruf meine Sekretärin an, und dann machen wir einen Termin.«

    Galiagante wollte unbedingt gehen. Sie folgten ihm Kehre um Kehre eine weitere Treppe hinab. Ein zwischen den Wänden verrammelter Besenstiel lenkte sie in einen Raum mit Reihen von Glaskabinen an den Wänden, aus denen Houris in heißen rosafarbenen Bikinis und chrombeschlagenen Lederharnischen einladend winkten. Jane überkam jäh der Gedanke, daß der Koboldmarkt sehr wohl kein Ende nehmen könnte. Es mochte eine unendliche Anzahl fensterloser Räume und Orgienlöcher unter der Stadt geben, die alle nach Weihrauch und Salmiakgeist dufteten, aus denen verzerrte Rap-Musik dröhnte und die von unzähligen trägen zwielichtigen Typen betreut wurden. Sie war hoffnungslos verloren, hoffnungslos müde und hoffnungslos gelangweilt. Sie unterdrückte ein Gähnen.
    »Fata Jayne scheint sich aber nicht zu amüsieren«, bemerkte der eine, der möglicherweise Floristan war.
    »Mir geht’s gut.«
    »Vielleicht sind unsere Vergnügungen zu raffiniert für sie«, meinte der Vielleicht-Esplandian.
    »Warum gehen wir nicht wohin, wo es Jayne gefiele?«
    »Wenn es einen solchen Ort gibt .«
    Die beiden rangniederen Elfen kamen auf Jane zu, wobei die Augen boshaft hinter ihren Masken glühten. Sie wich vor ihnen zurück, geriet jäh in Panik, fuhr herum und entdeckte, daß sie vor einem Bogengang stand. Ein Schild, umrahmt von blinkenden Lichtern, war über den Glastüren angebracht:

    DER ABSOLUTE WAHNSINN!
    * Erfüllte Träume * Rauschmittel *
    * Widerwärtige Phantasien *

    »Ich glaube«, sagte Galiagante, »daß wir Jane geben können, wonach es sie verlangt.« Er hielt eine Tür auf. »Hinein!«

    »Ja, gewiß, entzückend, o ja.« Sie saßen auf billigen Stühlen in einem Vorzimmer und hörten dem fetten, haarlosen alten Kobold zu, der seine Masche abzog. Er hob und senkte den Kopf, verbeugte sich unablässig und rieb sich die Hände. »Oh, wir wissen es«, sagte er. »Wir wissen, was Sie möchten, ehe Sie es selbst wissen. Geheime Dinge, persönliche Dinge,

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