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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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-, bis zu dem Tag, da die besten und am geschicktesten verbogenen jungen Mischlinge zur Akademie eingeladen werden. Ein Drachenpilot zu sein, ist etwas Großartiges und liegt jenseits jeder vernünftigen Erwartung, die sie haben mögen, und nahe, sehr nahe an ihren unvernünftigsten Träumen. Sie haben keine Ahnung, daß das schon vor ihrer Geburt so vorgesehen war.
    Ein Botschafter übergibt die Einladung in einer fernen Ecke des Geländes, in einem kühlen Wald bei einem Tor, das sie nie zuvor offen gesehen haben. Der Empfänger muß sofort aufbrechen. Er muß das Tor durchschreiten, ohne für Proviant, den Mantel oder für einen Abschied zurückzugehen. Obgleich er weiß, wie sie sich fühlt, muß er seine Mutter verlassen und kann ihr nicht einmal ein Wort des Bedauerns sagen. Man sagt ihm, er wird sie niemals wiedersehen.«
    »Also betrügt er sie«, sagte Jane.
    »Er betrügt sie.«
    »Aber was ist der Zweck einer derart ausgeklügelten Übung?«
    »Schuldgefühle«, sagte Incolore. »Eine so seltene, so kostbare Fähigkeit. Ich gestehe, daß ich selbst sie überhaupt nicht verstehe, obgleich das Vermögen des Hauses Incolore darauf beruht. Aber ihre Funktionsweise ist einfach. Da sie die eigene Art einmal verleugnet haben, verstehen die jungen Soldaten den Schmerz, betrogen zu haben, auf einer in der Tat sehr tiefen Ebene. Ihre Ergebenheit zu dieser Seite ihrer Herkunft gegenüber bleibt kompromißlos und ist glühend über jeden Glauben hinaus. Das ist der wünschenswerteste Charakterzug bei jemandem, der mit so gefährlichen Wesen wie Drachen umgeht und jeden Tag in ihrer Verräterei zu baden hat.«
    Anmutig setzte sie den eingetopften Baum nieder.
    Jane musterte eindringlich das Gesicht der Frau. Es lag bedrohlich vor ihr, so groß und geheimnisvoll wie ein neuer Kontinent. »Was sieht sie?«
    »Nun ...«
    Die Flurtür klapperte und öffnete sich.
    Rocket trat ein.
    Bei ihrem Anblick blieb er verwirrt stehen. Er hatte einen kleinen Blumenstrauß in der Armbeuge. »Entschuldigt mich, ich habe nicht ...«, fing er an. Dann, völlig durcheinander: »Was tut ihr hier?«
    »Ich biete dir ein gutes Versteck, Bruder«, sagte Incolore.
    »Aaah.« Es war fast ein Seufzer. »Daher weht also der Wind.«
    Jane runzelte die Stirn. »Würde es jemandem etwas ausmachen, mir zu erklären, was hier vor sich geht?«
    »Ich komme jede Woche hierher. Um meine Mutter zu besuchen.« Rocket wandte sich ab und legte das Sträußchen auf den Tisch. Er entfernte die alten Blumen aus der Vase, ließ frisches Wasser einlaufen und machte sich daran, die neuen Blumen zu ordnen. »Meine Halbschwester weiß das. Zweifelsohne hat sie ihre Gründe, uns beide zusammenzubringen.«
    Als er sich wieder umwandte, war sein Gesichtsausdruck verschlossen und höflich. Mit leichter Verbeugung reichte er Jane ein Gänseblümchen. »Ich bitte Sie, meiner Familie zu vergeben, Madame. Wie ich sehe, nehmen Sie nicht freiwillig an dieser Farce teil.«
    Jane sah auf die Hände hinab, auf die Blume, die darin lag.
    »Oh, sei nicht so spießig«, sagte Incolore. »Jayne, zieh die Bluse aus und zeig meinem Bruder, was für hübsche Brüste du hast.«
    Jane spürte, wie sie rot wurde. Aber Rocket sagte nur: »Beleidige das Mädchen nicht, Lesya. Mit solchen billigen Tricks erreichst du gar nichts, erst recht nicht, daß wir uns ineinander verlieben.«
    Lesya lächelte hart und verschränkte die Arme. Ihre langen schwarzen Nägel gruben sich abstoßend in die Haut der Unterarme. »Es ist ausgesprochen ärgerlich«, sagte sie, »wenn einem ein Strich durch die Rechnung gemacht wird.«
    Ein Hauch von Belustigung belebte Rockets Miene. »Du sprichst es überdeutlich aus.«
    »Oh, nun nimm das doch nicht so ernst. Auf der einen Seite bist du von den Mahnungen an Tod und Vergänglichkeit umgeben, und auf der anderen Seite hast du hier Jane, ein Musterexemplar deiner dummen loyalen Natur. Besser kann man’s sich gar nicht wünschen. Ihr beide könntet mir eine Menge Ärger ersparen, wenn ihr wie wahnsinnig der Lust verfallt.«
    Rocket achtete nicht auf die Worte seiner Schwester, trat zum Sarg und legte eine Hand darauf. Kurzzeitig blieb er so stehen. Dann drehte er sich um. »Mit eurer Erlaubnis«, sagte er, »werde ich auf dem gleichen Weg gehen, wie ihr gekommen seid.« Er griff in die Luft. Etwas klickte, und ein Portal öffnete sich in die Schatten hinein. »Fata Jayne«, sagte er und begegnete ruhig ihrem Blick, »ich bleibe Ihr ergebener Diener.«
    »Hüfte

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