Die Tochter des stählernen Drachen
jederzeit verschwinden.«
»Drei Schlüssel?«
»Der erste ist ein Rubin mit einem Chromfleck im Herzen.«
»Den habe ich gesehen!« sagte Jane überrascht. »Ich habe ...« Sie hielt inne. »War das dein Werk?«
»Du mußt aufpassen. Unsere Zeit ist knapp bemessen. Der Rubin wird mein Laserleitsystem in Gang setzen. Das ist der erste Schlüssel. Der zweite Schlüssel ist etwas Kleines. Es sieht aus wie eine Walnuß, besteht jedoch aus Messing und fühlt sich bei der Berührung kalt an.«
»Das habe ich gesehen ...«, sagte Jane unsicher.
»Es ist in der Schachtel mit Spielzeug im Arbeitszimmer von Baldwynn.« Jane fuhr überrascht auf. »Du mußt es mir bringen; es enthält einen Teil meines Gedächtnisses. Den dritten Schlüssel haben wir bereits: dich.«
»Mich?«
»Dich, o Wechselbalg. Warum haben dich die Tylwyth Teg wohl gestohlen? Um in den Fabriken zu schwitzen und zu verschmachten? Nicht kosteneffektiv! Nein, du wirst hier lediglich gehalten, bis du alt genug bist und deinen Zweck erfüllen kannst. Drachen, mußt du wissen, bestehen aus kaltem Eisen und sind um ein Herz aus schwarzem Stahl herum gebaut. Wir erzeugen eine magnetische Kraft, die auf die Elfen-Lords und ihre Untergebenen krebserzeugend wirkt. Sie können uns nicht selbst steuern. Ein Pilot benötigt Blut von Sterblichen.«
»Dann ... werde ich Pilot sein?« Es war eine verblüffende Zukunft, und einen Augenblick lang war Jane vom Ehrgeiz geblendet und vergaß die Flucht völlig.
7332 lachte, aber nicht freundlich. »Ein menschlicher Pilot? Unmöglich! Piloten müssen vertrauenswürdig sein, dem System gegenüber loyal, daran gebunden durch Blut und Training. Nur die Halbblütigen erhalten jemals die Lizenz, Drachen zu fliegen.
Nein, du bist zur Zucht hergebracht worden.«
Sie brauchte einen Augenblick, um die Bedeutung seiner Worte zu erfassen. Als sie begriff, war es wie ein körperlicher Schlag. Sie wollten sie als Zuchtstute! Um Kinder für sie aufzuziehen - Halb-Elfenkinder, die ihr bei der Geburt weggenommen würden, um als Krieger aufzuwachsen. Kalter Zorn loderte in ihr. »Sag mir deinen Namen!« verlangte sie.
»Ich habe ihn dir bereits gesagt.«
»Das ist bloß deine Seriennummer. Ich brauche deinen Namen, um deine Bedienungsspezifikationen herauszubekommen.« Hunderte von Modellen konnte dieses Wesen sein; der Index des Zauberbuchs war endlos lang. Ohne den Masterkey sagte ihr eine Seriennummer gar nichts. »Ich kann dich ohne deine Kennzeichnung nicht bedienen.«
»Keine Namen.«
»Ich muß ihn kennen!«
Ein Hauch von Ärger schwang in diesem kalten knisternden Flüstern mit. »Wechselbalg, für wen hältst du mich? Ich bin weit größer als du und deinesgleichen. Deine Aufgabe ist, mich zu befreien; als Gegenleistung werde ich dich wegbringen. Mach dich nicht größer, als du bist!«
»Ich kann deine Bande nicht lösen, ohne deinen wahren Namen zu kennen«, log Jane. »So heißt es im Zauberbuch!«
Die Lichter erloschen.
Jane saß im Dunkeln, inmitten des absterbenden Wimmerns, mit dem die Servomechanismen die Kybernetik-Einheiten zurückzogen. Die Tür schlug auf.
Der Zauber war entweder erneuert worden oder verschwunden, denn das Innere von 7332 war im kalten Mondlicht wieder verdorrt und leblos. Jane stand auf und wischte die Flocken verbrannten Vinyls ab, die am Rücken ihres Kleids klebten. »Du brauchst meine Hilfe. Wenn du also wieder frei sein willst, mußt du mir deinen Namen sagen.« Sie wartete, doch es erfolgte keine Antwort.
Sie ging.
Blugg hatte einen Plan. Jane hatte keine Ahnung, worin er bestehen mochte, aber die damit zusammenhängenden Machenschaften hielten sie während der folgenden Tage auf Trab. Man hetzte sie von der Federungswerkstatt zum Entwurfsbüro, vom Steuerungswerk zum Bolzenlager und dann über die Labors für Metaphysik wieder zurück. Sie wurde zum Zylindermaschinenwerk geschickt, um die Bohrmühlen für drei Tage zu reservieren, dann hinüber zum Maschinenwärtergebäude, um einen versiegelten Umschlag von einem alten degradierten Ingenieur abzuholen, der vor langer Zeit im Rahmen einer Strafmaßnahme der Firma ein Auge und beide Ohren verloren hatte. Als sie zum Chemikalienlager ging, um nachzufragen, wieviel von der vorhandenen gelierten Zaunrübenmischung noch nicht für jemanden vorgemerkt war, setzte der Lagerverwalter seine Drahtbügelbrille ab und funkelte sie aus rosafarben getönten Augen an. »Warum will Blugg das wissen?« fragte er.
Jane hob nervös die
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