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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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möchtest!« Sie sah ihm durchdringend in die Augen. »Sag mir, was du gern tätest!«
    Peter sagte hoffnungslos: »Du weißt, was ich möchte. Nur du und ich - allein, zusammen, für immer.«
    Gwen lehnte sich in ihren Sitz zurück. »Ja«, sagte sie schwach. »Wäre das nicht wunderbar?«
    Vielleicht lag es am Feenstaub, obgleich die von ihm hervorgerufene Hochstimmung längst verflogen war und als Nachwirkung nur ein flaches leeres Summen hinterlassen hatte. Vielleicht hatte die Droge einen verzögerten Effekt auf das Urteilsvermögen. Wie dem auch sei, Jane sagte: »Seht mal. Das Opfer muß freiwillig erfolgen, stimmt’s? Was geschieht also, wenn ihr nein sagt? Sie müssen die letztjährige Zweite benutzen, und dann könnt ihr, du und Peter, mit eurem Leben einfach weitermachen. Ihr könntet in die Normalität zurückkehren.«
    Gwens Augen blitzten. »Ich möchte nicht zu meinem alten Leben zurückkehren!« rief sie. »Ich möchte, daß dieses Leben für immer weitergeht.«
    »Aber ...«
    »Ach, was weißt du schon?« Sie warf sich in den Sitz zurück. »Du weißt überhaupt nichts. Du bist lediglich ein unwissendes kleines Waldmädchen.«
    Betroffen schrie Jane: »He, das ist nicht nett!«
    Peter machte besänftigende Gesten.
    »Oh, jetzt wollen wir anderen Leute Manieren beibringen, ja? So eine Kritik habe ich nicht nötig. Du könntest einfach ein paar Monate warten und dann alles über mich erzählen, was du möchtest, verdammt noch mal, ohne dir Sorgen machen zu müssen, du könntest meine Gefühle verletzen. Aber nein! Du mußt mich direkt ins Gesicht beleidigen, während ich noch lebe.«
    »Ich ...«
    Gwen brach in Tränen aus.
    Alles war zu schrecklich. »Wir sind nicht weit vom Einkaufszentrum weg. Soll ich dort aussteigen?«
    »Vielleicht wäre das am besten!«
    Als die Limousine anhielt, stieg Peter zusammen mit Jane aus und umarmte sie linkisch. Er senkte die Stimme und sagte: »Sie wird drüber wegkommen. Wir werden ein bißchen tanzen gehen, und dann werden wir in meine Wohnung gehen und ... Nun ja. Laß dir ihretwegen keine grauen Haare wachsen. Morgen wird sie wieder sie selbst sein.«
    Er lächelte ein trauriges, gehetztes Lächeln.

    Also ging sie schließlich doch zum Einkaufszentrum.
    Sie fand Hebog und Salome auf einer Bank neben dem Minigolfplatz. Er war eine zeitweilige Attraktion gewesen, mit synthetischem Gras und schäbigen Windmühlen aus Furnierholz, geleitet von einem gelangweilten Oger, der den Kopf in den hohlen Händen hielt und vor sich hindöste. Niemand spielte. Ihre beiden Freunde saßen Seite an Seite, einen Pullover achtlos über die Schenkel gelegt.
    Als Jane näher kam, hob Hebog hastig die Hand ans Kinn und kratzte sich. Salome, die rot wurde, legte den Pullover zusammen. Zu ihrem Erstaunen wurde Jane klar, daß sie verdeckt Händchen gehalten hatten. »Hallo, ihr.«
    Salome bedachte sie mit einem kühlen Nicken.
    »Hallo, Maggie«, sagte Hebog.
    »So nennt mich Ratsnickle. Ich bevorzuge Jane.«
    »Was ist los mit euch beiden?« fragte Hebog neugierig. »Geht ihr nicht mehr zusammen?«
    Mit aller Selbstbeherrschung, die sie aufbringen konnte, sagte Jane: »Ratsnickle und ich sind niemals zusammen gegangen - in keiner Weise, Gestalt oder Form. Wir sind mal Freunde gewesen, aber wir sind jetzt keine Freunde mehr. Wenn die Lady will, werden wir in jeder möglichen oder absehbaren Zukunft niemals wieder Freunde in irgendeiner Hinsicht sein.«
    »Ja, er hat gesagt, ihr hättet eine Kabbelei gehabt.«
    Ehe Jane eine angemessene Erwiderung einfiel, sagte Salome: »He, hast du Trotter-und-Stitch in letzter Zeit gesehen? Sie haben jetzt etwa 3 Komma 5 Augen zwischen sich. Das mittlere Auge hat je eine braune und eine blaue Iris bekommen. Ungeheuerlich.«
    Eine Weile lang tauschten sie Klatsch aus, dann sagte Jane: »Ich suche was, um Gwen aufzumuntern. Sie ist wirklich am Boden zerstört, und ich habe gedacht, ein Geschenk könnte helfen.«
    »Vielleicht ein Pullover?« fragte Hebog. Salome stieß ihn in die Rippen.
    »Nein, was Besonderes. Vielleicht ein Schmuckstück. Gwen liebt Schmuck.«
    »Es wird kalt. Ein Pullover wäre praktischer.«
    »Versuch’s in Oberons Haus«, sagte Salome. »Wenn du was wirklich Nettes suchst.« Sie warf einen raschen Blick auf ihr leeres Handgelenk. »Oh, he, schau mal, wie spät es ist! Wir müssen gehen.«

    So, wie Jane gekleidet war, konnte man einfach nicht in Oberons Haus aufkreuzen. Zunächst mußte sie eine bessere Bluse stehlen. Sie

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