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Die Tochter des stählernen Drachen

Die Tochter des stählernen Drachen

Titel: Die Tochter des stählernen Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Swanwick
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bleiben. Sie war zuverlässig, versicherte ihr Peg, so lange sie keinen Fehler beim Zählen beginge, daran dächte, den Spruch jeden Morgen ohne Ausnahme zu singen, und niemals so betrunken oder verknallt wäre, daß sie vergäße, welche Seite oben war.
    »Das ist alles«, sagte Peg schließlich. »Nun, und wenn du jetzt überhaupt irgendwie typisch bist, dann hast du einen Kopf voller Unsinn und einen Mund voller schrecklich dummer Fragen, die du stellen willst. Also?«
    »Ich möchte wissen ... nun ja, das ist eher Hexerei als Empfängnisverhütung, schätze ich.« Jane wurde rot. »Aber ich möchte wissen, wann ich mit meiner weiblichen Weisheit in Berührung komme.«
    »Weibliche Weisheit? So was gibt’s nicht.« Peg zündete sich eine neue Zigarette an.
    »In der Schule bringen sie uns bei, daß alles in männliche und weibliche Prinzipien aufgeteilt ist. Sie sagen, daß Handeln dem männlichen Prinzip entspricht und Weisheit dem weiblichen. Sie sagen, daß Mädchen deswegen entmutigt werden, in die Politik zu gehen.«
    Peg schnaubte. »Typisch männlich , so was zu sagen! Das ist alles ’ne Wagenladung Pferdemist, junge Dame. Du bist nicht deswegen was Besonderes, weil du eine Möse hast. Sie ist ein hübsches kleines Ding, und wenn du sie gut behandelst, wird sie dir eine gute Freundin sein, aber als Quelle der Weisheit ...? Pah! Sie hat wenige, aber einfache Bedürfnisse. Du lernst hier« - sie berührte Jane an der Stirn - »und hier.« Sie berührte Janes Herz. »Jungen haben gleichfalls Köpfe und Herzen, weißt du. Obwohl sie nie davon Gebrauch machen.«
    Verwirrt sagte Jane: »Nun, vielen Dank! Vielen, vielen Dank!«
    »Keine weiteren Fragen?«
    »Nein«, sagte Jane. Dann: »Ja. Ja, noch eine weitere. Ich möchte etwas über das Ding in der Flasche erfahren.«
    Pegs Augen verdunkelten sich, und sie lächelte. »Er war früher mein Liebhaber. Aber er ist geschrumpft.« Sie zog das Tuch von der Flasche. »Du möchtest hier doch mit dabei sein, nicht, Schätzchen? Schließlich ist es deine Geschichte.«
    Der ausdruckslose Blick des Homunculus besagte nichts.
    »Bei unserer ersten Begegnung war er ein großartiger Oger mit Schnauzbart und gelben Zähnen. Groß wie ein Berg, mit Schultern bis dort. Was für ein herrliches Wesen er war! Selbst seine Fehler waren große Fehler. Der Gestank aus seinen Achselhöhlen übertraf den Gestank einer Ziege. Seine Fürze waren wie Donnerschläge. Er hat alles gebumst, was vor ihm stillgehalten hat.
    Unser Gebalze war rauh, aber mir gefiel es so, und wenn ich ihn dabei erwischt habe, wie sein Ding in den Hintern eines Püppchens oder Lockenköpfchens gerutscht ist, habe ich ihr die Fresse poliert. Und er hat gelacht und seinen Schwanz mit einem Ruck rausgezogen. Wir hatten niemals ein Möbelstück, weil ich alle auf seinem Kopf zertrümmert habe. Ah, aber was scherte uns das? Wir waren jung und verliebt.
    Aber dann haben ihn eines Nachts die Tylwyth Teg gesucht. Ich hab vergessen, worum es ging - er hatte irgend jemandes Hund gegessen, glaube ich. Muß jemand ziemlich Wichtiges gewesen sein, daß die Tegs sich eingemischt haben. Damals lebten wir in einer Einzimmerwohnung über einer Bar, und das Fenster hatte ein Einbruch-Schutzgitter. Keine Zeit, es rauszureißen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich im Wandschrank zu verstecken.
    Das war schon ein Paar, diese Tylwyth Teg. Fieberglänzende Augen und schlank wie die Windhunde. Wangenknochen, mit denen man ein Brot hätte schneiden können. Einer hob den Kopf und schnüffelte herum. Er ist hier, sagte er. Ich rieche ihn.
    ’türlich riechen Sie ihn, sagte ich, wobei ich auf das zerwühlte Bett wies. Wir haben die Laken seit einem Monat nicht gewechselt.
    Der Geruch ist stärker, sagte er.
    Dann riechen Sie nicht ihn, sagte ich und warf ihm einen Blick zu.
    Sie sahen einander an, und einer grinste höhnisch. Versuchst du, uns mit deinem Körper zu bestechen? fragte der andere.
    Ich sah ihm ins Auge und sagte, nun, ich geb euch kein Geld, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche!
    Also habe ich dort auf unserem ungemachten Bett eine Doppelnummer mit ihnen geschoben, in einem Bett, das noch immer nach ihrem Jagdwild roch. Äußerst bestechlich, diese Tylwyth Teg.«
    Peg sah finster drein. »Du siehst aus, als hättste auf ’ne Zitrone gebissen, mein Mädchen. Aber ich versichere dir, sie waren froh, mich zu haben. Ich seh nicht halb so schlecht aus, wie du behauptest.«
    »O nein«, sagte Jane hastig. »So ist

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