Die Tochter des Tuchhandlers
gewünscht hätte. Sie entdeckte Connucci neben Andrea, dem jungen da Sesto und Eredi Vecoli. »Es freut mich, Euch zu sehen, Federico.« Sie warf einen Blick auf die Armbruste und Arkebusen der Männer. »Wollt Ihr zur Jagd?«
Federico machte ungehalten einen Schritt auf sie zu, wurde jedoch von Connucci zurückgehalten. »Ja, Madonna. Wir sind auf dem Weg zu meinen Ländereien, um Enten und Fasane und was uns sonst begegnen mag, zu schieÃen.« Der Marchese schenkte ihr ein gewinnendes Lächeln.
»Was für eine angenehme Art, sich den Tag zu vertreiben. Der Koch wird sich freuen.«
Eredi Vecoli wandte sich neugierig an Pontormo. »Ihr seid ein Künstler, Signore?«
Der Maler verzog keine Miene. »Maler.«
»Wundervoll! Ich liebe die Künste! Leider muss ich den Tuchhandel der Familie weiterführen. Eigentlich bin ich Sänger.«
»Wenn Ihr Euch zum Sänger berufen fühlt, solltet Ihr Euch durch nichts davon abhalten lassen, es sei denn, der Ruf in Euch ist nicht stark genug. Aber dann seid Ihr auch kein Künstler.« Pontormo sprach ruhig und voller Ãberzeugung.
»Bravo!« Connucci legte Eredi seine Hand auf die Schulter.
»Da habt Ihrâs, mein Freund. So spricht ein wahrer Künstler. Aber trotzdem erfreuen wir uns gern an Eurem Gesang, auch wenn Ihr nebenbei dem profanen Tuchhandel frönt, der allein dem Erwerb schnöden Geldes dient. Andererseits, werter Maler, was wäret Ihr ohne einen Auftraggeber, der Euch bezahlt?«
Pontormo zuckte mit den Schultern. »Wollt Ihr die nackten Wände Eures Palazzo betrachten?«
Bevor Connucci etwas erwidern konnte, sagte Beatrice: »Signor Pontormo wird mich porträtieren, und ich kann es kaum erwarten, erste Skizzen seiner Arbeit zu sehen.« Sie fing Federicos wütenden Blick auf, doch er sagte nichts. Wahrscheinlich wollte er sich vor seinen Freunden keine BlöÃe geben.
Der Marchese schulterte seine Armbrust. »Welch eine angenehme Aufgabe erwartet Euch, werter Maler. Ich beneide Euch darum, die Schönheit von Madonna Beatrice in stundenlangen Sitzungen studieren zu dürfen. Wie war doch gleich Euer Name?«
»Ich wurde noch nicht vorgestellt. Jacopo Carucci, genannt Pontormo.« Der Maler sagte das mit einer Selbstverständlichkeit, mit der auch ein Leonardo oder Michelangelo sich eingeführt hätte.
»Ãberanstrengt Euch nicht, indem Ihr zu lange Modell sitzt«, wies Federico sie an, gab seinen Freunden einen Wink und wandte sich zum Gehen. »Lasst uns aufbrechen, damit wir die Mittagshitze vermeiden.«
»Fast hätte ich es vergessen.« Connucci reichte Beatrice einen Brief, den er aus seinem Lederrock zog. »Die Marchesa würde sich über einen Besuch von Euch freuen. Natürlich nur, wenn Eure Gesundheit es erlaubt.«
Ãberrascht nahm Beatrice den Brief an sich. »Danke, Marchese.«
Von der Einladung Bernardina Chigis überrascht und geschmeichelt, saà Beatrice vier Tage nach Erhalt der Einladung mit Ines in einem kühlen Salon des Palazzo Connucci und wartete auf die Herrin des Hauses. Auf den schlecht ausgebauten StraÃen hatten sie drei Stunden für die Anfahrt gebraucht. Ines tupfte sich die Stirn mit einem Tuch trocken.
»Ich mag gar nicht an die Rückfahrt denken. Die Luft im Wagen ist zum Ersticken! Es ist ein Wunder, dass Ihr nicht ohnmächtig geworden seid. Wir hätten nicht fahren dürfen â¦Â«
Beatrice fächelte sich weiter Luft zu und bemerkte einen Duft von Jasmin, der mit einer Brise durch die offenen Fenster in den Salon wehte. »Es geht mir gut. Dieser Besuch ist eine wundervolle Abwechslung, die ich mir nicht nehmen lassen wollte. Sieh dich um, Ines, ist das nicht alles sehr geschmackvoll?«
Ines murmelte etwas und lieà pflichtschuldig den Blick durch den hellen Raum gleiten, der durch einen MosaikfuÃboden, zierliches Mobiliar und kostbares Porzellan bestach. Man hatte ihnen ein Tablett mit kühlem Zitronenwasser und Früchten gereicht. Ines steckte sich eine Kirsche in den Mund und war gerade dabei, den Kern in die Hand zu spucken, als die Türen aufschwangen und Bernardina Chigi hereinkam.
Sie wirkte gelöst und heiter. Der duftige weiÃgelbe Stoff ihres Kleides raschelte leise, während sie mit ausgestreckten Händen auf Beatrice zukam. Ein kleiner dreieckiger Schleier bedeckte ihre Stirn und einen Teil der streng aufgesteckten braunen
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