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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Stimme war ruhig, ihre Hände lagen ineinander, und doch sprach sie von Erlebnissen, die sie mehr mitgenommen haben mussten, als sie jetzt zugab. Allein die Tatsache, dass sie darüber sprach, zeigte Beatrice, dass die Marchesa in ihr eine Freundin sah, der sie ihr Innerstes anvertrauen konnte, und sie fühlte sich durch die Zuwendung dieser Frau geehrt.
    Â»Vom ersten Tag an hat er mir seine Verachtung gezeigt. Nicht vor den anderen, niemals würde er sich eine Blöße geben. Nein, nach außen ist er der perfekte Gatte, doch sobald sich die Türen schließen und wir allein sind … Er ist ein grausamer Mann, ein grausamer Mann …« Sie schwieg und überließ es Beatrice, sich auszumalen, worin Connuccis Grausamkeiten bestanden.
    Â»Warum sagt Ihr mir das, Marchesa?«, fragte Beatrice nach einer Weile leise.
    Â»Weil ich Euch mag. Nehmt es als Warnung. Euer Gatte ist sein bester Freund. Ich befürchte fast, dass sie sich sehr ähnlich sind.« Fragend sah sie Beatrice an.
    Â»Es, ja, ich weiß nicht …«, stotterte diese verlegen.
    Â»Ihr braucht nichts dazu zu sagen, aber seht Euch vor, vermeidet es, mit dem Marchese allein zu sein.«
    Entsetzt starrte Beatrice sie an. Was wollte die Marchesa andeuten? Dass Connucci ihr Gewalt antun würde?
    Â»Jetzt lasst uns das Thema wechseln, ich habe Euch reichlich verwirrt, fürchte ich. Männer sind Wölfe, die man nur mit List bändigen kann. Ihr werdet es lernen, davon bin ich überzeugt.« Bernardina Chigi stand auf und zeigte auf den dunklen Durchgang in der Mauer. »Das Nymphaeum. Ich habe es im letzten Jahr errichten lassen, denn ich glaube an Wassernymphen.« Sie kicherte und wirkte plötzlich um Jahre jünger.
    Gemeinsam betraten sie die Grotte, in der verborgene Lichtquellen flackernde Schatten auf die mit Muscheln und bunten Steinen verkleideten Wände warfen. Wasser sprudelte aus einem Felsen in der Wand, Korallen schimmerten im Becken, und ein steinerner Jüngling hielt ein Tablett, auf dem Becher standen.
    Â»Wundervoll! Ich bin ganz verzaubert!« Staunend trat Beatrice an das Wasserbecken und hielt ihre Hand in das kühle Nass.
    Â»Nehmt Euch einen Becher. Das Wasser kommt aus einer Quelle und nicht aus dem Fluss.«
    Beatrice folgte der Aufforderung und ging um eine mit Korallen verzierte Säule, um sich einen Becher zu holen. Nach der Hitze wirkte das klare Quellwasser belebend. Als sie sich umdrehte, sah sie eine Silhouette im Eingang stehen und hielt den Atem an. Der Mann konnte sie vom Eingang aus nicht sehen und ging direkt auf die Marchesa zu, die ihre Knöchel mit Wasser benetzte.
    Â»Liebste, ich wusste, ich würde Euch hier …« Weiter kam er nicht, denn bevor er die Marchesa umarmen konnte, hatte sie sich umgedreht und ihm eine Ohrfeige gegeben, dass er sich erschrocken die Wange hielt. »Aber?!« Vorwurfsvoll sah er sie an.
    Â»Unverschämter! Mit welcher Magd habt Ihr mich verwechselt? Seht Euch gefälligst vor, bevor Ihr Süßholz raspelt und Eure gierigen Hände nach jemandem ausstreckt!« Die Marchesa richtete ihr Kleid und winkte Beatrice zu sich, die beim Nähertreten erkannte, dass es sich um Rodolfo da Sesto handelte.
    Â»Was habe ich Euch vorhin gesagt, liebste Beatrice? Seht Euch vor! Aber zum Glück war ich nicht allein. Wen hattet Ihr denn gehofft, hier zu treffen, mein guter Rodolfo? Hoffentlich nicht eine meiner Dienerinnen. Die jungen Dinger haben genug zu tun und müssen nicht auch noch die Bälger von Kumpanen meines Mannes austragen.«
    Rodolfo da Sesto schien sich von dem Schreck erholt zu haben. »Den Schlag habe ich wohl verdient, Marchesa. Verzeiht, dass ich Euch zu nahe getreten bin. Aber Ihr wisst, wie wir Männer sind – eine schöne Blume verlockt uns mit ihrem Duft, und wir sind hingerissen und nicht länger Herr unserer Sinne.« Er lächelte entschuldigend und strich sich die glatten Haare aus dem schmalen Gesicht. Dunkle, ein wenig zu eng stehende Augen, eine gerade Nase und ein kleiner, aber wohlgeformter Mund machten ihn auf den zweiten Blick zu einem durchaus ansehnlichen Mann.
    Beatrice erinnerte sich an jene Szene im Hof des Palazzo Buornardi, als er den sterbenden Arrigo Poggio kaltblütig niedergestochen hatte.
    Â»Nun, dann geht, Rodolfo, und pflückt mir nicht irgendwelche Blumen aus meinem Garten.«
    Â»Ich habe noch keine Blume gegen ihren Willen gepflückt,

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