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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Marchesa.« Rodolfo grinste und entfernte sich mit einer eleganten Verbeugung.
    Â»Ãœberheblicher Kerl!« Doch die Marchesa klang eher amüsiert als verärgert.
    Es dauerte einige Sekunden, bis sich Beatrices Augen an das gleißende Tageslicht gewöhnt hatten und sie der Marchesa folgen konnte, die mit raschen Schritten den verborgenen Blumengarten verließ.
    Â»Wir werden jetzt einen Imbiss zu uns nehmen. In Eurem Zustand ist es unverantwortlich von mir, nicht dafür zu sorgen, dass Ihr genug esst. Federico würde mir nicht vergeben, wenn Euch hier unwohl wird.«
    Â»Nein, dafür hätte er kein Verständnis, schließlich geht es um seinen Erben.« Die Bitterkeit in ihren Worten erschreckte sie, und Beatrice hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Bernardina blieb abrupt stehen und nahm liebevoll Beatrices Hände in ihre. »Eines kann ich Euch versprechen, es lohnt sich, die Strapazen der Geburt zu überstehen, denn niemand, nicht einmal Euer Gatte, kann Euch das Glücksgefühl nehmen, wenn Ihr zum ersten Mal Euer Neugeborenes im Arm haltet. Nichts kommt dem gleich!«
    An diese Worte der Marchesa dachte Beatrice noch lange, nachdem sie die Villa Connucci verlassen hatte.

XVII
    Belgioioso, Juli 1525
    Tomeo wischte sich den Schweiß von der Stirn und klopfte sich Sand von seinen Hosen. Sein Oberkörper glänzte nass in der Sonne und zeigte blaue Flecken an den Rippen.
    Â»Ihr habt Euch gut geschlagen, capitano .« Gian Marco reichte ihm einen Krug Bier, den Tomeo in einem Zug leerte.
    Sein Gegner, ein hellhäutiger Landsknecht, der ihn um zwei Köpfe überragte, grinste, nahm ebenfalls einen Krug und stürzte das kühle Gebräu hinunter, nur um gleich darauf einen zweiten Krug anzusetzen. Dann wischte er sich den tropfenden Bart, schlug Tomeo auf die Schulter und kauderwelschte in gebrochenem Italienisch: »Guter Kämpfer, Euer capitano . Aber nächstes Mal, er soll sich in Acht nehmen!«
    Die Meute Landsknechte, die dem Ringkampf beigewohnt hatte, verzog sich enttäuscht ins Lager. Tomeo streckte sich, machte eine Grimasse und tastete seine Rippen ab. »Dieser germanische Bastard hat sich auf mich geworfen wie ein Sack Rüben. Keine Finesse, keine Technik.«
    Â»Um ein Haar hätte er Euch die Rippen gebrochen. Das nächste Mal müsst Ihr mehr bieten als nur ein paar Tricks, er sinnt auf Rache. Vor seinen Kameraden als Verlierer dazustehen ist für ihn eine Schande. Die Scharte wird er auswetzen wollen.« Gian Marco brachte einen Ledereimer mit Wasser und goss es Tomeo über den Rücken.
    Dieser seufzte und rieb sich das Gesicht. »Tricks nennst du das? Das war bester griechischer Ringkampf! Ohne Technik ist der schwerste Koloss ein hilfloses Walross.«
    Â»Mag sein, aber Masse und Gewicht können auch erdrücken. Ich sage ja nur, dass Ihr vorsichtig sein sollt. Die Landsknechte und Spanier suchen Streit. Ich halte es in diesem Lager auch bald nicht mehr aus. Unrat und Gestank, wohin man sieht. Sie hausen wie die Schweine!«
    Tomeo griff nach seinem Hemd, das er vor dem Kampf auf den Boden geworfen hatte. »Gehen wir zum Fluss. Ich muss mich abkühlen.«
    Er selbst war des Lagerlebens schon lange überdrüssig, doch das durfte er sich nicht anmerken lassen. Die Moral der Truppe war an einem Tiefpunkt angelangt, wieder einmal, und der Ringkampf mit dem deutschen Soldaten war nur einer von vielen Versuchen, die herumlungernden Männer abzulenken. Seit Pavia warteten sie bei Belgioioso auf Befehle, die nicht kamen, weil Karl V. immer noch in Verhandlungen mit seinem Gefangenen, dem französischen König, und dem Papst stand. Der Tross, der jedem Söldnerheer folgte, verschlang Tag für Tag Unmengen an Geld und Nahrung. Schon vor Wochen war die letzte Keule des mitgeführten Schlachtviehs auf einem der Spieße geröstet worden, und täglich zogen Horden von Soldaten durch die Umgebung und plünderten die Höfe der Bauern. Selbst die Katen einfacher Arbeiter und Tagelöhner waren nicht sicher vor den hungrigen Söldnern, geschweige denn deren Frauen und Töchter.
    Es war ein Elend. Sie alle wussten es, und doch konnte keiner etwas daran ändern, solange nicht der ausstehende Sold gezahlt oder neue Befehle eingereicht wurden. Tomeo ließ sein Hemd auf die Erde fallen, zog die schweren Stiefel aus und warf sich in Hose, Gürtel und Dolch in die Wasser des Po, der

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