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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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ich eine Hypothek auf unseren Luccheser Palazzo und diese Villa hier aufnehmen müssen.«
    Â»Aber warum denn?« Sie war lange nicht in Lucca gewesen, aber die Geschäfte waren trotz Alessandros Spekulationen bislang gut gelaufen, und die Bücher hatten weiterhin positive Bilanzen aufgewiesen.
    Â»Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen.« Er grinste. »Nur ein momentaner Engpass. Ich erwarte eine Schiffsladung Ende des Monats.«
    Hatte sie das nicht schon einmal gehört? »Warum jetzt, auf einmal?«
    Â»Ich hatte Euch doch von meinem werten Bruder Alessandro erzählt? Ihr erinnert Euch an seine Forderungen vom Frühjahr? Nun, das damalige Loch hatte ich gestopft, aber dieser Trottel hat neue Schulden gemacht.« Wütend goss er sich Wein nach. »Jetzt habe ich ihm alle Vollmachten gestrichen. Jeder in Antwerpen wird bald wissen, dass Alessandro allein dasteht. Wir werden ja sehen, was er dann macht …«
    Das klang hart. Sie kannte die Hintergründe für Alessandros Versagen nicht, aber man konnte den eigenen Bruder doch nicht einfach im Stich lassen!
    Â»Mitleid ist nicht angebracht. Vielmehr zähle ich jetzt auf Eure Hilfe.« Nervös strich er sich über die Narbe an seiner Schläfe.
    Â»Wie das?«
    Â»Das Geld Eures Vaters.«
    Â»Nein!«, flüsterte sie. Ihr Vater hatte es für sie hinterlegt, für sie und ihre Tochter. »Das nicht, Federico, nur das nicht. Das ist alles, was ich habe.«
    Er lehnte sich zurück und fixierte sie kalt. »Auf der Beerdigung wurden die finanziellen Verhältnisse Eurer Eltern offengelegt. Euer Vater war ein sehr kluger Geschäftsmann, schade, dass er keinen Sohn hatte, jetzt geht alles an Euren Onkel Caprese in Florenz. Aber er hat Euch nicht vergessen …«
    Ihre Augen wurden feucht. »Wie könnt Ihr nur … Wenn mein Vater gewusst hätte, wer Ihr wirklich seid, hätte er dieser Ehe nie zugestimmt!«
    Â»Aber nun ist er tot. Der Notar hat eine Villa in Gragnano und Barvermögen erwähnt. Der Verkauf der Villa, die sicher einiges einbringt, und das Geld würden mir jetzt wirklich sehr helfen, und als gute und treue Gattin hätte ich etwas mehr Entgegenkommen von Euch erwartet.«
    Â»Niemals!«
    Â»Niemals?« Er schloss die Augen, wartete und fragte erneut: »Ich bitte Euch, mir Euer Vermögen zu überschreiben, und ich bitte nicht gern.«
    Â»Nein!«
    Â»Na schön. Lasst mich die Frage mit etwas mehr Nachdruck stellen. Ich verlange von Euch, mir Euren Besitz zu überschreiben, weil ich sonst unsere Tochter in einen Konvent in, sagen wir, Frankreich, schicken werde.«
    Sie stieß einen spitzen Schrei aus. »Das würdet Ihr nicht tun! Ihr wisst doch, was mir Giulia bedeutet!«
    Â»Genau deshalb würde ich es tun, Beatrice. Ich habe Euch einmal gewarnt, erinnert Ihr Euch? Es war am Tag unserer Hochzeit.«
    Entsetzt starrte sie ihn an. »›Ihr kennt mich nicht‹, habt Ihr gesagt …« Ihre Stimme brach ab. Es bedurfte keiner Sekunde, sich zu entscheiden. »Wann?«
    Â»Ihr kommt übermorgen mit mir zurück nach Lucca und unterzeichnet die Verträge in Gegenwart eines Notars.« Federico stand auf und ging zum Fenster. »Da Ihr um meinen finanziellen Engpass wisst, werdet Ihr verstehen, dass ich zu Einsparungen gezwungen bin. Ihr werdet Eure Zofe entlassen, und Ansaris Dienste benötigen wir auch nicht länger.«
    Â»Nicht Ines! Das dürft Ihr nicht! Warum, was habe ich Euch getan? Sie ist meine Freundin, sie ist seit meiner Kindheit bei mir. Sie ist alles, was ich noch habe. Meine Eltern sind tot, und Ihr nehmt mir auch noch den Rest meiner Familie. Oh, wie könnt Ihr nur so grausam sein! Welcher Teufel ist denn nur in Euch gefahren?« Sie war aufgesprungen und umklammerte seine Hand. »Seht mich an, Federico, ich flehe Euch an.«
    Er drehte den Kopf und musterte sie. »Ihr solltet nicht weinen, das steht Euch nicht. Kühl und arrogant gefallt Ihr mir besser.«
    Â»Ines wird auch ohne Lohn bleiben. Ich zahle ihr …« Sie ließ seine Hand los.
    Â»Ihr habt kein Geld mehr, schon vergessen? Aber darum geht es nicht. Ich will diese aufmüpfige Person nicht mehr sehen. Ihr habt doch dieses Straßenmädchen aufgelesen. Soll die Euch zur Hand gehen. Sobald wir in Lucca sind, verschwindet die Zofe. Das ist mein letztes Wort. Und jetzt reißt Euch zusammen, Beatrice. Wir alle müssen

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