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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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um die Ecke, und Beatrice legte ihr Gesicht an die weichen Nüstern der Araberstute. »Hmm, meine Gute, ja, ich freue mich auch, dich zu sehen.«
    Â»Ihr findet mich im Haus, Madonna, Pferde sind nichts für mich, wie Ihr wisst.« Ansari verabschiedete sich und stapfte in seinem Pelzumhang davon. Er hasste die Kälte des Winters und redete beständig von Persien. Beatrice hoffte, dass er nicht so bald in seine Heimat zurückwollte; noch einen Freund zu verlieren wäre mehr, als sie ertragen hätte.
    Â»Warum Euer Mann das schöne Tier nicht mitgenommen hat, verstehe ich nicht.« Giorini streichelte bewundernd über die Flanken des wertvollen Reittiers.
    Â»Es gehört nicht ihm, sondern Tomeo. Ich denke, er will sich nicht erst Nurun vertraut machen und sie dann später an seinen Bruder abgeben müssen. Man gewöhnt sich schnell an ein solches Tier.« Sie strich über die Blesse der Stute und durch die lange, wellige Mähne. »Ich wünschte, ich könnte sie reiten«, seufzte Beatrice. »Warum eigentlich nicht? Es geht mir gut. Warum soll ich nicht reiten? Morgen früh werde ich meinen ersten Ausritt machen, Ricardo.«
    Â»Würdet Ihr bitte zuerst den Medicus fragen? Ich hätte kein gutes Gefühl dabei, wenn er seine Erlaubnis zu diesem Wagnis verweigert.«
    Â»Ihr würdet es mir nicht erlauben?«
    Ernsthaft schüttelte Ricardo den Kopf. »Nein, Madonna.
    Ich bin der Verwalter und verantwortlich für alles, was auf dem Grund der Villa geschieht. Euer Mann würde mich auspeitschen und vierteilen lassen, wenn Euch etwas zustieße, und das zu Recht.«
    Sie lachte trocken. Ȇberschätzt die Sorge meines Mannes nicht. Er amüsiert sich in Lucca mit seiner Mätresse und wird mich erst wieder aufsuchen, wenn es um die Regelung der Nachkommen geht.«
    Â»Ihr solltet nicht so sprechen.«
    Â»Nein? Wenn es aber doch die Wahrheit ist?«
    Ricardo räusperte sich und nahm eine Bürste von einem Balken. »Ich werde sie striegeln und füttern. Wollt Ihr Mähne und Schweif kämmen?«
    Â»Gern.« Sie nahm den Kamm und begann mit dem Entwirren der Pferdemähne.
    Â»Wie gesagt, ich bin für alles hier verantwortlich, und ich will ehrlich sein – wir hatten eine gute Ernte, der Wein, die Oliven, das Obst, alles war von guter Qualität, aber die Abgaben sind zu hoch geworden.« Er hielt den Kopf gesenkt, während er das sagte.
    Â»Ricardo, was willst du damit sagen?« Beatrice legte die Hände auf den weichen Hals der Stute und sah ihn an.
    Â»Ich hätte nicht davon anfangen sollen, aber Ihr seid immer freundlich, und vielleicht könnt Ihr ein gutes Wort bei Eurem Mann einlegen. Wir alle leben auf dem Land der Villa und von dem, was wir erwirtschaften, aber wenn wir zu viel an Eure Familie abgeben müssen, dann überstehen wir den Winter nicht.« Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm.
    Â»War das schon immer so?«
    Â»Nein, erst nachdem sich Ser Buornardi aus dem Geschäft zurückgezogen hat. Er war ein guter Herr, aber sein Sohn verlangt zu viel von uns …«
    Weder Beatrice noch der Verwalter hatten etwas gehört und erzitterten vor Schreck, als ein lauter Peitschenknall ertönte. Die Stute scheute und zog sich in den hinteren Teil der Box zurück. Schon zischte die Peitsche erneut durch die Luft und traf Ricardo ins Gesicht. Der Verwalter schrie auf, hielt sich schützend die Hände vors Gesicht und sank zu Boden.
    Â»Raus!« Federico Buornardi stand schäumend vor Wut im Stall und ließ die Peitsche wieder und wieder auf den Rücken des Verwalters niedersausen. »Beatrice, macht, dass Ihr hier rauskommt, oder soll das Pferd Euch zertrampeln?«
    Â»Um Himmels willen, was ist denn in Euch gefahren? Der Mann hat doch nichts getan!« Sie drängte sich durch die Öffnung in den Gang und sah, dass ihr Mann nicht allein gekommen war. Rodolfo da Sesto und der junge Quilici standen grinsend im Eingang und schienen sich prächtig zu amüsieren.
    Die Peitschenhiebe hallten weiter laut durch den Stall und machten die übrigen Pferde so nervös, dass sie herumtänzelten und schnaubten. Ricardo hatte sich auf den Knien zusammengekrümmt, sein Hemd hing in Streifen von seinem Rücken. Die Haut war aufgeplatzt, und das Blut spritzte bei jedem neuen Hieb. Nur noch wenige Schläge, und Ricardo war tot oder ein Krüppel.
    Â»Zu viel verlange ich? Du

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