Die Tochter des Tuchhandlers
brutalen Methoden, um für Disziplin zu sorgen.«
»Ach ja? Wisst Ihr, ich denke, dass man mit Ricardo Giorini hätte sprechen können, denn er ist ein kluger Mann und ein hervorragender Verwalter. Ganz einfach wäre das gewesen und hätte â¦Â«
Der Tisch wackelte unter Federicos Faustschlag. »Haltet den Mund, Beatrice. Ich habe genug von Eurer Weisheit. Der Mann war aufmüpfig und wurde bestraft. Basta!«
Eine junge Dienerin und Maria kamen mit voll beladenen Tabletts durch die Tür, um die übrigen Speisen aufzutragen. Beatrice fing einen warnenden Blick Marias auf und verschluckte die bissige Antwort, die ihr schon auf der Zunge gelegen hatte. Auf den Platten waren gebratene Möhren, Risotto, gefüllte Champignons, Schweinefleisch und eine Ente angerichtet. Zwei SoÃen wurden in dampfend heiÃen Töpfen dazugestellt, und Beatrice fragte sich schuldbewusst, ob die übrigen Bewohner des Gutes nur halb so reichlich speisen konnten, während sie hier im Ãberfluss lebten.
»Wie geht es denn Eurer Stiefmutter Caterina, Tegrimo?«, fragte Beatrice unschuldig und nahm sich von den Möhren und der Ente.
Rodolfo wartete lauernd, während Tegrimo Quilici überrascht stotterte: »Ja, gut. Meinem Vater geht es auch gut.«
»Wie schön, das zu hören.« Beatrice erinnerte sich noch allzu gut an Connuccis Fest und Rodolfos Stelldichein mit Caterina Quilici. Und hatte sie ihn nicht in der Grotte der Marchesa gesehen, wo er ebenfalls auf ein Liebesabenteuer aus gewesen war? »Und wie steht es um Andrea?«, wandte sie sich an ihren Mann.
Mit finsterer Miene stocherte er in seinem Essen herum. »Zwei Verhandlungen sind ergebnislos verlaufen. Obwohl sie nur die Handschuhe gegen ihn verwenden können, beharren sie darauf, ihn zu verurteilen. Sie haben ihn bereits gefoltert, um ein Geständnis zu erpressen. Und alles nur, weil Euer gelehrter Freund seinen Mund nicht halten konnte.«
Tegrimo Quilici verzog angewidert das Gesicht. »Der hübsche Junge, ich bewundere ihn für seine Tapferkeit. Er hat nichts zugegeben. Ich würde alles gestehen, nur damit sie aufhören. Uh, Schraubstiefel, Streckbank, Daumenschrauben â¦Â«
»Ja, dass Ihr alles sagen würdet, wissen wir, Tegrimo.« Rodolfo grinste.
»Nicht doch!« Tegrimo hielt seine weiche, beringte Hand für alle sichtbar über den Tisch. »Ich würde niemals meine Freunde verraten. Seht Ihr diesen Ring?« Er zeigte auf einen massiven Goldring. »Der lässt sich vorn öffnen und enthält ein Gift, das mir einen schnellen und schmerzlosen Tod ermöglicht.« Triumphierend lehnte er sich zurück.
»Dann hoffen wir, dass Ihr nie in die Verlegenheit kommen werdet, das Ringlein öffnen zu müssen«, meinte Federico gelassen.
»Was nicht allein von mir abhängt â¦Â« Mit offenem Mund starrte Tegrimo zu da Sesto und Federico, die ihn plötzlich beide mit drohenden Blicken bedachten. Beleidigt griff er nach einem Entenflügel und murrte: »Ich dachte, wir sind unter Freunden â¦Â«
»Nicht vor ihr, Trottel«, herrschte Federico Tegrimo mit kurzem Blick auf seine Frau an.
»Wie geht es der Marchesa?«, erkundigte sich Beatrice. Vielleicht konnte sie von deren Seite Hilfe erwarten.
»Die werte Marchesa weilt zurzeit in Siena bei ihrer Familie«, sagte da Sesto und dämpfte Beatrices Hoffnungen.
Nachdem die Männer ihr Mahl beendet hatten, erhob Beatrice sich. »Ich bitte, mich zu entschuldigen, aber ich möchte noch nach unserem Verwalter sehen und einige Angelegenheiten regeln, da meine Abreise hier sehr überraschend angeordnet wurde.« Sie warf Federico einen wütenden Blick zu und ging hinaus.
Ihr Weg führte sie zuerst in die Küche, wo die Amme Giulia gerade die Brust gab. »Eure Tochter ist klein und zart, aber gesund, und sie kräht wie jedes normale Kind. Das stärkt die Lungen.« Die Amme lächelte, und Beatrice beneidete sie um ihre Aufgabe.
»Du machst deine Sache gut, Amme. Ãbermorgen brechen wir nach Lucca auf.«
»Nach Lucca? Aber meine Familie lebt hier!«
»Es tut mir leid, aber es wird nicht für lange sein. Zwei oder drei Monate noch, dann kannst du wieder nach Matraia. Sagen wir im Februar, dann ist Giulia sechs Monate von dir gestillt worden, und ich habe bis dahin eine neue Amme gefunden.«
Die Frau nickte und rieb Giulias Bäuchlein. Der
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