Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf, doch der Marchese ergriff ihre Hand und küsste sie.
    Â»Wie ist dein Name, schönes Kind?«
    Â»Alba«, flüsterte sie und wusste, dass sie heute ihrem Schicksal begegnet war. Wenn sie je etwas Schlechtes getan oder gedacht hatte, wurde sie heute dafür bestraft.
    Â»Also, Alba, wir unterhalten uns jetzt ein wenig ungestört, und dann kannst du mit meiner Frau sprechen. Das ist mein Angebot.«
    Averardo hüstelte. »Soll ich ein Bad einlassen, Marchese?«
    Connucci hob abwehrend die Hand, und Averardo ging hinaus und zog die Türen hinter sich zu.
    Â»Es gibt kein anderes Angebot, nicht wahr?« Albas Stimme sank zu einem kaum vernehmbaren Wispern herab.
    Connucci machte lächelnd eine verneinende Kopfbewegung und ließ den Gehstock durch seine Finger gleiten. Dann hielt er ihr die Tür zum Nebenraum auf und wartete, bis sie hindurchgetreten war, bevor er ihr folgte.
    Schwere, dunkelrote Vorhänge ließen gerade genug Tageslicht hinein, um sich orientieren zu können. Zuerst dachte Alba, dass sie sich in einer Bibliothek befanden, doch in den Bücherregalen standen außer Büchern auch allerlei seltsame und kuriose Figuren, die sich beim Nähertreten als unsittlich ineinander verschränkte Körper herausstellten.
    Â»Vielleicht legst du zuerst deinen Umhang ab und machst es dir auf dem Diwan bequem.« Er lenkte sie von den Regalen weg zu einem Bett, das aussah wie ein großes Kissen. Verschiedene mit Vögeln und Blumen bemalte Paravents unterteilten den Raum. In einer Ecke stand ein großer Tisch mit der Figur eines kleinen nackten Jungen.
    Alba legte den Umhang sorgsam zusammengefaltet auf einen Stuhl, setzte sich auf eine Ecke des weichen Diwans und umfasste ihre Knie. Der Marchese schlenderte durch den Raum, trank etwas und sagte beiläufig: »Hast du in letzter Zeit Gäste bei deinem Herrn gesehen?«
    Â»Ja. Es sind immer Gäste im Haus.«
    Â»Wer? Nenn mir die Namen!«
    Â»Oft sind Signor da Sesto und Signor Menobbi da. Manchmal kommen auch die anderen, aber deren Namen kenne ich nicht. Einer ist ein Seidenhändler mit kleinen Augen …«
    Â»Gottaneri. Dachte ich mir. Und deine Herrin?«
    Â»Sie hat nie Besuch.«
    Â»Nie?« Connucci stellte den Gehstock dicht vor ihr mit Wucht auf den Boden.
    Erschrocken sah Alba auf. Sie hatte keine Wahl. Wenn sie hier lebend herauskommen wollte, musste sie tun, was er wollte. »Der Sekretär.«
    Â»Lauter, ich verstehe dich nicht!«
    Â»Der Sekretär, der tot im Kanal gefunden wurde, war bei meiner Herrin.« Sie schluckte. Ihr Mund war so trocken, dass ihre Zunge am Gaumen klebte. »In der Nacht vor seinem Tod war er bei uns und hat mit meiner Herrin gesprochen.«
    Â»Ach? Und jetzt, kleine Alba, wirst du mir Wort für Wort sagen, was du der Marchesa sagen solltest.«
    Sie schüttelte den Kopf. Das durfte sie nicht. Sie hatte es doch der Madonna versprochen. Tränen liefen ihr über die Wangen.
    Connucci ging zu einem Kabinett, füllte ein Glas mit Wein und reichte es Alba. »Trink das!«
    Gehorsam leerte sie das Glas. Der unverdünnte Wein verbreitete Wärme in ihrem Magen, die bis in ihre Glieder strömte. Als sie sah, wie der Marchese den Mantel auszog und an seiner Hose nestelte, rutschte sie auf dem Diwan nach hinten, bis sie die Wand hinter sich fühlte, und schlang ihre Arme um die angezogenen Beine. Doch den Marchese hielt das nicht von seinem Vorhaben ab. Er zog sie einfach ein Stück herunter, schob ihre Röcke nach oben, und plötzlich griff er mit den Fingern in ihren Schritt.
    Â»Eine Jungfrau. Es wundert mich, dass unser Federico dich noch nicht für sich entdeckt hat. Nun, dafür ist es zu spät. Mir gebührt das Vergnügen des ersten Mals. Und wenn das, was du mir gleich sagen wirst, das ist, was ich erwarte, wird es mit Federicos Vergnügungen ohnehin zu Ende sein.«
    Alba wehrte sich, als er versuchte, sich zwischen ihre Beine zu drängen. »Nein!«, schrie sie und schlug mit den Fäusten nach ihm.
    Â»Sei still!« Er packte sie an den Schultern, schüttelte sie und schlug ihr zweimal mit der flachen Hand ins Gesicht. »Früher oder später wärst du sowieso dran gewesen.«
    Gegen seine kräftigen Arme war sie machtlos und musste wimmernd zulassen, dass er sich auf sie schob. Ihre Lippe war aufgesprungen, und eine Gesichtshälfte brannte von seinen

Weitere Kostenlose Bücher