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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Alba. Setz dich auf den Stuhl dort.« Die Vorhänge bewegten sich, und Alba tat, wie ihr geheißen.
    Â»Ich habe keine Angst vor der Krankheit, Euer Exzellenz.« Sie behielt den Dukaten in der Hand, während sie den Umhang ablegte.
    Â»Nenn mich Marchesa, das reicht völlig. Was hast du da in der Hand?«
    Es war zu spät, ihn zu verstecken. »Einen Golddukaten«, flüsterte Alba verschämt und senkte die Lider.
    Â»Oh. Armes Ding, du bist ihm in die Arme gelaufen. War es schlimm? Ich hoffe, nicht zu sehr. Du wirkst zumindest gefasst. Er ist ein gieriges, perverses Tier, wenn es um die Befriedigung seiner Lust geht. Ich hasse ihn dafür. Und jetzt werde ich seinem Spott erst recht ausgeliefert sein!« Die Vorhänge wurden einen Spalt breit aufgezogen, und Alba hielt sich erschrocken eine Hand vor den Mund.
    Gesicht, Hals und Hände der Marchesa waren von eitrigen Pusteln vollkommen entstellt. Aus einigen Bläschen sickerte Flüssigkeit, andere waren bereits verschorft, und die Narben würden verheerend sein.
    Der Vorhang fiel wieder zu. »Ich denke, er ahnt, dass ich die Blattern habe. Zwar habe ich den Dienern verboten, darüber zu sprechen, aber er wird sie bestochen haben. Am Anfang hatte ich hohes Fieber, doch nachdem ich das überstanden hatte, kam der Ausschlag, und der Medicus hat gesagt, ich werde es überleben, nur dass ich danach wie ein Monster aussehen werde.«
    Â»Aber vielleicht wird es nicht so furchtbar, wie Ihr denkt. Manchmal ist es nicht so schlimm«, versuchte Alba die Marchesa zu trösten.
    Ein trockenes Lachen war die Antwort. »Lass nur, ich war auch vorher keine Schönheit. Zumindest überlebe ich und … Aber jetzt erzähl, warum du hier bist!«
    Â»Meine Herrin schickt mich. Sie darf jetzt nicht mehr aus dem Haus. Der Herr hat ihr alles Geld genommen und ist nicht freundlich zu ihr.«
    Â»Das war auch kaum zu erwarten. Weiter!«
    Â»Der Sekretär aus dem Vatikan war bei uns und hat der Madonna von einem Komplott erzählt, das der Papst mit seinem Sohn und einigen Leuten hier aus Lucca plant.«
    Die Vorhänge bewegten sich, und die Marchesa rief: »Nein! Das ist doch nicht möglich!«
    Â»Doch. Signor Mari, der ja jetzt tot ist, hat gesagt, er hat das alles nicht gewollt, und deshalb sollte die Madonna versuchen, das Schlimmste zu verhindern, damit die Republik nicht den Medici in die Hände fällt. Sie dachte, dass Ihr helfen könnt. Wenn Ihr dem gonfaloniere von dem Plan erzählt, wird er Euch glauben. Einem Niemand wie mir wird man nicht zuhören.«
    Die Stimme der Marchesa klang plötzlich sehr ruhig und kalt. »Mit wem hast du noch über diese Sache gesprochen?«
    Alba zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie sagte: »Mit niemandem! Die Madonna hat mir ausdrücklich aufgetragen, nur mit Euch persönlich zu sprechen.«
    Â»Bist du dir da ganz sicher? Der Marchese weiß nichts?«
    Entschieden schüttelte Alba den Kopf. Sie brauchte nur an den Zwerg zu denken, und das Lügen fiel ihr leicht. »Nein, Ihr seid die Einzige, die es weiß, außer der Madonna.«
    Als sie ein Geräusch hinter sich vernahm, drehte Alba sich um und sah die Kammerfrau. Die Marchesa winkte sie zu sich, flüsterte ihr etwas zu, und die Frau verschwand wieder.
    Â»Du kannst deiner Herrin sagen, dass ich mich um alles kümmere. Gleich kommt mein Diener und wird dich hinausbringen. Wie bist du überhaupt bis zu mir vorgedrungen?«
    Der schneidende Unterton der Marchesa beunruhigte Alba. »Das Tor war offen, und dann habe ich den Sekretär des Marchese gesehen, der mich zum Marchese gebracht hat …« Sie schluckte. »Schließlich hat er mich zu Euch gebracht.«
    Â»Männer sind grausame Kreaturen.« Diesmal waren die Worte der Marchesa voller Mitgefühl. »Und sie treiben uns Frauen mit ihrer Grausamkeit zu Dingen, von denen wir nicht für möglich gehalten haben, dass wir dazu fähig sind. Hass, Alba, Hass ist eine zerstörerische Triebfeder.« Die Marchesa schwieg, um dann hinzuzufügen: »Was auch geschieht, deine Herrin soll nicht an meiner Freundschaft zweifeln. Sag ihr das! Was auch immer geschieht.«
    Was die Marchesa damit meinte, verstand Alba nicht, aber sie würde der Madonna alles genauso berichten. Die Kammerfrau kehrte mit einem Diener zurück und überreichte Alba einen klirrenden Lederbeutel.
    Â»Darin

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