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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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musste.
    Ein Knecht hatte ihre Umhänge und Taschen mitgenommen, und eine brünette Magd mit ausladendem Dekolleté brachte ihnen Wein und Oliven. Gian Marco konnte sich nicht enthalten, mit dem Mädchen zu flirten, das nicht abgeneigt schien und ihn in die Wange kniff.
    Â»Habt Ihr das gesehen? Das verspricht eine schlaflose Nacht zu werden …«, meinte Gian Marco voller Vorfreude und rieb sich die Hände.
    Tomeo hatte nicht zugehört, sondern starrte weiter zu den Schauspielern hinüber, bis Matteo bemerkte, dass er beobachtet wurde, Beatrice anstieß und sie darauf aufmerksam machte. Als sie den Kopf wandte, hielt Tomeo den Atem an. Sie war dünner geworden, und ein trauriger Zug lag um ihren Mund, doch ihre fragile Schönheit rührte ihn sofort, und er formte ihren Namen stumm mit den Lippen. Matteo runzelte die Stirn, als er aufstand und zu ihr ging.
    Beatrice konnte nicht glauben, dass er hier war. Ihr Herzschlag verdoppelte sich, und sie legte die Hand auf ihren Leib, um sich zu beruhigen. Mein Gott, was brachte ihn in diese abgelegene Gegend? Er sah blendend aus, soldatischer vielleicht, doch in seinen Augen war dasselbe warme Leuchten wie damals im Garten des Palazzo Buornardi. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass sie ihn gesehen hatte. So viel war inzwischen geschehen, und doch brachte er eine Saite in ihr zum Klingen, wie es niemand sonst je vermocht hatte. Alles, was gut und schön gewesen war in ihrem Leben, war vergangen oder zerstört, aber er war ein Teil der guten Erinnerungen. Sie stand auf, hörte nicht, was die anderen sagten, und fühlte, wie die Tränen ihre Wangen herunterliefen, als sie auf ihn zutrat.
    Â»Tomeo« war alles, was sie sagen konnte, bevor er sie in die Arme nahm und an sich drückte. Seine Kleidung roch nach Pferd und Mann. Sie legte den Kopf an seine Schulter und weinte, während er sie hielt und beruhigende Worte murmelte. Nachdem sie sich gefasst hatte, hob sie den Kopf und küsste ihn auf die Wangen. »Wie, um alles auf der Welt …?«
    Zärtlich strich er ihr über die nassen Wangen und küsste sie auf die Stirn. »Wollt Ihr mich Euren Begleitern vorstellen? Ich fürchte, sie missverstehen unser Wiedersehen …«
    Matteo und die anderen hatten sie die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen und begrüßten Tomeo höflich, nachdem Beatrice ihn vorgestellt hatte.
    Â»Was treibt einen capitano der kaiserlichen Armee in diesen entlegenen Winkel der Toskana?«, fragte Matteo und musterte ihn ungeniert.
    Â»Verschiedenes, unter anderem die Sorge um meine Schwägerin, von deren unglücklichem Schicksal Ihr vielleicht wisst …«, antwortete Tomeo zurückhaltend.
    Â»Mein Schwager würde sich einen Dreck um mein Wohlergehen scheren …«, sagte Bianca, die zu singen aufgehört hatte und sich Tomeo mit all ihrer Pracht präsentierte.
    Â»Deine Schwester ist doch gar nicht verheiratet und hat fünf Kinder von fünf verschiedenen Männern!«, frotzelte Battista, und alle lachten.
    Â»Gar nicht wahr. Sie ist eine ehrbare Frau und hat einen Müller zum Mann!« Schmollend schürzte Bianca die Lippen und stemmte die Hände in die Hüften.
    Battista schlug ihr auf den Hintern. »Reg dich nicht auf, Süße.«
    Â»Wollen wir uns nicht setzen? Capitano , sagt Eurem Burschen, er soll auch herüberkommen, dann essen wir gemeinsam«, sagte Matteo mit einladender Geste.
    Tomeo fügte sich, obwohl er Beatrice lieber allein gesprochen hätte, doch sie war auf diese Leute angewiesen. Also setzte er sich neben Beatrice auf die Bank, winkte Gian Marco herüber, der sofort ein Gespräch mit Bianca begann und damit den hübschen Battista verärgerte, doch das war seine Sache. Sollte er sehen, wie er zurechtkam.
    Das Essen wurde aufgetragen, und Tomeo bestellte für die Schauspieler, die bereits gegessen hatten, Wein und Bier.
    Â»Zum Wohl , capitano !« Matteo prostete ihm zu. Sein grünes Wams war mit goldenen Ornamenten bestickt, und die weißen Hemdsärmel flatterten, wenn er ausschweifende Bewegungen machte, was er ständig tat. »Wo steht Italien? Was haben wir zu erwarten? Papst oder Kaiser oder gar die Franzosen?«
    Â»Wo stehen die Italiener? Wenn sie nicht so wankelmütig und selbstherrlich wären, gäbe es diesen Krieg nicht. Denn dann hätten sich weder die Franzosen noch die Spanier in Mailand festsetzen

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