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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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können. Sforza, dieser kleine Wurm, verschanzt sich in seinem Castello und hofft noch immer, dass ihm die Franzosen zu Hilfe kommen. Frieden wird es nicht geben, das kann ich Euch versichern – leider. Und zu verdanken haben wir das einzig und allein Clemens.« Tomeo leerte seinen Becher. Nichts war diesem Papst heilig. Wenn er eine Möglichkeit sah, eine Situation zu seinem Vorteil zu wenden, dann verriet er die ehrenhaftesten Männer, ohne mit der Wimper zu zucken. Selbst vor Lucca hatte der Papst nicht Halt gemacht. »Was wisst Ihr schon? Ihr spielt für jeden, der Euch bezahlt, oder nicht? Würdet Ihr es ablehnen, für einen Fürsten zu spielen, von dem Ihr wisst, dass er gerade sein Land verraten hat?« Die Wut stieg in ihm auf. Er hatte es satt: die widersprüchliche Politik, den Wankelmut der Menschen und die Grausamkeit des Krieges. »Habt Ihr gekämpft, auf einem Schlachtfeld knöcheltief im Blut gestanden? …«
    Beatrice legte ihre Hand auf seine. »Ich glaube nicht, dass Matteo Euch zu nahe treten wollte. Ich denke, dass wir nur neugierig auf den Stand der Dinge sind, aber ich kann verstehen, wenn Ihr nicht darüber sprechen wollt.«
    Er wollte nicht, dass sie ihre Hand wieder fortnahm, doch sie lächelte und forderte Matteo auf, etwas zu singen. »Matteo, warum singt Ihr nicht das schöne Duett, das Ihr in Bibbiena vorgetragen habt? O bitte, das war wundervoll!«
    Matteo stand auf, ohne Tomeo anzusehen, und stellte sich neben Bianca. Battista begleitete sie auf der Laute, und die melancholische Melodie des Liebesduetts füllte den Raum des Gasthofs. Auch die anderen Gäste lauschten verzückt.
    Müde legte Tomeo den Kopf zurück und sagte leise zu Beatrice: »Tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber die Sache mit Federico, unser Palazzo, der Tod meiner Mutter …« Er fuhr sich durch die Haare. Neben ihr zu sitzen, ohne sie berühren zu dürfen, war mehr, als er ertragen konnte. »Wann reist Ihr morgen weiter? Ich muss vorher allein mit Euch sprechen.«
    Sie sah ihn lange an – die kleinen Falten um seine Augen, die harten Linien um Mund und Nase, die tiefer geworden waren, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, die Grübchen, wenn er lachte, was er jetzt viel zu selten tat, und seine starken Hände, die sie sich zärtlich auf ihrer Haut vorstellte. In seinen Augen lag so viel Traurigkeit und gleichzeitig so viel Wärme, dass sie den Wunsch verspürte, ihn mit ihren Küssen, ihren Zärtlichkeiten zu trösten, damit er vergessen konnte. Vielleicht konnte dann auch sie vergessen …
    Â»Madonna!« Matteos Stimme schreckte sie auf. »Wollt Ihr tanzen?«
    Verlegen schlug sie die Augen nieder und reichte Matteo ihre Hand. Später, formte sie stumm mit den Lippen zu Tomeo, der aufstand und sich mit einer Verneigung verabschiedete.
    Â»Euer Schwager ist ein merkwürdiger Mann, etwas empfindlich dafür, dass er Soldat ist.« Matteo drehte sie im Takt der Musik, die jetzt von Battista und Paolo auf der Flöte gespielt wurde.
    Â»Er hat viel durchgemacht«, sagte sie leise.
    Bianca tanzte mit Gian Marco, Mina mit einem der Kaufleute, und Vito forderte Alba mit einer eleganten Verbeugung auf, woraufhin das Mädchen glücklich kichernd über die Dielen hüpfte. Der Wirt hatte Beatrice versprochen, dass sie das Badehaus benutzen durfte. Sie verabschiedete sich von der Gruppe und sagte beim Hinausgehen zu Tomeo: »Kommt nachher zum Badehaus. Dort können wir ungestört reden.«
    Â 
    Das Badehaus befand sich im Erdgeschoss neben den Stallungen und war zu Beatrices Freude im römischen Stil erbaut. Eine Magd öffnete ihr die Tür, aus der ihnen heißer Dampf entgegenschlug. An einer Wand war eine Marmorbank in einen Mauerabsatz eingelassen. In der Mitte des Raumes stand ein großer Zuber mit heißem Wasser.
    Â»Wir haben das einzige Badehaus bis Arezzo. Ich komme nach einer Stunde wieder, weil noch jemand von den Gästen baden wollte.«
    Die Tür schlug hinter der Magd ins Schloss. Sie hatte Beatrice eine Öllampe und zwei Kerzen dagelassen. Beatrice legte ihre Kleider auf die Marmorbank und stieg in den Zuber, der groß genug war, dass sie ihre Beine darin ausstrecken konnte. Solchen Luxus hatte sie seit Lucca entbehren müssen. Lucca. So viel war geschehen. Ihre Finger strichen über die wulstige Narbe auf ihrem Bauch. Die

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