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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Schauspieler dort für die Nacht Quartier gesucht hatten, und er war zum ersten Mal seit Tagen voller Hoffnung. Sein Pferd spürte Tomeos steigende Nervosität und schnaubte.
    Â»Ruhig, Nurun, ruhig!« Er tätschelte den Hals der edlen Araberstute und gab ihr mehr Zügel. In den Bergen hatte er mehrmals Angst um die Stute gehabt, doch sie hatte sich widerstandsfähiger gezeigt, als man es von einem Pferd, dessen Heimat die Wüste war, erwartet hätte.
    Â»Da vorn ist es, capitano !« Gian Marco hatte dank seiner besseren Augen einige Lichter in der Dunkelheit ausgemacht.
    Sie ritten näher und fanden hinter einem alten römischen Wachturm, der nicht besetzt schien, einen Gasthof. Der Ort selbst war kaum mehr als eine Ansammlung von Häusern unterhalb einer kleinen Kirche, zu der auch der Wachturm gehörte. Sie ritten den teils gepflasterten Weg zum Hof hinauf, über dessen Tür ein kaum lesbares Schild hing. Das Haus war zweistöckig, und aus den Fensteröffnungen klangen Stimmengewirr und Musik.
    Â»Albergo U...«, versuchte Gian Marco zu entziffern. »Na, immerhin können wir eine Mahlzeit und eine Unterkunft erwarten. Scheint Betrieb zu sein.«
    Sie stiegen ab und führten die Pferde um das Haus herum, wo sie den Stall vermuteten. Hier pfiff Gian Marco durch die Zähne. »Nun seht Euch das an! Wenn das nicht unser Glückstag ist!«
    Im Licht einer Fackel sahen sie einen Wagen mit der Aufschrift »I Viziosi«. Tomeo atmete tief ein. Er wusste nicht, wie sie auf sein Kommen reagieren würde. Darüber hatte er nicht nachgedacht, als er sich entschieden hatte, sie zu suchen. Plötzlich fühlte er sich sehr unsicher und wusste nicht mehr, ob es überhaupt richtig gewesen war, ihr zu folgen.
    Â»Heda, wir suchen ein Nachtquartier. Habt Ihr eine Kammer für uns?«, fragte Gian Marco einen jungen Mann, der aus dem Stall kam.
    Â»Ich bin nur der Stallknecht, aber Ihr könnt mir die Pferde anvertrauen und hineingehen. Wir sind nicht ausgebucht, soweit ich weiß. Außer ein paar Schauspielern sind nur zwei Kaufleute und vier Pilger da.«
    Der Mann machte einen zuverlässigen Eindruck, und sie übergaben ihm die Tiere, nachdem sie ihr Gepäck von den Sätteln gelöst hatten. »Was ist mit Euch, capitano ? Ihr seht so blass aus. Wir sollten nach einem heißen Bad für Euch fragen.«
    Tomeo nickte und folgte seinem Burschen in die warme Gaststube. Musik und Gesang empfingen sie, zusammen mit dem Duft gebratenen Fleisches und frisch gebackenen Brots. An einfachen Holztischen saßen die Gäste: Die Pilger waren an ihren langen Kutten und den gebogenen Stäben sofort zu erkennen, und die beiden Kaufleute fielen durch Wämser aus feinem Brokat und goldene Ringe an den Händen auf. Sehr unvorsichtig, so mit dem Geld zu protzen, dachte Tomeo, bevor sein Blick auf die muntere Schauspieltruppe an einem großen Tisch am Ende des Raumes fiel.
    Schankmägde trugen zwei voll beladene Tabletts mit Speisen und Weinkrügen durch den Raum, und hinter einem rustikalen Holztresen stand ein älterer, wohlbeleibter Mann, der die beiden Neuankömmlinge fröhlich hereinwinkte. »Guten Abend, Signori! Tretet näher, bei Alberto seid Ihr immer willkommen!«
    Â»Wir brauchen einen Schlafplatz, ein heißes Bad für meinen capitano und ein anständiges Essen«, sagte Gian Marco forsch.
    Â»Ein capitano ? Ich gebe Euch ein schönes Zimmer im ersten Stock und eine Kammer für Euren Burschen. Ein Badehaus haben wir auch!«, sagte Alberto mit sichtlichem Stolz. »Eine der Mägde wird Euch nach dem Essen ein Bad einlassen. Wäre das nach Eurem Geschmack?«
    Tomeo nickte und konnte die Augen nicht von den blonden Haaren der zierlichen Frau wenden, die mit dem Rücken zu ihm in der Ecke saß.
    Â»Dann setzt Euch dort rüber. Wir bringen Euch von unserem arista , dann gibt es Kutteln und Gebäck. Dazu einen Roten, Signori?«
    Gian Marco nickte begeistert. »Ihr seid ein Mann so ganz nach meinem Geschmack, Alberto!«
    Der Wirt lachte und gab seinen Mägden entsprechende Anweisungen.
    Tomeo ließ sich mit Gian Marco zwei Tische hinter den Schauspielern nieder. Eine dralle Blondine sang, und ein Jüngling begleitete sie auf einer Laute. Beatrice befand sich neben Alba in angeregter Unterhaltung mit einem gutaussehenden Mann, der seiner theatralischen Art nach der Chef der Truppe sein

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