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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Schmerzen der Geburt waren nichts im Vergleich mit ihrer Sorge um Giulia. Im Hintergrund hörte sie die Musik, die irgendwann verstummte. Wie lange sie so gelegen hatte, hätte sie nicht sagen können. Das Knarren der Tür weckte sie aus ihrer Lethargie. »Wer ist da?«
    Sie erhielt keine Antwort. Ängstlich stand Beatrice auf und tappte im Halbdunkel nach ihrem Umhang. Als sie sich verhüllt hatte, drehte sie sich um und erkannte einen Mann, der bewegungslos an der Tür stand und sie anstarrte.
    Â»Hinaus! Was fällt Euch ein!«
    Der Mann bewegte sich, und für eine Sekunde dachte sie, dass es Federico sei. »O barmherzige Mutter Gottes … Tötet mich, aber sagt mir vorher, dass es meiner Tochter gut geht …«
    Â»Beatrice«, sagte der Mann und trat aus dem Schatten hervor.
    Â»Ihr habt mich zu Tode erschreckt!« Immer noch von Furcht beherrscht, stolperte sie einen Schritt rückwärts und wollte sich an der feuchten Wand festhalten, doch ihre Hand glitt ab. Mit zwei Schritten war Tomeo bei ihr und fing sie auf, bevor sie zu Boden fallen konnte.
    Â»Ihr müsst gehen, Tomeo«, flüsterte sie, machte aber keinen Versuch, sich aus seiner Umarmung zu befreien.
    Unter dem Umhang konnte er die Konturen ihres zarten Körpers fühlen, und er schloss die Augen, während er sie an sich gedrückt hielt. »Was ist geschehen? Wie seid Ihr aus Lucca geflohen? Was hat Federico getan?«
    Â»Er hat alles zerstört, alles …« Die Ängste und Qualen der letzten Monate brachen aus ihr heraus, während sie Tomeo erzählte, was seit Matraia geschehen war.
    Fassungslos hörte er zu, fragte gelegentlich nach und streichelte beruhigend ihren Rücken, wenn sie wieder zu weinen begann. »Bastard!«, fluchte Tomeo zwischen den Zähnen.
    Beatrice nahm den Kopf von seiner Schulter und wischte sich die Wangen. »Ich habe ihn mehr als einmal zur Hölle gewünscht, aber er hat meine Tochter, und …« Sie suchte im schummrigen Licht des Badehauses seinen Blick. »Ich will nicht, dass Ihr ihn tötet.«
    Â»Warum nicht? Verdient hätte er es!«
    Â»Ja, aber Ihr seid sein Bruder, und ich könnte es nicht ertragen, dass Ihr seinen Tod meinetwegen auf dem Gewissen habt. Ihr seid nicht wie er, Tomeo.«
    Â»Einen der Dolchstöße, die Agozzini getötet haben, habe ich geführt, Hunderte von Männern sind im Kampf von mir getötet worden. Was spielt da ein Leben für eine Rolle?« Er hatte nicht zynisch klingen wollen, aber sein Hass auf Federico war unbändig geworden, seit er Beatrice nahe war.
    Zitternd vor Kälte und vor ihrem eigenen Mut, legte sie die Arme um seinen Hals und zog ihn zu sich. Als ihre Lippen sich berührten, ging ein Schauer durch ihren Körper. Aus dem zärtlichen Kuss wurde leidenschaftliches Verlangen. Atemlos machte Beatrice sich von ihm los. »Seht Ihr jetzt, dass es eine Rolle spielt?«
    Sie war unwiderstehlich, wie sie mit feuchten Haaren und glänzender Haut vor ihm stand und ihn ängstlich ansah. »Ich liebe Euch, Beatrice. Schenkt mir diese Nacht.«
    Entsetzt schlang sie die Arme um den Körper.
    Hatte er sich getäuscht? Sanft schob er den Umhang von ihren Schultern, doch sie versteinerte unter seinen Händen. »Was …?«
    Als Antwort zog sie plötzlich den Umhang auseinander. »Wollt Ihr das?«
    Eine lange rote Narbe zog sich über ihren Unterbauch. Dieses Detail von der schweren Geburt ihrer Tochter hatte sie verschwiegen. »Ihr seid wunderschön.«
    Dann erstickte er ihren Widerspruch in einem Kuss und zog sie mit sich auf die Bank. Im ersten Moment zuckte sie zurück, aber Tomeo war geduldig, drängte sie nicht, und als sie schließlich bereit war, sich ihm ganz hinzugeben, war es für beide erfüllend. Erschöpft lagen sie später eng ineinander verschlungen auf der Bank. Als Tomeo sich bewegte, murmelte Beatrice: »Geht nicht weg.«
    Er küsste sie und rückte ein wenig von ihr ab, um ihren Bauch zu betrachten. Sanft tastete er mit den Fingerspitzen über die Narbe, die sich von ihrer weißen Haut abhob. »Dass Ihr noch lebt, ist ein Wunder! Dieser Medicus, wie war sein Name?«
    Â»Ismail Ansari. Er ist Perser und ein Freund meiner Eltern gewesen.« Sie legte den Arm um seine Hüften und zog ihn an sich. »Wärmt mich, Tomeo, mir ist kalt.«
    Plötzlich klopfte es an der Tür. Beide

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