Die Tochter des Tuchhandlers
schreckten auf. Beatrice riss ihren Umhang vom Boden auf und hatte ihn gerade umgeworfen, als die Tür aufging und die Magd hereinkam. »Ist alles in Ordnung, Signora? Vorhin war da noch â¦Â«
Bevor sie weiter ins Bad treten und Tomeo entdecken konnte, eilte Beatrice zur Tür und schob die Magd hinaus. »Danke, ich bin gleich fertig.«
Sie ging zurück zu Tomeo, der sich inzwischen angekleidet hatte. »Sie dürfen uns hier nicht zusammen finden. Was tun wir jetzt?«
Er legte die Hände auf ihre Schultern. »Ich will Euch wiedersehen, aber zuerst muss dieser Krieg ein Ende finden. Ich bin den Truppen verpflichtet und brauche das Geld, das mir noch zusteht. Der Palazzo in Lucca, die Villa in Matraia, das Barvermögen, die Waren, alles ist fort. Was mir noch gehört, mir und Alessandro, wenn er noch am Leben ist, ist eine Seidenmanufaktur auf Sizilien.«
»Euer Vater hat mir damals davon erzählt. Er war sehr stolz auf die Seide von dort.«
»Noch lebt Federico, aber er hat kein Recht mehr auf Euch. Ich werde ihn finden und... Es wird sich eine Lösung finden.«
Sie wollte Einspruch erheben, doch er legte ihr sanft den Finger auf die Lippen. »Irgendwann, Beatrice. Irgendwann lege ich die Waffen nieder, und dann könnten wir versuchen, in Sizilien aus dieser Manufaktur etwas zu machen. Ich habe keine Ahnung von diesen Dingen, aber Ihr seid damit groà geworden und könntet das Geschäftliche übernehmen, mir zeigen, was wichtig ist.«
»Sizilien â¦Â« Im Geiste sah sie sich mit Tomeo und Giulia auf einem kleinen Gut, umgeben von Maulbeerbäumen, mit deren Blättern die Seidenraupen gefüttert wurden.
»Der Ort heiÃt Calascibetta. Im Sommer ist es sehr heià dort, aber es gibt Orangen, die so saftig sind, dass man sie mit einer Hand auspressen kann. Als Kinder sind wir zweimal mit meinem Vater dort unten gewesen.« Er schwieg und dachte an seine Brüder, von denen einer wahrscheinlich tot und der andere ein Verräter war.
»Zuerst muss ich meine Tochter finden. Ohne sie kann ich nicht gehen.«
»Habt Ihr Verwandte in Rom?«
»Einen entfernten Cousin meines Vaters. Er ist auch ein Kaufmann und wird mich aufnehmen.«
»Ich kenne einen Mann in Rom, der Euch vielleicht helfen kann: Niccolò Boncompagni. Er ist Richter und lebt in der Nähe der Piazza Colonna. Ich wünschte, ich könnte Euch begleiten, aber ich muss nach Genua und dann zurück nach Mailand. Versprecht mir, Euch nicht in Gefahr zu begeben, Beatrice. Es gibt noch einen jüdischen Goldhändler, der weitreichende Verbindungen hat. Tuveh ben Schemuel. Ich habe ihn in Mailand kennengelernt. Er hat Verwandte in Rom, und die würden Euch ebenfalls helfen.«
»Er muss mir Giulia geben, nicht wahr? Federico wird doch gesucht!« Bei dem Gedanken an Federico zitterten ihre Hände.
»Ich weià nicht, was in ihn gefahren ist. Aber in seiner Lage ist er für Geld sicher zu allem bereit. Bietet ihm Geld an, wenn es nicht anders geht, aber trefft ihn nicht allein, Beatrice. Niccolò ist Richter und hat Amtsgewalt. Bitte, geht zu ihm!«
Die Glut im Ofen war erloschen, und Beatrice fröstelte. Tomeo reichte ihr das Kleid. »Zieht Euch an. Wir müssen ins Haus gehen. Hier können wir nicht bleiben.«
Er legte ihr den Umhang um und konnte sich nicht sattsehen an ihrer Schönheit. Zärtlich nahm er ihre Hand. Beatrice griff nach der Lampe, und gemeinsam schlichen sie durch einen kalten Korridor über Steinfliesen eine Treppe hinauf in den ersten Stock. Aus einer der Kammern klangen eindeutige Geräusche, aus einer anderen lautes Schnarchen.
»Wo ist Euer Zimmer?«, flüsterte Tomeo, obwohl er sie nur ungern gehen lieÃ. »Ich begleite Euch morgen bis Arezzo und verspreche, nach Rom zu kommen, sobald ich irgend kann.«
Sie nickte stumm und presste ihre Lippen auf seinen Mund. Er hielt sie fest umschlungen. »Geht!«, murmelte er heiser.
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Es stellte sich heraus, dass der Stellmacher, den Matteo und Vito am Tag zuvor aufgesucht hatten, die Räder noch nicht fertiggestellt hatte, wodurch sich die Abreise um einen halben Tag verzögern würde. Matteo war deswegen sehr ungehalten und rief seine Truppe in der Gaststube zusammen. »Wir gehen jetzt ins Dorf und versuchen, auf dem Marktplatz eine kleine Vorstellung zu organisieren.«
Bianca und Mina murrten. »Wir könnten ja auch mal nur
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