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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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kleine Beutel hervor, in denen ihre Brautgeschenke in Form von Ringen oder Broschen verwahrt waren. Die Stücke waren solide gearbeitet, und Beatrice bedankte sich höflich. Die Frauen aus der Familie des Bräutigams machten der Braut nach der Hochzeit üblicherweise solche Geschenke, um damit ihre Zugehörigkeit zur neuen Familie zu bestärken.
    Als Rosa, die Amme, hereinkam und Ginevra bat, nach ihrer Tochter zu sehen, fauchte Lorenza unwillig: »Wozu ist Rosa überhaupt da, wenn sie nicht allein mit den Kindern fertig wird?«
    Â»Die Kleine ist unruhig, weil sie Fieber hat und wir seit Tagen nur unterwegs sind. Da ist es doch verständlich, wenn sie nach ihrer Mutter verlangt«, nahm Ginevra die Amme in Schutz. »Geh nur, Rosa, ich komme später nach.«
    Die Frauen begutachteten weiter die Geschenke und diskutierten deren Verwendbarkeit und den Wert. Über diesem Geschwätz verging die Zeit, bis Beatrice eine Bewegung im Garten wahrnahm und zum Fenster ging.
    Â»Da läuft jemand durch den Garten!« Der Schneefall behinderte ihre Sicht, doch schon kurz darauf erklangen Schreie und das Klirren von Waffen, und einige Stadtknechte, geführt von Federico, rannten vorbei.
    Neugierig liefen auch die anderen Frauen zum Fenster. »Was zum Teufel ist da draußen los?«, rief Lorenza.
    Im selben Moment kam Ercole dall’Argine außer Atem und mit blutverschmiertem Mantel in den Salon. Lorenzas Hunde kläfften aufgeregt um ihn herum, und Ginevra schrie auf. »O mein Gott! Ihr seid verwundet!« Sie lief zu ihrem Mann, wurde jedoch unsanft von ihm weggeschoben.
    Â»Lasst das! Ich bin nicht verletzt. Das Blut stammt von einem der Poggios. Hundesohn, verfluchter … Er und seine Bande haben sich auf der Zitadelle verschanzt.« Ercole schnaubte verächtlich durch die Nase. »Was sie damit erreichen wollen, ist uns schleierhaft …«
    Vor drei Jahren, im Herbst 1522, hatte eine Gruppe unzufriedener Luccheser unter Vincente Poggio und Lorenzo Totti versucht, die Regierung Luccas zu stürzen, und den damaligen gonfaloniere , Girolamo Vellutelli, ermordet. Die Rebellen waren jedoch auf erbitterten Widerstand gestoßen, und Beatrice erinnerte sich gut an die blutigen Hinrichtungen auf der Piazza San Michele. Diejenigen Verschwörer, die hatten fliehen können, waren an die Küste gezogen und hatten die Ortschaften Camaiore und Viareggio verwüstet und geplündert. Nun waren die Verbrecher also zurückgekehrt.
    Â»Sie haben keine Forderungen gestellt?«, fragte Beatrice den Conte dall’Argine.
    Â»Sie fordern die Besitzungen zurück, die sie durch die Enteignungen verloren haben. Wenn wir nicht darauf eingehen, wollen sie das Munitionsdepot sprengen. Sollen sie doch! Dann fliegen sie mit in die Luft.« Von der Terrasse erklangen Rufe. Ercole stieß ein Fenster auf. »Habt ihr das Schwein?«
    Â»Ja. Leider hat Federico ihm so zugesetzt, dass er seine Hinrichtung nicht mehr erleben wird.« Lautes Gelächter erklang.
    Beatrice erkannte die Stimme des jungen da Sesto. Sie versuchte, an Ercole vorbei nach draußen zu sehen, doch der verschloss das Fenster wieder.
    Â»Das ist kein Anblick für zarte Gemüter.«
    Ohne auf den Protest von Ercole und Lorenza zu hören, lief Beatrice durch das Esszimmer in den Hof, wo sie die Männer um einen auf dem Boden liegenden Verwundeten versammelt fand. Blut färbte den Schnee. Der Sterbende röchelte und hielt sich mit den Händen den Bauch. Das Wappen auf seinem Wams wies auf einen Poggio hin. Suchend blickte sie sich um. »Wo ist Ser Buornardi?«
    Da Sesto deutete mit seinem Degen Richtung Garten. »Da kommt er. Eh, Federico, hat er Euch erwischt?«
    Mit triumphierender Miene kam Federico durch die Arkaden in den Hof. Zwei große graue Jagdhunde liefen ihm schwanzwedelnd entgegen. Die Klinge seines Degens war dunkel, und er selbst schien unversehrt, sein ledernes Wams wies keine Kampfspuren auf. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. »Es waren zwei, aber der andere ist entwischt. Was ist mit diesem hier?« Die Männer machten ihm respektvoll Platz, damit er sich sein Opfer ansehen konnte.
    Â»Arrigo Poggio, hörst du mich?«
    Durch Poggios Hände, die er auf seinen Bauch gepresst hielt, drang Blut, doch er öffnete die Augen. Einer der Hunde schnupperte an der Wunde und wurde von Federico weggejagt.
    Â»Wer hat euch auf diese Idee gebracht?

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