Die Tochter des Tuchhandlers
Krug!«
Tomeo bemühte sich im Verlauf des Essens um belanglose Themen und unterhielt sich mit zwei Pilgern zu seiner Rechten, die auf dem Weg nach Santiago de Compostela waren. Der Hochmut der Franzosen bestärkte ihn in seinem Glauben an den Krieg, denn nur so konnten sie die Franzosen aus Italien vertreiben. Für diese Männer war Italien nichts als Beute, denn sie hielten Frankreich für den Nabel der Welt. Karl dagegen schätzte Italien und sah den Ursprung und das Zentrum des Römischen Reiches hier. Nein, sollten sie sich heute betrinken, morgen würden er und Gian Marco in aller Frühe aufbrechen und das Geld nach Pavia bringen, damit die Truppen angespornt wurden, die verdammten Franzosen zu vertreiben. Ein Sieg bei Pavia würde auch dem Papst Respekt vor Karl abverlangen und Clemens davon abhalten, weitere Gebietsansprüche für den Kirchenstaat geltend machen zu wollen. Der Medici-Papst nutzte seine Position schamlos aus, um Mitgliedern seiner Familie Pfründen und Ländereien zu verschaffen. Die Medici waren unersättlich. Vor allem Alessandro, ein illegitimer Sprössling von Clemens, hatte sich seit der Machtübernahme seines Vaters mehr Feinde gemacht, als er Haare auf dem Kopf hatte.
Tomeo warf einen Blick auf die Franzosen. Dieser Alessandro war auch nicht besser als diese Fremden. Er wollte sein eigenes Land ebenfalls ausbeuten, und nur Karls Truppen konnten dem falschen Spiel des Papstes Einhalt gebieten. Laut setzte Tomeo seinen Becher ab. Pavia würde die Entscheidung bringen!
IV
Der Aufstand der Poggios
Die Hochzeitsfeierlichkeiten waren vorüber. Beatrice stand vor ihrer Schlafzimmerkommode und lieà das Collier durch die Finger gleiten. Sorgfältig legte sie es in die Schatulle und schloss den Deckel. Ines hatte das blutbefleckte Laken am Morgen danach abgezogen und triumphierend Lorenza gezeigt, die es wohlwollend zur Kenntnis genommen hatte. Wenn diese fette alte Matrone glaubte, dass sie sich vor ihr fürchtete, hatte sie sich getäuscht. Es würde einige Zeit dauern, um den Palazzo, seine Bewohner und deren Gewohnheiten kennenzulernen, aber sobald sie verstanden hatte, wie sich die Räder in diesem Haushalt drehten, würde sie ihren Platz finden und Lorenza den ihren zuweisen. Beatrice warf den Kopf in den Nacken, ballte die Fäuste und stieà einen stummen Schrei aus.
Der Wind rüttelte an den Fensterscheiben, und dichtes Schneetreiben trübte die Sicht nach drauÃen. Wenn nur der Winter erst vorüber war. Dann konnte sie sich um den Garten kümmern, die Zitronenbäume aus den Gewächshäusern holen lassen und Rosenstöcke pflanzen.
Es klopfte kurz an der Tür.
»Herein!« Sie atmete tief durch und drehte sich dem Besucher entgegen.
Mit finsterer Miene trat Federico ein. »Versteckt Ihr Euch vor mir?«
»Aber nein, Signore«, versicherte sie ihm mit einem zaghaften Lächeln.
Er trug einen warmen Umhang, Handschuhe, und neben Degen und Dolch erblickte sie eine Pistole in seinem Gürtel. »Ihr scheint Euch in der Abgeschiedenheit Eurer Gemächer wohler zu fühlen als im Rest des Hauses.«
»Ist das falsch, habe ich Euch dadurch verstimmt?« Sie spielte mit den Bändern ihres Gürtels, um ihre aufkeimende Wut zu unterdrücken.
Er musterte sie. »Ihr seid meine Frau, und ich möchte sicherstellen, dass es Euch an nichts mangelt.«
»Nun, ich beklage mich nicht, danke.«
»Geht es Euch gut?«
Jetzt verstand Beatrice, um was es ihm ging. Er wollte wissen, ob sie schwanger war. »Ich kann noch nicht sagen, ob ich guter Hoffnung bin, aber ich werde es Euch wissen lassen.«
»Geht heute nicht aus dem Haus, es gibt Unruhen in der Stadt.« Ohne ein weiteres Wort lieà er sie stehen und verlieà ihr Zimmer.
Wütend griff sie nach der Schatulle und warf sie gegen die Wand. Das Holz zersplitterte, und die kunstvollen Ornamente zersprangen in tausend Stücke. Die Diamanten schimmerten zwischen den Bruchstücken auf dem FuÃboden, als die Zwischentür leise aufging und Ines hindurchsah.
»Ist etwas geschehen, Madonna? Da war so ein Lärm â¦Â« Sie entdeckte die zerbrochene Schmuckschatulle und schlug eine Hand vor den Mund. »O Gott!«
Beatrices Augen füllten sich mit Tränen. »Ich weià nicht, ob ich das kann, Ines, ich weià es nicht â¦Â« Verzweifelt setzte sie sich auf das Bett und weinte.
»Nicht doch.
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