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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Beatrice sich dort nieder.
    Langsam ging Alba auf eine von Efeu und Blattwerk bedeckte Stelle in der Gartenmauer zu und schob sacht das herunterhängende Gezweig zur Seite. Dann legte sie einen Finger auf die Lippen und sah Beatrice mit leuchtenden Augen an. In der Nische eines herausgebrochenen Steines hatte sich die Katze zusammengerollt und ihre Jungen zur Welt gebracht. Die Kleinen fiepten und versteckten sich unter dem wärmenden Körper der Mutter.
    Alba ließ die Zweige sinken und kam zu Beatrice. »Gestern Nacht hat sie geworfen. Fünf Stück! Die Augen sind noch geschlossen, aber sie wissen schon ganz genau, wie sie an die Milch kommen. Sie können doch bleiben, nicht wahr?«
    Â»Sicher, warum nicht. Katzen sind nützlich, weil sie die Mäuse fangen.« Die Sonne tat gut, und die Anstrengungen des gestrigen Tages schienen vergessen. »Ines sagt, dass du gerne lernst.«
    Eifrig nickte Alba mit dem Kopf. »Ja. Pater Aniani ist streng, aber ich bekomme viel weniger Schläge auf die Finger als die anderen Kinder.« Stolz hielt sie Beatrice ihre kleinen Hände hin, deren Innenflächen erste Schwielen aufwiesen.
    Â»Das freut mich, Alba.«
    Â»Ich kann meinen Namen schreiben, und zeichnen kann ich auch!« Sie brach einen trockenen Zweig von einem Baum und malte damit einen Vogel in den Sand.
    Â»Alba, das ist schön, aber tu das nicht in der Schule. Malen darfst du nur hier. Mädchen ist dort verboten zu zeichnen. Das Abbilden der Natur ist nur den auserwählten Künstlern vorbehalten, weißt du. Sei dankbar, dass man dich lernen lässt.«
    Schmollend schob Alba die Unterlippe vor. »Ich weiß. Das ist dumm! Die Kirche sagt dumme Sachen über uns Frauen. Wenn ich ein Bischof wäre, würde ich das ändern.«
    Â»Um Himmels willen, lass das nie Pater Aniani hören.«
    Â»Alba! Wo steckst du? Komm sofort her!« Plantillas Stimme tönte durch den Garten, und Alba zuckte zusammen.
    Â»Na, lauf schon. Ich geb auf die Kätzchen acht.«
    Beatrice blieb auf der Bank sitzen, horchte auf das zaghafte Piepsen der neugeborenen Katzenkinder und genoss mit geschlossenen Augen die Sonne, die ihr den Rücken wärmte. Ihre Ruhe währte jedoch nicht lange, denn streitende Stimmen kamen näher und ließen nichts Gutes ahnen. Seufzend drehte sie sich um und erblickte Lorenza, Agostino Nardorus und Ines, die auf sie zueilten. Ihre Zofe und der Buchhalter redeten gleichzeitig auf die beleibte Matrone ein.
    Â»Euer Verhalten ist respektlos und unangemessen!«, fuhr Lorenza sie an und baute sich vor ihr auf.
    Beatrice hatte die Sonne im Rücken, während Lorenza sie wütend anblinzelte.
    Nardorus versuchte vergeblich, seine Herrin zu beschwichtigen. »Es wird alles rechtzeitig fertig. So hört doch! Alles wird fertig sein, wenn Ihr den Umzug beginnt.«
    Â»Schweig! Du wirst deine Peitschenhiebe bekommen, so viel steht fest. Hinter meinem Rücken hast du gehandelt. Dafür könnte ich dich an den Pranger binden lassen, du Nichtsnutz!« Die dicken Wangen waren dunkelrot, der kleine Mund spie die Worte aus wie Erbrochenes.
    Beatrice legte eine Hand auf ihren Magen und schluckte. Allein Lorenzas Anblick verursachte ihr Übelkeit. »Um was geht es denn, Signora?«
    Â»Als ob Ihr das nicht wüsstet! Ihr hochmütiges Ding! Ihr habt im Bett zu liegen, um das Ungeborene zu schützen. Und dann sagt mir gefälligst, warum Ihr Euch in meine Angelegenheiten mischt? Ich habe Euch nicht darum gebeten!«
    Natürlich ahnte Beatrice, dass es um die Stoffe ging, doch sie zog es vor, noch die Unwissende zu spielen. »Welche Angelegenheiten?«
    Â»Die Stoffe!«, kreischte die Matrone. »Was ist mit meinen Stoffen? Sie sollten diese Woche fertig sein. Deshalb bin ich ins Kontor gegangen, aber da war nichts! Nichts außer diesem winselnden Buchhalter, der sich in Lügen über verkaufte und neue Stoffe verstrickt!«
    Â»Jetzt reicht es mir aber, Signora. Agostino Nardorus ist ein rechtschaffener Mann und leistet Euch seit Jahren gute Dienste. Er hat mich um Hilfe gebeten, weil es ein Problem mit den Mustern Eurer Stoffe für die Villa in Matraia gab. Ich habe ihm geholfen und basta!« Beatrice stand auf und starrte Lorenza in die Augen. Da sie ihre Schwiegermutter um einen halben Kopf überragte, musste diese zu ihr aufsehen.
    Â»Madonna, Ihr dürft Euch nicht aufregen. Denkt an Euren Zustand.

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