Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
Vom Netzwerk:
nicht anders.« Während sie sanft über Beatrices Bauch streichelte, murmelte Ines beruhigende Worte.
    Nach und nach entspannte sich Beatrice, und ihr Atem ging flacher und gleichmäßiger. Die Krämpfe ebbten ab, und sie öffnete die Augen, um sich umzusehen. Er hatte sie auf sein Bett gelegt. »Warum hat er mich nicht gleich in mein Zimmer bringen lassen?«
    Ines hob die Brauen. »Es ging schon über seine Kräfte, Euch bis hierher zu tragen. Sollte mich wundern, wenn sein Bein das unbeschadet überstanden hat. Ah, Plantilla!«
    Die stämmige Köchin schob ihren Kopf zur Tür herein. Eine weiße Haube bedeckte ihre Haare, und ihre Arme und Hände waren rot vom Waschen. Umständlich kam sie herein, sah sich mit großen Augen in dem für ihre Maßstäbe luxuriösen Raum um und ging als Erstes zur gegenüberliegenden Wand, um die Fenster weit aufzustoßen. »Sie braucht frische Luft!«
    Ihre bloßen Füße steckten in einfachen Bastschuhen, mit denen sie über die Fliesen zu Beatrice schlurfte. Ines erklärte kurz, was geschehen war, dann beugte sich die kräftige Frau über Beatrices Leib und legte ihr Ohr darauf. Mit einer unerwarteten Zartheit befühlte sie Herzgegend und Handgelenke und schien dabei in sich hineinzuhorchen. Nach einer Weile erhob sie sich schnaufend. »Ist noch mal gut gegangen, aber sie darf sich nicht wieder so aufregen. Dann verliert sie das Kind. Sie ist zu dünn und von nervöser Beschaffenheit, solche Frauen haben es immer schwer.«
    Beatrices Kräfte kehrten zurück, und sie mochte es nicht, wie die Frauen sich über ihren Kopf hinweg unterhielten, als wäre sie gar nicht anwesend. »Entschuldigung, aber ich halte mich nicht für nervös.«
    Â»Nein, Madonna, aber Plantilla meint, dass Ihr Euch zu viele Gedanken macht, und dann der Tod von Ser Buornardi«, sagte Ines und fing Plantillas leicht ärgerlichen Blick auf.
    Â»Hmm, ja genau. Ich habe viele Kinder zur Welt kommen sehen und gehe der Hebamme zur Hand, wenn es so weit ist. Ich koche nicht nur, sondern kenne auch die Wirkung von Kräutern. Das Wissen wird in unserer Familie seit Generationen von Mutter zu Tochter weitergegeben. Ich werde jetzt gehen und etwas Glockenwinde abkochen. Das hilft gegen die innere Unruhe und gibt Kraft.« Wie zur Bestätigung nickte die Köchin und zog die Schürze fester, wobei ihr praller Busen aus dem Mieder quoll.
    Beatrice hatte Plantilla noch nie so redselig erlebt und war überrascht, nichts von ihren Kenntnissen gewusst zu haben. »Plantilla, warum kommen die Krämpfe?«
    Â»Das weiß nur unser Schöpfer. Aber aus der Erfahrung habe ich gelernt, dass Ruhe und Liegen am besten helfen, um das Kind zu behalten, Madonna.«
    Â»Liegen! Ich werde doch nicht die nächsten vier Monate im Bett verbringen!«, entrüstete sich Beatrice.
    Plantilla zuckte mit den Achseln. »Ihr seht ja, was geschehen ist. Also, ich mache den Sud fertig.« Mit energischen Schritten ging sie hinaus.
    Beatrice erhob sich. »Hilf mir, das Kleid anzuziehen, Ines. Ich gehe jetzt in mein Zimmer.«
    Â»Bleibt doch zumindest noch eine Weile liegen, bis …«, versuchte Ines sie zu überreden.
    Â»Nein! Ich gehe auch so über den Korridor. Das ist mir gleich, aber hier bleibe ich nicht!« Sie griff nach den seidenen Röcken und Unterkleidern, deren dünner Stoff sich verhakt hatte. Wütend zerrte Beatrice an dem weißen Rock, bis er mit einem seufzenden Geräusch zerriss.
    Ines stand auf, legte einen Arm um ihre Schultern und brachte Beatrice hinaus. »Ihr seid wie ein unvernünftiges Kind, Madonna. Meine Schuld ist es nicht, wenn Euch wieder etwas geschieht.«
    Â»Ach, sei still, Ines, und halt mich, mir wird schon wieder schlecht.«
    Den Rest des Tages verbrachte Beatrice in ihrem Schlafzimmer auf dem Bett, trank Plantillas Gebräu, das furchtbar schmeckte und sie träge machte, und konnte ihre Gedanken dennoch nicht zum Stillstand bringen. »Was macht die kleine Alba?«, fragte sie ihre Zofe, die neben ihrem Bett saß und eines ihrer Kleider ausbesserte.
    Ines schnaubte. »Eine Plage ist sie! Sie lernt fleißig, das muss ich zugeben, aber ihre Arbeit erledigt sie nur widerwillig, das undankbare Ding! Ständig fragt sie nach Euch, als ob sie etwas Besonderes wäre.«
    Â»Sie hat ihre Familie verloren. Wer möchte ihr verdenken, wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher