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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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sich nach Zuwendung sehnt?«
    Â»Wenn Ihr Euch nur nicht täuscht … Ein verschlagenes Stück ist sie, weiter nichts.«
    Ines ging ans Fenster, um die Vorhänge vorzuziehen, und sah dabei in den Garten hinunter. »Da ist jemand angekommen. Fabio hat gerade ein Pferd in den Stall gebracht. Soll ich nachsehen? Ich bringe das Abendessen mit.«
    Beatrice, die wusste, wie neugierig Ines war, lächelte. »Ja. Vielleicht ein Bote mit einem Brief von meinen Eltern. Und zünde mir die Kerzen an, bevor du davonläufst.«
    Die Zofe nahm einen Span, hielt ihn an die glühenden Scheite im Kamin und entzündete die Wachslichter im Raum, bevor sie verschwand. Es dauerte eine Weile, bis sie mit einem Tablett voll dampfender Schüsseln wieder durch die Tür trat. »Signor Tomeo ist hier! Stellt Euch vor, er ist in nur vier Tagen von Genua heruntergeritten, und er ist furchtbar wütend!« Vorsichtig stellte sie das Abendessen auf einen Tisch und hob die Deckel, um zu schnuppern. »Gefüllte Eier im Teigmantel, Forelle und Birnentorte. Die Hirschpastete habe ich nicht mitgebracht, weil Ihr die doch nicht esst.«
    Â»Nur ein Ei, keinen Fisch und ein wenig Torte. Warum ist Tomeo wütend? Weiß er vom Tod seines Vaters?« Beatrice nahm den Teller aus Ines’ Händen entgegen und begann, in ihrem Essen herumzustochern.
    Ines deckte den Fisch wieder zu. »Das geb ich der Katze. Sie wirft bald.«
    Beatrice hob die Hand, um Ines zum Schweigen zu bringen. Rasch stand sie auf, zog die Vorhänge auf und öffnete vorsichtig das Fenster. Sie erkannte Tomeos Stimme sofort und versuchte, sein Gesicht im Zwielicht zu erkennen. Er stand mit Federico halb verdeckt im Mauerschatten.
    Vorwurfsvoll schaute Ines ihre Herrin an. »Geht wieder ins Bett.«
    Â»Lösch das Licht und sei still.«
    Murrend folgte Ines dem Befehl.
    Beatrice konzentrierte sich auf die Stimmen und verwünschte sich dafür, dass sie Federico den Brief gegeben hatte, aber für Reue war es zu spät.
    Â»Ich habe Euch mehr als einmal vor dieser Frau gewarnt, Federico«, sagte Tomeo.
    Â»Was wisst Ihr schon von Frauen … Sie bringt das Kind in Rom zur Welt, wo es aufgezogen wird, und damit ist die Sache für mich aus der Welt. Zerbrecht Euch meinetwegen nicht den Kopf«, erwiderte Federico mit leicht erhobener Stimme.
    Â»Denkt dabei auch an Eure Frau. Marcina hat gedroht …«, wollte Tomeo sagen, wurde aber von seinem Bruder unterbrochen.
    Â»Was auch immer sie gesagt hat, wird sie nicht so gemeint haben. Sie ist verletzt, wütend, weil sie Lucca verlassen musste. Meine Güte, Tomeo, übertreibt nicht. Es gibt wichtigere Dinge.«
    Â»Ja, verdammt. Lannoy hat Franz von Neapel einfach mit seinem Schiff nach Madrid bringen lassen. Das war gegen unseren Befehl!«
    Mit unverhohlenem Zynismus fragte Federico: »Gerade Ihr solltet Verständnis für eigenmächtiges Handeln haben, Tomeo, meint Ihr nicht?«
    Sekundenlang war es still, und Beatrice befürchtete schon, dass die beiden gegangen waren, doch dann sagte Tomeo sehr ruhig: »Erklärt Euch.«
    Â»Nun, meine Gattin hat mir einen gewissen Brief gezeigt, den unser seliger Vater unter Euren Dokumenten gefunden hat.«
    Â»Ich kann das erklären, Federico.«
    Â»Das habe ich gehofft.«
    Pferdehufe klapperten über die Steine, und danach blieb es still. Die Männer waren ins Haus gegangen.
    Atemlos horchte Beatrice weiter in die Dunkelheit hinaus. Was hätte sie darum gegeben, Tomeos Erklärung zu hören.
    Â»Madonna, bitte, ich flehe Euch an. Tut mir den Gefallen und legt Euch wieder hin. Euer Mann wird mich auspeitschen lassen, wenn Euch etwas zustößt.« Ines legte die Arme um Beatrice und drehte sie sanft vom Fenster weg. »Morgen ist Signor Tomeo auch noch hier.«
    Â 
    Die Sonne stand hoch am wolkenfreien Himmel, als Beatrice am nächsten Tag in den Hof trat. Sie hatte ihre Haare zur Hälfte am Oberkopf aufgesteckt, die vom Waschen noch feuchten Locken sollten in der warmen Luft trocknen.
    Â»Monna Beatrice! Buon giorno! « Alba kam strahlend angerannt und griff nach Beatrices Hand. »Kommt, ich muss Euch etwas zeigen!«
    Lachend ließ Beatrice sich von dem Mädchen über den Hof durch die Arkaden in den Garten ziehen. Albas Zöpfe schwangen hin und her, während sie Beatrice an Hecken und Rosenbeeten vorbei zu der Steinbank zog. Erschöpft ließ

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