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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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Kaufmann und kann Vaters Kontor übernehmen.
Ich muss Vater nur davon überzeugen.
    Unvermittelt
begann Winald zu sprechen. »Ich habe immer gesagt, bring mir einen Anständigen an,
dann reden wir.« Seine Stimme klang müde.
    Sieglinde
lächelte. Also doch, du hast zugehört, dachte sie. Das ist zumindest ein Anfang.
     
    Vier Tage war es nun her, seit die
Männer den verunglückten Winald ins Haus getragen hatten, und sein Zustand verbesserte
sich nicht. So gar keine Besserung und noch dazu das Fieber, das machte Jolanthe
Angst. Sie hatte sich regelmäßig bei ihm in der Kammer eingefunden und an seinem
Bett gesessen, auch wenn sie sich dort nutzlos fühlte. Es schien ihr, als weiche
Sieglinde nie von seiner Seite, denn immer wenn Jolanthe eintrat, war die Schwester
bereits da oder kam kurze Zeit später. Mit vorwurfsvollem Blick hielt sie sich dann
im Hintergrund, ernsthafte Gespräche über das Kontor waren Jolanthe auf diese Art
unmöglich.
    Die Geschäfte
liefen weiter wie bisher, keiner der Geschäftspartner oder Konkurrenten hatte bislang
bemerkt, dass statt dem Handelsherrn nun dessen Tochter die Fäden in der Hand hielt.
Jedem, der nach Winald fragte, erzählte sie von der kurzfristigen Reise. Cornelius
vertrat sie gut in der Öffentlichkeit, und ihr kleiner Vergeltungszug gegen die
Biberacher Weber schien von Erfolg gekrönt. Sie hatten einen neuen Fabrikanten an
sich gebunden, der bislang mehr als zuverlässig auftrat.
    All das
aber wusste der Vater nicht. Sie wollte es ihm im Beisein der Schwester nicht erzählen.
Was sie bei ihren Besuchen bemerkte, war der Schweiß auf seiner Stirn, seine zunehmende
Schwächung. Die Sorge um ihn wuchs, und so machte sie sich auf den Weg zu Martha
von Werdenberg.
    Früh am
Morgen hatte sie eines von Ulms Stadttoren passiert und schritt nun am Ufer der
Donau entlang. Die Wassermassen flossen in verspielten Wirbeln dahin. Sie begegnete
einem Schiffer, der sein Floß von zwei Pferden flussaufwärts ziehen ließ.
    »Hoooooo«,
feuerte er die Tiere an, ohne dass Jolanthe eine Beschleunigung erkennen konnte.
Sie zogen im immer gleichen Trott voran, und der Treiber handelte vermutlich nur
aus Gewohnheit.
    Der Weg
war aufgeweicht von einem Frühlingsregen in der Nacht. Jolanthes Schuhe sogen sich
voll, und die Nässe machte ihre Füße unangenehm klamm. Sie fröstelte im kalten Wind,
der die Wolken vor sich hertrieb, und zog den Umhang noch enger um ihren Körper.
Trotzdem und trotz der Sorge, die sie die Schritte schneller setzen ließ, freute
sie sich auf die Begegnung mit der alten Freundin. Sie sahen sich viel zu selten,
scheute Martha doch den Weg in die Stadt, obwohl sie Reittiere besaß. Und Jolanthe
hatte mit ihrer Arbeit im Kontor genug zu tun. Sich einfach einen Nachmittag freizunehmen,
das ging nicht.
    Früher,
als junges Mädchen, war sie jede Woche mindestens einmal zur Burg gelaufen, um das
Reiten zu lernen. Obwohl von Adel, war Marthas Familie verarmt, sie lebte im halb
verfallenen Stammsitz, doch das kümmerte sie alles nicht. Sie war, wenn man es recht
betrachtete, sonderbar. Für Jolanthe aber war sie der einzige Mensch, dem sie bedingungslos
vertrauen konnte. Auch wenn der Vater diese Freundschaft missbilligte. Es schade
ihrem Ansehen, behauptete er. Solch ein Unsinn!
    Sie bog
ab in den Wald und spürte ihren Puls vom schnellen Gehen. Der Weg führte nun ein
Stück weit bergan. Diese Strecke empfand sie noch heute als unheimlich. Die Bäume
verwehrten den Blick auf den Himmel, das Unterholz war zwar licht, doch wenn es
hier und da raschelte, wusste man nicht, ob sich dort jemand verbarg. Hier waren
noch nie Wegelagerer aufgetaucht, aber man hörte genug von Vorfällen aus anderen
Gegenden, um sich unbehaglich zu fühlen.
    Schließlich
stand sie vor einem großen Tor, dessen Pfeiler an eine halb verfallene Wehrmauer
grenzten. Efeu wucherte über die Steine und ließ kaum ein Fleckchen frei. Hinter
dem Tor hoben sich ein verfallener Turm und das intakte Dach eines Wohngebäudes
in den Himmel. Jolanthe benutzte den Eisenring und ließ ihn mit einem dumpfen Klock
auf das Holz fallen.
    »Martha«,
rief sie. »Ich bin’s, Jolanthe!«
    Das wiederholte
sie so lange, bis sich das Tor öffnete und Ludwig, der bucklige Diener, sie von
unten her anblinzelte.
    »Ungeduldig
wie immer, hm?«
    »Lass mich
rein, hier ist es ungemütlich. Ich hoffe, ihr habt den Kamin angefeuert.« Sie fröstelte
und zog ihren Umhang fester um sich.
    Ein schiefes
Lächeln erschien auf Ludwigs

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