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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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Kontor
beisteht, habt Ihr dort gar nichts mehr zu sagen. Wollt Ihr das wirklich?«
    »Was geht’s
Euch an?«
    »Seid doch
nicht so ablehnend. Ich habe Geld, führe ein eigenes Kontor und habe etliche Mitarbeiter.
Ich sehe es, wenn mir ein fähiger Kopf gegenübersteht, und Ihr seid fähig. Ich biete
Euch eine gute Stellung in einer von mir neu eröffneten Niederlassung an. Nur eine
Bedingung habe ich: Nicht in Ulm, sondern in Köln muss sie liegen. Dort geht man
etwas freier mit dem Recht von Frauen um, eigene Geschäfte führen zu dürfen. Ich
würde Euch zu Beginn zur Seite stehen, Kontakte habe ich dort reichlich.«
    Jolanthe
streckte die Beine aus, lehnte sie sich zurück und blinzelte. Was hatte dieser Kerl
ihr da gerade angeboten?
    »Wie kommt
Ihr dazu, mir so etwas vorzuschlagen?«
    »Ihr seid
ein fähiger Kopf, das sagte ich doch.«
    »Ihr könnt
einen Haufen fähiger männlicher Köpfe bekommen. Die würden es Euch einfacher machen.«
    »Einfache
Aufgaben haben mich noch nie interessiert. Ward Ihr schon einmal in Köln? Ihr würdet
Euch wundern.«
    Er saß so
dicht bei ihr, dass sie seine Wärme spüren konnte. War er näher gerückt, ohne dass
sie es gemerkt hatte, oder kam es ihr nur so vor? Sie verspürte kein Bedürfnis,
auf Abstand zu gehen, und musste zugeben, seine Worte faszinierten sie allemal.
Sie und in seiner Niederlassung arbeiten? Das klang so, als unterstütze Pascal Neuerungen,
so als wage er hier und da etwas, statt immer dem Altbewährten zu folgen. Sie würde
eine Menge lernen können, und von Köln hatte sie in der Tat schon häufiger gehört.
    »Was haltet
Ihr vom Gewürzhandel?«, fragte sie.
    »Einträgliches
Geschäft. Wie der Handel mit Seide übrigens auch. Aber nicht ohne Gefahren, man
kann viel gewinnen, aber auch umso mehr verlieren.«
    »Inwiefern?«
    »Der Fernhandel
ist nie einfach. Man muss Leuten vertrauen, die man nicht oder kaum persönlich kennt,
Handelszüge können überfallen werden, dann verliert man Geld und Ware. Manchmal
ist die Qualität nicht so wie versprochen. Dennoch ist es ein Markt, den man nicht
aussparen darf.«
    »Wenn man
Geld verdienen will.«
    »Das will
ein Kaufmann immer. Die Frage ist nur wie viel. Will man Erfolg haben, muss man
auch ein Spieler sein, einer, der etwas zu wagen weiß. Schreckt Ihr davor zurück?«
    »Nein.«
    Wer war
dieser Franzose? Wie konnte er ihr als Frau so etwas anbieten, ganz gleich in welcher
Stadt? Konnte sie einem Mann trauen, den sie kaum kannte und der zudem ein merkwürdiges
Interesse an ihrer Familie zeigte? Ihr Vater lehnte ihn vehement ab.
    Bei dem
Gedanken an Winald sah sie dessen graues Gesicht vor sich, spürte seine Hand auf
ihrer und ein warmes Gefühl der Geborgenheit. War das nicht Verrat, wenn sie jetzt
ging? Würde er je noch mal mit ihr reden? Er war krank, sie konnte ihn nicht im
Stich lassen. Sein ›Natürlich führst du die Bücher weiter‹ klang in ihren Ohren
nach. Er brauchte sie, mit diesem windigen Hund als Schwiegersohn noch einmal mehr
als jetzt.
    »Ich bin
nur nicht dafür gemacht, vor Schwierigkeiten davonzulaufen, und ich denke, mein
Vater braucht mich nun mehr denn je.«
    »Ist das
ein Nein?«
    »Ich bleibe
hier und glaubt mir, ehe mich dieser Vico aus dem Kontor vertreibt, muss viel passieren.«
Als sie es so aussprach, wusste sie plötzlich, dass sie es genauso meinte. Sie würde
sich nicht unterordnen, und zudem kannte sie das Kontor. Sie saß am längeren Hebel,
davon musste sie ein Neuling erst einmal vertreiben. Sie lächelte bei dem Gedanken.
    »Mutig gesprochen.«
    »Seid Ihr
enttäuscht?«
    »Nicht wirklich.
Ich habe mit Eurem Sturkopf gerechnet.«
    »Ihr scheint
mich sehr gut zu kennen.«
    Pascal erhob
sich so rasch, dass sie ihn fast im Reflex festgehalten hätte. Sie wollte nicht,
dass er ging.
    »Wir sehen
uns.« Er verbeugte sich leicht, sah ihr in die Augen und verschwand dann so lautlos,
wie er gekommen war. Jolanthe blinzelte mit dem Gefühl, dass ihr Wirklichkeit und
Wunschdenken eben einen Streich gespielt hatten.

Kapitel 10
     
    Den Stoff aus grünem Samt hatte
Sieglinde von Cornelius besorgen lassen, ebenso die dazu passende Borte. Er hatte
dafür mit mehreren Kaufleuten verhandeln müssen, die genau die besondere Qualität
im Angebot führten, die Sieglinde vorschwebte. Es war nicht billig gewesen, denn
der Stoff kam direkt aus Italien, doch an ihrer Hochzeit sollte zumindest das Kleid
genau ihren Vorstellungen entsprechen. Wenn es schon der Bräutigam nicht

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