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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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hatten,
und strich über den Stoff. Paris, war es vielleicht das?
    »Vater will
einen von hier. Ein Fremder würde nicht bleiben und sein Kontor weiterführen. Ist
es so?«
    »Sicher,
Herrin.«
    Ja, genauso
musste es sein, und hatte er nicht recht? Zunächst half ihr diese Erkenntnis ein
wenig. Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber er hätte doch etwas sagen können. Sicher
hätte man diesen Umstand regeln können, oder nicht?« Sie drehte sich um und schritt
das Zimmer ab bis zur gegenüberliegenden Wand. »Und Jolanthe macht es sich mal wieder
einfach. Wirft mir vor, ich wolle alles an mich reißen. Als wenn ich nichts Besseres
zu tun hätte. Und sie? Was tut sie, um das Kontor zu retten? Sag es mir!«
    Sie blickte
Katrein an, die die Schultern hochgezogen hatte, so als erwarte sie eine Zurechtweisung.
Sieglinde spürte die Wut in sich hochkochen, auf die Demut der Magd, auf Pascal,
der nicht in Ulm geboren war, auf Vico und letztlich auf Jolanthe. »Sie tut mir
unrecht.« Sieglinde drehte sich um, nahm das Kleid und trug es nach unten in den
Flur, wo der Schneider mit seinem Gehilfen wartete.
    »Macht es
anständig und liefert zum vereinbarten Zeitpunkt.«
    Sie geleitete
die beiden Männer hinaus, blieb in der Tür stehen und starrte ihnen hinterher. Es
ist richtig, was ich tue. Alles ist besser, als Jolanthe weiter im Kontor walten
zu lassen, wie sie will. Sie bringt uns nur an den Rand des Ruins.
    Katrein
kam die Treppe herunter, wieder den unberührten Becher in der Hand. Sieglinde sah
sie an und sagte ruhig: »Kümmere dich um das Essen, ich komme gleich.«
    Das Gesicht
Katreins hellte sich auf bei dem veränderten Ton und machte Sieglinde ihren Ärger
bewusst. Ich darf mich nicht so gehen lassen, dachte sie. Wer sagte denn, dass ein
Leben mit Pascal besser wäre als eines mit Vico? Vielleicht wäre sie enttäuscht
worden. Und wenn Jolanthe sich daneben benahm und ihr Dinge vorwarf, die nicht stimmten,
was konnte die Schwester ihr schon anhaben?
    »Nicht mehr
lange, und du hast hier gar nichts mehr zu sagen, meine Liebe.« Dieser Gedanke vertrieb
auch den Rest schlechter Laune. Sie beschloss, die Angelegenheit ab sofort von dieser
Seite zu betrachten. »Ich kann nicht klar denken, wenn der Ärger mir den Kopf vernebelt.«
Und einen klaren Kopf, den brauchte sie. Es galt, vorsichtig zu sein und die Schwester
genau zu beobachten. Vielleicht entschließt sie sich ja auch zur Heirat, dachte
Sieglinde und konnte ein gehässiges Lächeln nicht unterdrücken. Ich bin gespannt,
wer so eine überhaupt nehmen mag.
     
    Pascal rülpste, um den Druck aus
seinem Magen zu entlassen, während er die Gaststätte verließ, und wandte sich in
Richtung Fischmarkt. Er hatte ein gutes Mahl zusammen mit seinem Freund Mathies
Bornheim genossen und dabei einige Dinge besprochen, die sie gemeinsam angehen wollten.
Mathies hatte von einem Überfall erzählt, der in einer der Alpenschluchten geschehen
war und dem ein Teil seiner eigenen Ware zum Opfer fiel. Wie Schlachtvieh hätten
sie die Begleiter des Trosses niedergemetzelt.
    »Das kommt
davon, wenn man entlegene Wege benutzt, nur um weniger für den Begleitschutz zahlen
zu müssen«, hatte ihm Pascal entgegnet, doch Mathies hatte nur mit den Schultern
gezuckt.
    »Ist passiert.«
    Dennoch
zweifelte Pascal nicht an den Fähigkeiten seines Bekannten und freute sich auf gemeinsame
Unternehmungen. Mochte Mathies manchmal ein wenig leichtsinnig mit den Dingen umgehen,
er besaß ein gutes Gespür, und davon konnte man nur profitieren.
    Pascal wich
zwei spielenden Kindern aus, die sich um einen Ball aus Leder balgten. Auf dem Fischmarkt
war wenig los, deshalb fiel ihm die kleine Gruppe neben dem Eingang zum Handelshaus
der Kaufleute gleich ins Auge. Jolanthe stand dort und unterhielt sich mit drei
Männern. Einer strich sich gerade nachdenklich über den Bart und musterte sie, während
sie eifrig mit den Händen gestikulierte. Ihr langes Haar war zu einem Zopf geflochten,
auf dem Kopf trug sie eine Haube, und die Röcke bauschten sich um Hüfte und Beine.
Obwohl ihr Profil nicht so fein geschnitten war wie das ihrer Schwester, gefiel
sie Pascal besser. Wie sie das Kinn vorstreckte, das hatte nichts Hochnäsiges an
sich und unterstrich eher ihren Eigensinn. Er mochte Frauen, die sich zu wehren
wussten.
    Jetzt hielt
sie den Mund und lauschte auf das, was die Männer debattierten. Was nur heckte sie
wieder aus?
    Er beschloss,
sich nicht einzumischen und sie stattdessen allein abzupassen. Sie

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