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Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Tochter des Tuchkaufmanns: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susann Rosemann
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zu gehen, schien sie ihm bereits jetzt, auch wenn sie selbst
es vielleicht noch nicht wusste. Sein erstes Ziel, sie unabhängig von Winald zu
machen, hatte er erreicht, was sollte folgen? Er wusste, dass es müßig war, sich
darüber Gedanken zu machen. Zunächst einmal würden sie in Venedig bleiben, er musste
seine Geschäfte abwickeln, dann stand die Reise über die Alpen an. Erst zurück in
Ulm würde er die Früchte ernten können. Wenn es welche zu ernten gab.
    Es klopfte
an seine Tür.
    »Pascal,
ich bin es, Martha.«
    Ihre Stimme
klang dumpf durch das Holz, und doch konnte er den beunruhigten Unterton heraushören.
    »Moment!«,
rief er, stand auf und kleidete sich hastig an. Martha schien nur darauf gewartet
zu haben, dass er die Tür öffnete, denn sie drängte ins Zimmer hinein. Als sie das
leere Bett sah, griff sie mit einer Hand zum Hals.
    »Sie ist
nicht bei dir?«
    »Wer, Jolanthe?«
    »Bei uns
in der Kammer ist sie nicht, auch sonst im Haus habe ich sie nicht gesehen, und
abgemeldet hat sie sich ebenfalls nicht.«
    »Vielleicht
ist sie am Hafen?« Schließlich war sie gestern auch allein dorthin gegangen.
    Martha ließ
sich auf das Bett sinken. Sie atmete tief durch und gewann dadurch einen guten Teil
ihrer normalen Haltung zurück.
    »Sie hat
mir vor der Abreise versprechen müssen, mir immer zu sagen, wenn sie sich entfernt.
Ich lasse sie in Ruhe. Sie hatte keinen Grund, mir etwas zu verschweigen.«
    »Sie vertraut
dir, ich weiß.« Pascal setzte sich neben Martha. Der erste Schreck war abgeflaut
und wich dem Unbehagen. Martha war keine Frau, die unnötig Wirbel veranstaltete
oder die leicht zu erschrecken war. Er stand wieder auf.
    »Ich gehe
zum Hafen. Du fragst noch mal im Haus nach. Wir treffen uns wieder hier.«
    Martha widersprach
ihm nicht, was er als Einverständnis nahm. Er machte sich auf den Weg, doch wohin
er auch schaute und wen er auch fragte, niemand hatte eine Frau gesehen, die seiner
Beschreibung von Jolanthe entsprach. Die Sorge wuchs mit der Erkenntnis, dass etwas
nicht stimmte. Und trotzdem hoffte er, Jolanthe bei seiner Rückkehr wohlauf zu finden.
Den ganzen Rückweg über beruhigte er sich mit erdachten Gesprächen, in denen er
ihr Vorwürfe wegen ihres Leichtsinns machte. Hatte er nicht gestern erst verboten,
dass sie sich allein auf den Weg wohin auch immer machte?
    Er traf
Martha am Eingang. Sie schien auf ihn gewartet zu haben.
    »Ich habe
die Kaufleute gefragt, die mit uns hergereist sind. Einer glaubt, sie gesehen zu
haben. Er wartet im Innenhof.«
    Einen Augenblick
verfingen sich ihre Blicke, und Pascal wusste, dass es beunruhigende Neuigkeiten
gab. Er konnte es in Marthas Augen lesen. Sie führte ihn zu einem schmächtigen Mann,
der im Innenhof müßig in der Sonne auf einer Bank saß, so als habe er seine Geschäfte
bereits zur vollen Zufriedenheit erledigt. Er nickte freundlich, als Pascal ihn
grüßte.
    »Eure Begleiterin
hat mich bereits ausgefragt.«
    »Er möchte
es aus Eurem Mund hören«, erklärte Martha.
    »Euch ist
diese junge Frau abhandengekommen? Das tut mir leid. Aber sicher sind Eure Sorgen
unnötig. Glaubt mir, es sah alles ganz und gar nicht beängstigend aus.«
    »Sicher.«
Pascal beobachtete, wie der Mann zu ihm hochblinzelte, und nickte ihm zu, damit
er mit seinem Bericht begann.
    »Gestern
Abend, es war bereits dunkel, ich kam von einer Zecherei zurück, ihr wisst schon.«
Er strich sich mit einer Hand über sein schütteres Haar. »Ich sah ein Paar, einen
Mann und eine Frau auf der Straße stehen, hier vor dem Haus. Ich gebe zu, er schien
sie etwas festzuhalten, doch ich dachte mir nichts dabei. Die Huren hier, nun ja,
so manche weiß sich teuer zu verkaufen. Und Eure Begleiterin habe ich nicht sofort
erkannt, erst jetzt, wo Ihr danach fragt.«
    »Er glaubt,
dass es Jolanthe gewesen sein könnte«, mischte Martha sich ein.
    »Der Armreif,
wisst Ihr«, begann der Mann erneut. »Das Mädchen trug einen Armreif. Ihr Amulett,
wie sie es mir gegenüber bezeichnete. Er rutschte an ihrem Handgelenk hoch, als
sie den Mann an der Schulter wegzudrücken versuchte. Ich bin Schmuckhändler, ich
vergesse so schnell kein Schmuckstück.«
    Pascal packte
den Kaufmann am Arm. »Ihr hättet ihr helfen müssen.«
    »Lass ihn«,
griff Martha beruhigend ein und zog Pascal ein Stück weg.
    »Ich versichere
Euch«, der Kaufmann rieb sich die Stelle, an der Pascal ihn gehalten hatte. »Es
gab keine Gewalt oder etwas, was mich stutzig hätte machen können. Sie ist

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