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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ich mich vage erinnerte, irgendwo gelesen zu haben, dass Schwerter nicht nass werden sollten. Obwohl das auch in Bezug auf Bogensehnen - solche, mit denen man Pfeile abschießt - gewesen sein könnte. Aber ich konnte sowieso nicht mit einem Schwert in der Hand einfach die Straße runterlaufen. Was würden die Nachbarn sagen? Unser Image würde einen echten Knacks bekommen.
    Mit dem windjackenumhüllten Schwert sicher in meinen Armen rannte ich die Stufen runter. Ich hätte noch nicht mal sagen können, was ich mit dem Schwert meines Vaters eigentlich vorhatte. Ich meine, wollte ich es wirklich
einsetzen, um Marco zu bedrohen? Ein Schwert - besonders ein rostiges, nutzloses Exemplar aus dem Mittelalter - gegen eine Schusswaffe? Ja. Das würde funktionieren. Bestimmt ergab er sich freiwillig, sobald er es sah.
    Niemals.
    Aber irgendwas musste ich tun.
    Und ich hatte das Gefühl, dass - falls man daran glauben wollte, dass der Nor’Easter, der gerade über Annapolis tobte, ein Werk der dunklen Seite war, und nicht, wie der Meteorologe gesagt hatte, das Resultat von zwei aufeinandertreffenden Wetterfronten - meine Idee, das Schwert mitzunehmen irgendwen da oben tatsächlich beunruhigte, denn kaum hatte ich damit das Haus verlassen, wurde der Himmel von einem Blitz entzweigerissen, der noch näher war als alle bisherigen …
    Er war sogar so nah, dass ich eine Sekunde lang dachte, er hätte mich getroffen, weil sich plötzlich meine Nackenhaare aufstellten. Ich stieß einen gellenden Schrei aus und traute mich nicht nachzusehen, welche Farbe der Himmel über mir gerade annahm. Ich konnte nicht hinsehen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, zu rennen. Ich rannte schnurstracks die Auffahrt runter, dann auf unsere Straße, wobei meine Beine mich vorwärtszutreiben schienen, ohne dass ich ihnen den bewussten Befehl dazu gab.
    Mit dem Schwert an meine Brust gepresst, stürmte ich die gepflasterte Straße entlang und fing schon bald an zu keuchen. Ich hatte bis dahin immer gedacht, dass es schlimm wäre, wegen der hohen Luftfeuchtigkeit im August in Maryland laufen zu gehen. Doch wie sich jetzt herausstellte, war das nichts im Vergleich dazu, mit einem
mittelalterlichen Schwert im Arm durch die elektrisch aufgeladene Luft eines Nor’Easters zu rennen.
    Als ich die Hauptstraße erreichte, war ich schockiert über das, was ich dort sah. Der Wind hatte bereits Äste von den Bäumen gerissen, die nun wie Laufhürden über die Straße verteilt waren … oder wie Schlangen. Die Blätter, die noch an ihnen dranhingen, zeigten defensiv mit den Unterseiten nach oben, blass gräulich schimmernd in dem spärlichen Licht, das die dunklen Wolken am Himmel noch durchließen.
    Ich holte tief Atem und begann, ohne auch nur einen Moment zu zögern, um die Hindernisse herumzurennen, wobei mir schrecklich bewusst war, dass ich mich auf einer Straße befand, die nicht für Fußgänger gedacht war. Es gab weder einen Bürgersteig noch einen Fahrradweg. Ich lief auf einer offenen Schnellstraße, wobei ich abgerissenen Ästen ausweichen musste, ein Schwert in der Hand hielt und betete, dass, falls ein Auto kam, es mich rechtzeitig sehen und ausweichen würde.
    Doch solches Glück hatte ich nicht. Als dann tatsächlich ein Auto kam, fuhr es mit so hoher Geschwindigkeit, dass die Fahrerin - vermutlich eine gehetzte Mutter, die ihre Kinder vom Fußballtraining abholen wollte, bevor der Regen losbrach und sie durchweichte - auf gar keinen Fall noch rechtzeitig einen Schlenker machen konnte, um mich nicht zu erfassen. Sie kam genau auf mich zugerast, bevor sie mich in der allerletzten Sekunde sah und hupte, während sie gleichzeitig auf die Bremse trat …
    Das Böse duldet keine Einmischung seitens des Lichts. Es wird uns unüberwindbare Hindernisse in den Weg legen - tödliche Hindernisse.

    … und ich so flink wie das Reh, das ich an der Ecke zu unserer Auffahrt gesehen hatte, von der Straße sprang, um mich von nun an durch die Gärten der Anwohner zu kämpfen, anstatt weiterhin der Schnellstraße zu folgen.
    Wie ich schnell feststellte, war das wesentlich bequemer als Schlangenlinien fahrenden Geländewagen und abgerissenen Ästen auszuweichen. Außerdem war das Gras freundlicher zu meinen empfindlichen Schienbeinen als der Asphalt …
    Den Mächten der Dunkelheit - falls sie existierten - schien das genauso wenig zu gefallen wie die Tatsache, dass ich ein Schwert mit mir herumschleppte. Entweder das, oder es war einfach an der Zeit, dass der

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