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Die Tochter von Avalon - Avalon High

Titel: Die Tochter von Avalon - Avalon High Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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verborgenen Winkel tief im Inneren des Hauses Schutz zu suchen. Ein Sturm, der einen Hund dazu getrieben hatte, hysterisch in ein Telefon zu bellen. Mich anzubellen.
    Ich beschleunigte mein Tempo, lief jetzt so schnell ich konnte und umklammerte dabei mit einer Hand den Schwertgriff. Im Arboretum selbst, von dem ich erwartet hatte, dass es das reinste Chaos sein würde - Äste und sogar ganze Bäume auf dem Boden -, sah alles genauso aus wie bei meinem letzten Besuch. Der Geruch von Regen hing zwar deutlich in der Luft, doch ganz offensichtlich war hier kein Tropfen gefallen. Der Pfad war so trocken, dass meine Füße mit jedem Laufschritt Staubwolken aufwirbelten.
    Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wie das möglich sein konnte. Aber ich hatte auch nicht die Zeit, länger darüber nachzudenken. Weil ich nun endlich vor der Schlucht
stand. Ich verwünschte mich selbst, dass ich keine Taschenlampe mitgenommen hatte, denn mit den Sturmwolken am Himmel war es in diesem Wald sehr dunkel. Während ich durch das dichte Unterholz brach, versuchte ich einen Blick auf das Flussbett zu erhaschen. Ich glaubte, jemanden dort unten erkennen zu können, aber es war schwer, sicher zu sein …
    Und dann sah ich ihn. Will.
    Doch er saß nicht auf seinem Lieblingsfelsen. Er stand auch nicht darauf. Stattdessen lag er lang ausgestreckt dort oben, auf seinem Rücken, wie …
    Nun, wie ein Toter.

25
    Unter Türmen und Terrassen,
Vorbei an Mauern und an Gassen,
Im Dämmerlicht trieb sie verlassen,
Totenbleich durch Häusermassen,
Leise hin nach Camelot.
     
    Ich schrie nicht.
    Wahrscheinlich hätte ich selbst dann keinen Ton von mir geben können, wenn ich es versucht hätte. Zum einen war ich vom Laufen noch völlig außer Atem.
    Zum anderen schien die kalte, nackte Angst, die mein Herz umklammert hielt, seit ich Cavalier bellen gehört hatte - die ich mich aber geweigert hatte, mir einzugestehen -, plötzlich eine Art Krampf auszulösen, der die gesamte Blutzufuhr zu meinem restlichen Körper abschnitt.
    Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich zum Grund der Schlucht gelangt bin. Ich schätze, ich bin irgendwie runtergestolpert. Aber ich erinnere mich sehr wohl daran, dass, als ich Wills Felsen endlich erreicht hatte, meine Beine mit blutigen Kratzern von all den Brombeersträuchern übersät waren, die ich offenbar getroffen, aber nicht gespürt hatte.
    Als ich dann zu der Stelle hochsah, wo er mit geschlossenen Augen lag, konnte ich kein Anzeichen dafür entdecken, dass er noch atmete. Andererseits bemerkte ich auch
keine sichtbaren Blutflecken. Aber eigentlich hätte er mich kommen hören müssen. Und trotzdem hatte er sich nicht gerührt …
    Meine Beine zitterten unkontrollierbar - nicht nur weil ich so aufgewühlt war, sondern auch wegen der Belastungsprobe, die ich ihnen gerade zugemutet hatte -, als ich um den Felsen herumging und dann das Schwert ablegte, das noch immer sicher in Dads Jacke gewickelt war. Dann stellte ich die Spitze meines Schuhs in eine der Vertiefungen, die ich benutzt hatte, als ich Wills Felsen das letzte Mal hochgeklettert war …
    Da tauchte sein Gesicht plötzlich über meinem auf.
    »Elle«, sagte er. Er fasste nach oben, um seine Ohrhörer rauszuziehen. »Du bist gekommen. Ich wusste, dass du kommen würdest.«
    Und dann griff er nach meiner Hand und zog mich auf den Felsen hinauf …
    … wo ich komplett die Kontrolle verlor. Meine Gliedmaßen wurden zu Wackelpudding. Das ganze Blut in meinem Körper, das noch Sekunden zuvor gefroren gewesen war, schien bei seiner Berührung zu schmelzen, und ich hatte das Gefühl, nicht mal mehr aufrecht stehen zu können.
    Will musste das gemerkt haben, denn gerade als ich spürte, wie meine Knie einsackten, sagte er: »Hey -« und ließ dann meine Hand los, um stattdessen seinen Arm um meine Taille zu legen. Als meine noch immer verflüssigten Extremitäten nicht aufhörten zu wabbeln, zog er mich mit einem Lachen an sich, das abrupt abbrach, als unsere Körper sich berührten und meine Hände auf seiner Brust zum Liegen kamen.

    Dann sagte er wieder »Hey«, aber diesmal in einem anderen, viel weicheren Tonfall.
    Ich starrte in seine swimmingpoolblauen Augen, die nur Zentimeter von meinen eigenen, viel gewöhnlicheren braunen entfernt waren, dann fand ich schließlich meine Stimme wieder.
    »Ich dachte, du wärst tot«, flüsterte ich, nervlich total am Ende.
    »Weit entfernt davon«, flüsterte er zurück.
    Und dann küsste er mich.
    Und plötzlich fühlten

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