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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Sekunden später gegenüberstand. Mich bedachte er lediglich mit einem strafenden Blick. »Können wir uns trotz alledem kurz unterhalten?«
    Adrian ging voraus in die Küche. »Von wem hast du es erfahren?«, fragte er und bot meinem Vater einen Kaffee an.
    »Ich bin in die Klinik gefahren, um ihn zu besuchen.«
    »Um diese Zeit?«, fragte ich ungläubig.
    »Carl war einer meiner besten Freunde.« Er nahm einen Schluck Kaffee und räusperte sich. »Habt ihr seine persönlichen Dinge aus der Klinik mitgenommen?«
    »Wieso interessiert dich das?«, wollte Adrian wissen.
    »Ich habe deinem Vater vor kurzem einen USB -Stick mit vertraulichen Informationen gegeben. Er wollte sie sich ansehen und mir den Stick dann zurückgeben.«
    »Und du nimmst an, er habe deinen Stick mit in die Klinik genommen? Was könnte so wichtig sein, dass er trotz Herzinfarkt nichts Besseres zu tun hat, als so ein Ding einzustecken?«
    Mein Vater schien nicht gewillt, auf diese Frage zu antworten. Er sah Adrian ausdruckslos an.
    »Er könnte den Stick genauso gut hiergelassen haben.«
    »Unwahrscheinlich«, war der knappe Kommentar.
    »Wann warst du in der Klinik?«
    »Adrian, ich bitte dich, lass uns das Ganze abkürzen. Gib mir den USB -Stick, dann lasse ich dich in Ruhe.«
    »Wieso bist du dir so sicher, dass der Stick nicht hier ist? Hast du das Haus bereits durchsucht? Und hast du bei der Gelegenheit auch gleich Vaters Aktentasche mitgehen lassen und die Aufzeichnungen der Kameras gelöscht?«
    Dies war einer der seltenen Momente, in denen mein Vater die Beherrschung verlor. Er hob seinen Stock und ließ ihn mit einer blitzschnellen Bewegung auf den Küchenboden niedersausen. »Zeig mir seine persönlichen Dinge, die du aus der Klinik mitgenommen hast! Sofort!«
    Adrian stand auf und bedeutete meinem Vater, sich ebenfalls zu erheben. »Ich zeige dir den Weg hinaus, Alexander.«
    »Lass Finja da raus, hörst du!« Sein Tonfall hatte etwas Drohendes, das sich auch nicht verlor, als er mich aufforderte, ihn zu begleiten.
    »Dazu ist es zu spät«, sagte ich. »Du und deine Partner – ihr habt uns da hineingezogen. Was sind das für Tabus, die ihr gebrochen habt? Und wer ist euer Gegenspieler, der sich nicht an die Spielregeln hält, der mächtiger ist als ihr, und skrupelloser?«
    »Was hat Carl noch gesagt?«, fragte er ohne jede sichtbare Regung. Allem Anschein nach hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Dass ihr das rechte Maß aus den Augen verloren hättet. Und das schon vor langer Zeit.«
    »Und? Weiter?«
    »Er hat von eurer Spezialabteilung erzählt«, bluffte ich. »Seine Version klang allerdings ein wenig anders als die von Tobias. Wie Carl sagte, habt ihr über Jahrzehnte hinweg brisante Informationen zu Erpressungen genutzt.« Es war ein Schuss ins Blaue, der jedoch völlig verpuffte.
    Meinem Vater waren diese Anschuldigungen nicht mal einen Kommentar wert. Mit einem knappen Nicken drehte er sich um und ging. Kaum hatte er das Haus verlassen, wollte Adrian wissen, wann sein Vater all das gesagt haben sollte. Dabei wirkte er so erschüttert, dass ich entschied, ihm die Wahrheit erst einmal vorzuenthalten und so zu tun, als wäre alles ein einziger Bluff gewesen. Es würde einen geeigneteren Zeitpunkt geben, ihm davon zu erzählen. Adrian gab sich so bereitwillig mit meiner Antwort zufrieden, dass ich mir sicher war, richtig entschieden zu haben.
    Während ich jedem von uns einen Kaffee eingoss, durchsuchte mein Schwager die persönlichen Sachen seines Vaters nach dem USB -Stick. Aber offensichtlich hatte Carl ihn nicht bei sich getragen.
    Sowohl Adrian als auch ich waren überzeugt, dass mein Vater gelogen hatte. Es ging nicht um seinen USB -Stick, sondern vermutlich um Informationen, die Carl in den letzten Tagen seines Lebens niedergeschrieben hatte.
    Mit dem Schlüssel von Carls Bund öffneten wir den alten Tresor in dessen Arbeitszimmer, nur um festzustellen, dass hinter der fünfzehn Zentimeter dicken Stahltür Whiskeyflaschen, Goldmünzen, ein paar Bündel Bargeld, zwei wertvolle Herrenuhren und Cornelias Schmuckschatulle verborgen waren. Ich fragte Adrian, ob es in diesem Haus möglicherweise auch so einen geheimen Raum gab wie in unserem. Aber er wusste nichts davon. So liefen wir vom Keller bis zum Dachgeschoss und tasteten mit den Fingern Bilderrahmen und Regale ab. Nach einer Stunde gaben wir schließlich auf.
     
    Ich hatte so viel über die Toten nachgedacht, die Adrian zu beklagen hatte, dass mir erst allmählich

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