Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
Vom Netzwerk:
irgendjemandem, es war jedoch nicht zu verstehen, was er sagte. »Finja, es tut mir leid, ich muss zurück in meine Besprechung. Wir reden ein anderes Mal, ja?«
     
    Adrian erwartete mich an der Tür. Anstatt jedoch mit mir hineinzugehen, zog er mich hinter sich her in den Garten.
    »Was ist denn los?«, fragte ich und versuchte, ihm meine Hand zu entziehen.
    Er blieb jedoch erst stehen, als wir unter einer der alten Eichen angekommen waren. »Ich habe ihn gefunden.«
    »Wen? Den Stick?« Ich setzte mich auf die Holzbank, die um den Stamm herum gebaut worden war.
    Er nickte und setzte sich neben mich. »Vorhin habe ich doch Vaters Wagen bei euch abgeholt. Da er immer so aufgebracht reagiert hat, wenn ich ihm den Autoschlüssel abnehmen wollte, dachte ich, er könnte darin möglicherweise Unterlagen versteckt haben und gar nicht, wie ich immer angenommen habe, einfach nur seine Mobilität verteidigt haben.« Adrian forschte in meinem Gesicht, ob ich ihm folgen konnte.
    »Und?«, fragte ich ungeduldig.
    »Nachdem ich erst das Wageninnere komplett durchsucht hatte, wollte ich mir im Anschluss den Kofferraum vornehmen und habe den entsprechenden Knopf an seinem Schlüssel gedrückt. Und siehe da!« Er hielt den BMW -Schlüssel in der geöffneten Hand. »Drück mal darauf«, forderte er mich auf.
    Ich tat es und sah staunend dabei zu, wie vorne aus dem Schlüssel ein USB -Stecker herausfuhr.
    »Allem Anschein nach ist das einer der Orte, an denen mein Vater seine Geheimnisse versteckt hat.«
    »Hast du dir die Daten schon angesehen?«, fragte ich.
    »Ich hab’s versucht, aber ich muss erst jemanden finden, der mir hilft, das Passwort zu knacken.« Adrian lehnte sich mit einem Stöhnen gegen den Stamm und streckte die Füße aus. Über uns stritten zwei Elstern lautstark um Beute. Die Siegerin der ersten Runde breitete schließlich die Flügel aus und landete im Nachbarbaum, nur um von ihrer Widersacherin dorthin verfolgt zu werden.
    Ich löste den Blick von diesem Schauspiel und wandte mich wieder Adrian zu. »Warum hast du mich hier herausgeführt?«
    »Tatsache ist, dass jemand im Haus war, um sich die Tasche zu holen. Warum sollte dieser Jemand nicht auch gleich ein paar Wanzen installiert haben, um herauszufinden, ob ich diesen Stick habe?«
    »Aber dabei hast du nicht meinen Vater in Verdacht, oder?«
    »Du hast ihn doch genauso in Verdacht. Ihn und die beiden anderen. Aber keiner von ihnen wird sich selbst die Finger schmutzig gemacht haben.«
    Ich versuchte, dem beklommenen Gefühl auf die Spur zu kommen, das mir den Hals zuschnürte. »Adrian, meinst du, Amelie könnte von dieser Abteilung gewusst haben?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, fragte er in einem Ton, der nach einem entschiedenen Nein klang.
    »Es ist nur so ein Gefühl … die Art, wie sie über die Arbeit der Detektei gesprochen hat …« Ich hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Amelie hätte niemals bei etwas mitgemacht, das sie ihre Zulassung als Anwältin hätte kosten können. Das weißt du so gut wie ich.«
    Sekundenlang schloss ich die Augen. Ich spürte die rauhe Rinde der Eiche in meinem Rücken und versetzte mich zurück in unser altes Baumhaus. Ich sah uns fünf Kinder. Was wir damals von unserer Persönlichkeit in unsere Spiele eingebracht hatten, unterschied sich nicht wesentlich davon, wie wir uns heute verhielten. Unsere Charaktereigenschaften hatten sich mit den Jahren nur stärker herausgebildet.
    Der einzige Mensch, der in meiner Schwester ein zartes Püppchen hatte sehen wollen, war meine Mutter. Alle anderen hatten Amelie realistischer betrachtet: als durchsetzungsstark und ehrgeizig. Meine Schwester hatte gewusst, was sie wollte. Und sie hatte stets einen Weg gefunden, ihr Ziel zu erreichen.
    Adrian kreuzte die Arme über dem Bauch und krümmte sich leicht zusammen. »Lass uns über etwas anderes reden, bitte, ja? Ich halte das nicht aus.«
    »Entschuldige!«
    Wir schwiegen eine ganze Weile, bis er fragte, was wir jetzt tun sollten.
    Als wäre dies der Startschuss, sprang ich auf und zog ihn mit mir hoch. »Du kümmerst dich darum, dass uns jemand das Passwort knackt, und ich werfe einen Blick in die geheime Kammer meines Vaters.« Noch während ich es sagte, hoffte ich, darin nicht Carls Aktentasche zu finden.
     
    Da Adrian auf keinen Fall allein bleiben wollte, beschlossen wir, gemeinsam nach Rottach-Egern zu fahren. Noch war der Zeitpunkt günstig: Die Haushälterin meiner Eltern würde bereits fort und mein

Weitere Kostenlose Bücher