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Die Todesbotschaft

Die Todesbotschaft

Titel: Die Todesbotschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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las, war dennoch etwas völlig anderes. Etwas, das nur einem kranken Hirn entstammen konnte.
    Beim ersten Mal überflog ich den Text nur fassungslos, bis ich ihn wieder und wieder Wort für Wort las. Einmal sogar laut. Wer dachte sich so etwas aus und brachte es dann auch noch zu Papier? Angezeigt wurde der Tod meiner Schwester. »Am 16 . August dieses Jahres verstarb Amelie Graszhoff, geborene Benthien, im Alter von nur einunddreißig Jahren an den Folgen eines tragischen Unglücks. Sie hinterlässt ihren Ehemann Adrian Graszhoff, ihre Eltern Alexander und Freia Benthien sowie ihre Halbschwester Finja.«
    Der 16 . August – das war übermorgen, Sonntag. Ich las den Text noch einmal und stolperte über ein Wort, das mir längst ins Auge hätte stechen müssen: ihre Halbschwester Finja. Amelie und ich waren keine Halbschwestern. Was sollte das? Völlig durcheinander starrte ich auf dieses Papier und fragte mich, warum jemand so etwas tat. Ich musste an die Auseinandersetzung der Partner denken. Zumindest Carl und Johannes hatten in den Briefen eine Drohung gesehen. Fast hätte ich die Karte fallen lassen.
    Ehe ich es mich versah, wurde sie mir samt Umschlag mit einer schnellen Bewegung aus der Hand gerissen. Vor Schreck schrie ich auf und machte einen Satz zur Seite.
    Nach außen hin gelassen schob mein Vater den Brief in seine Sakkotasche. »Möchtest du mit uns zurückfahren?«, fragte er in völlig belanglosem Ton.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte ich ihn immer noch fassungslos.
    »Vermutlich irgendetwas Geschmackloses. Möchtest du nun mitfahren oder nicht?«
    Meine Mutter näherte sich uns, befand sich aber noch außer Hörweite. Trotzdem senkte ich meine Stimme. »Das ist eine Todesanzeige. Darin geht es um Amelie. Und …«
    »Dann hatte ich ja recht damit, dass es sich um etwas Geschmackloses handelt«, schnitt er mir das Wort ab. »So, und jetzt steig bitte ein.«
    Er hielt erst mir die Autotür auf, dann öffnete er die Beifahrertür für meine Mutter. Kaum saß er selbst im Auto, erntete ich durch den Rückspiegel einen wütenden Blick, so dass ich nicht wagte, den Mund aufzumachen. So blieb ich allein mit meiner Verwirrung und all den Fragen, die mir auf der Zunge lagen. Ich versuchte, das alles einzuordnen, konnte mich jedoch kaum konzentrieren, da meine Mutter nichts Besseres zu tun hatte, als sich über das unpassende Outfit von Johannes’ Exfrau zu mokieren. Obwohl ich längst begriffen hatte, dass das ihre Art war, Emotionen zu überdecken, wären mir ihre Tränen lieber gewesen.
    Ich nahm mir vor, zu Hause mit meinem Vater zu sprechen. Vor unserer Einfahrt hielt er jedoch an und sagte, er habe noch etwas Dringendes zu erledigen. Während meine Mutter sofort ausstieg, blieb ich sitzen.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte ich.
    »Nicht jetzt. Steig bitte aus, Finja.«
    »Damit du zu einer dieser konspirativen Sitzungen mit deinen Partnern fahren kannst? Damit ihr euch einmal mehr die Köpfe darüber heißreden könnt, was diese Briefe zu bedeuten haben? Ob sie nun üble Scherze oder ernstzunehmende Drohungen sind? Ich habe euch nach Huberts und Cornelias Beerdigung belauscht.« Ich war froh, dass es heraus war. »Drei Menschen sind tot! Wie kann man denn da überhaupt noch einen Scherz in Betracht ziehen? Kerstin …«
    »Beruhige dich«, unterbrach er mich scharf. »Du weißt nicht, wovon du redest!«
    »Doch, das weiß ich sehr wohl«, sagte ich und brach in Schluchzen aus. »Wie es zu Cornelias und Huberts Unfall gekommen ist, kann ich nicht beurteilen. Ich kann aber sehr wohl beurteilen, dass Kerstin nicht einfach in die Tiefe gestürzt ist und sich das Genick gebrochen hat.« Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
    Er wandte sich in seinem Sitz zu mir um und sah mich abwartend an. »Beruhigst du dich jetzt bitte?« Er reichte mir ein Taschentuch.
    »Kerstin hat nicht geschrien. Wäre sie einfach nur abgerutscht, hätte sie ganz sicher geschrien. Begreifst du das nicht?«
    »Ihr werdet sie nicht gehört haben.«
    Was war nur mit meinem Vater los? Ich verstand ihn nicht mehr. Er wusste so gut wie ich, dass wir sie im Wald hätten hören müssen. »Warum steht in dieser Todesanzeige, ich sei Amelies Halbschwester?«
    »Allein daran solltest du erkennen, um was für einen Unsinn es sich handelt.«
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich noch vor dem Tor stehen blieb, als er längst abgefahren war. Ich kam mir verloren vor. Und ich hatte Angst. Fürchterliche Angst. Etwas zutiefst

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