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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Büro und den Korridor entlang, wobei sie die Röcke ihrer Tracht wenig nonnenhaft raffte. Die Mutter Oberin lief aus dem Haupteingang hinaus, eilte durch den Regen zum Portal der Klosterkirche hinüber, stieß die Flügeltür auf und lief atemlos weiter. Als sie die Sakristeitür öffnete, saß Pater Tim, ein gebrechlicher Mann mit schneeweißem Haar und Metallrandbrille, an seinem Schreibtisch. Erschrocken fuhr er herum.
      »Schwester Mary, was um alles in der Welt ist denn passiert?«
      Sie plumpste japsend auf den nächstbesten Stuhl und sprudelte die Neuigkeit hervor.

      Zielstrebig bewegte sich Grace Browning durch den von Mauern umgebenen Gemüse- und Kräutergarten. Den Schirm hielt sie zum Schutz gegen den Regen dicht über ihren Kopf. Während sie sich den Gebäuden näherte, bemerkte sie hektische Aktivität. Die Nonnen flatterten aufgeregt hierhin und dorthin, dann bewegte sich eine Zweierreihe kleiner Mädchen in weißen Blusen, marineblauen Trägerröcken und weißen Söckchen von der Schule Richtung Kirche. Nebenher eilten einige Schwestern, die vergeblich versuchten, die Kinder mit Schirmen vor der Nässe zu schützen.
      Grace war stehengeblieben und hatte das aufgeregte Treiben beobachtet. Plötzlich drehte sich eine Nonne um, entdeckte sie und rief ihr zu: »Kommen Sie, Schwester, wir brauchen Sie, Senator Keogh kommt!«
      Auf diese Entfernung und durch den Regenschirm halb verdeckt, war Grace lediglich eine Nonne unter vielen, aber blitzschnell erkannte sie die Chance, eilte hinzu und schloß sich am Ende der Kinderschar dem Zug an. Mit ihm zusammen trat sie durch das imposante Portal in das Gotteshaus.
      Die Kinder zogen durch den Mittelgang Richtung Hochaltar. Grace klappte ihren Schirm zusammen, blieb stehen und sah sich um. Hinter einem Bogengang fiel ihr eine Wendeltreppe ins Auge, die zur Empore hinaufführte. Ohne zu zögern schritt sie darauf zu und stieg die Stufen hinauf.

      Der Hubschrauber hatte das Kloster beinahe erreicht, als Patrick Keogh fragte: »Die Kevlar-Weste und all die Vorsichtsmaßnahmen – erwarten Sie irgendwelche Probleme, Brigadier?«
      »Lassen Sie es mich so ausdrücken, Senator: Wenn es je mals ein Problem gegeben hat, dann hat es sich mittlerweile erledigt. Wir wollen wirklich nur auf Nummer Sicher gehen.«
      »Nun, eines ist gewiß«, meinte Keogh und blickte auf das Kloster hinunter, dem sie sich jetzt näherten. »Der Besuch dort unten wird das geringste meiner Probleme sein. Aber was ich in Ardmore sagen werde, das verursacht mir noch Magenschmerzen. Wir sind so nahe dran, Brigadier, so verdammt nahe dran, die IRA zu einer Friedensinitiative zu bewegen. Wir müssen es schaffen, wir müssen einfach.«
      »Ich wüßte nicht, was mir lieber wäre, Senator«, sagte Ferguson und nickte bedächtig, während der Hubschrauber sanft auf dem Rasen vor dem Kloster aufsetzte.
      Der Kopilot kam nach hinten und öffnete den Ausstieg.
      Schwester Mary Fitzgerald und Pater Tim, der eine Alba über seine Soutane gezogen und eine Stola umgelegt hatte, standen wartend auf der Wiese.
      Dillon drückte Keogh einen Schirm in die Hand. »Den werden Sie brauchen, Senator, vergessen Sie nicht, Sie sind in Irland.«
      »Wie könnte ich das wohl vergessen?« grinste Keogh. Er stieg die Stufen hinunter, überquerte den Vorplatz zur Kir che, und Ferguson, Hannah Bernstein und Dillon folgten ihm.

    Von der Empore aus hatte Grace Browning einen hervorragenden Blick über das Geschehen unten in der Kirche, über die aufgeregten Mädchen und die sechs Jungen, die als Ministranten in scharlachrote Soutanen und weiße Chorhemden gekleidet waren. Obwohl Grace nicht wußte, wer Schwester Mary Fitzgerald war, schloß sie doch aus der Tatsache, daß sie die anderen herumdirigierte, daß sie eine Autorität darstellte. Grace beobachtete auch Pater Tim, der in einer Seitenkapelle, vermutlich der Keogh-Gedächtniskapelle, seine Vorbereitungen traf.
      Plötzlich vernahm sie das aufgeregte Gemurmel der Nonnen und das Getuschel der Schulkinder, die sich um den Kircheneingang geschart hatten. Gleich darauf betrat Senator Patrick Keogh das Gotteshaus. Ihm folgten Ferguson, Dillon und Hannah Bernstein.
      »Ja, ja«, flüsterte Grace, »willkommen zu Hause, Senator!«
      Sie schlich hinter eine Säule, von wo sie einen guten Einblick in die Keogh-Kapelle hatte, stellte ihre Schultertasche auf den Boden und nahm die Kalaschnikow heraus. Leise klappte sie den

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