Die Todesbraut
Leben, Sportsfreund.«
»Na gut. Dann kümmere ich mich um diese Sache mit dem ›30. Januar‹.«
Curry meldete sich zu Wort. »Und wer kümmert sich um Ashimov? Ihm bleibt doch jetzt keine andere Wahl, als Sie umzubringen, Yuri.«
»Ja, um diesen Bastard sollte sich ebenfalls jemand kümmern.«
Rupert Lang öffnete den Aktenkoffer, der neben Currys Bett stand, und nahm die Beretta heraus. Er wandte sich an Belov. »Die fünfzigtausend Dollar gehören Ihnen. Die Beretta behalte ich. Sagen Sie mir nur, wann und wo.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen im Raum. Dann fauchte Curry: »Bist du komplett verrückt geworden?«
Lang grinste und zeigte wieder jenen verschlagenen Gesichtsausdruck. »Am ›Bloody Sunday‹ tötete ich drei Menschen, zwei weitere während meiner Dienstzeit in Ulster. Das habe ic h dir nie erzählt. Ich habe eben auch meine Geheimnisse. Wie du, Tom.« Er sah Belov an. »Ein weiterer Job für den ›30. Januar‹. Erst der Araber, dann der KGB-Chef des Londoner Stützpunktes. Das sollte den Sicherheitsdiensten doch wohl einige Bauchkrämpfe verursachen. Und ich werde es hautnah miterleben – ich sitze ja in der Hälfte der Ausschüsse.«
Eine Woche später, an einem regnerischen Morgen, tötete Rupert Lang Oberst Boris Ashimov mit absurder Leichtig keit. Belov hatte für das Timing gesorgt. Ashimov machte allmorgendlich um zehn Uhr einen Spaziergang in den Kensington Gardens und tat dies bei jedem Wetter. An je nem Donnerstag regnete es heftig. Rupert Lang saß bei einer Tasse Kaffee in einem Café gegenüber der Parkanlage. Er erwartete eigentlich nicht, daß Ashimov erscheinen würde, aber da kam er, schwenkte in die Bayswater Road, einen Regenschirm über dem Kopf, und betrat den Park. Lang sprang auf und ging ihm nach.
Er folgte ihm in sicherem Abstand und hielt seinen Re genschirm über sich. Er und Ashimov waren offenbar die einzigen Spaziergänger an jenem Morgen. Als sie eine dichtere Baumgruppe im Zentrum des Parks erreichten, beschleunigte Lang seine Schritte.
»Entschuldigen Sie bitte«, sprach er Ashimov an.
Ashimov drehte sich herum. »Was wollen Sie?«
»Um genau zu sein: Sie«, sagte Lang und schoß ihm zweimal mitten ins Herz, wobei die Beretta nur einen leicht hustenden Ton von sich gab. Lang kniete sich nieder, jagte Ashimov eine weitere Kugel zwischen die Augen, steckte die Beretta in die Manteltasche und entfernte sich dann eiligst Richtung Queen’s Gate und Albert Hall. Erst nachdem er fast einen Kilometer gegangen war, winkte er ein Taxi heran und gab als Ziel Westminster an.
Zitternd vor innerlicher Anspannung, ließ er sich in den Wagensit z fallen und zündete sich eine Zigarette an. Ein derartiges Gefühl hatte er noch nie erlebt, nicht einmal bei den Fallschirmjägern in Irland. All seine Sinne schienen geschärft, sogar die Farben draußen in den vorbeiziehenden Straßen schienen intensiver zu sein. Aber erst die Erregung, diese kolossale Erregung! Lang schloß die Augen. »Alter Knabe, was geschieht nur mit dir?« murmelte er.
Lang betrat das Unterhaus durch den St. Stephans-Eingang und ging durch die große Eingangshalle in sein Büro. Dort entledigte er sich seines Regenschirms und Mantels und schloß die Beretta in den Safe. Anschließend ging er hinunter in das Unterhaus, wo eine Debatte über staatliche Sozialleistungen stattfand. Er nahm seinen angestammten Platz am Rand eines Ganges ein. Wie beiläufig blickte er nach oben und entdeckte Tom Curry in der ersten Sitzreihe der Besuchergalerie. Curry trug den linken Arm in einer Schlinge. Lang nickte ihm unauffällig zu, verschränkte dann die Arme und lehnte sich entspannt zurück.
Eine halbe Stunde später erhielt die London Times eine kurze telefonische Nachricht, in der sich die Gruppe »30. Januar« zu dem Mordanschlag auf Oberst Boris Ashimov bekannte.
In den drei folgenden Jahren lieferte Curry mit Unterstützung Längs regelmäßig vertrauliche Informationen an Belov. Während dieser Zeit führten sie drei Morde aus, zwei davon gleichzeitig. Es handelte sich um zwei Bombenleger der IRA, die wegen eines gerichtlichen Verfahrensfehlers auf freien Fuß gesetzt wurden und dies mit einer Sauftour, die den Rest des Tages dauerte, feierten. Curry verfolgte sie bis Mitternacht, informierte dann Lang, der die beiden erschoß, als sie sinnlos betrunken mit dem Rücken an eine Wand gelehnt in einer Gasse in Kilburn saßen.
Der dritte
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