Die Todesbraut
kommt wieder in Ordnung, aber ich möchte ihn eine Woche hierbehalten.«
»Können wir ihn sehen?« fragte Belov.
»Im Moment ist er noch benebelt. Warten Sie eine halbe Stunde, dann dürfen Sie fünf Minuten zu ihm. Bis später.«
Cupta wandte sich ab, und Lang meinte: »Er scheint auf Ihrer Seite zu stehen.«
»Ich lernte ihn in Afghanistan kennen und half ihm, nach England zu kommen. Aber Sie dürfen keinen falschen Eindruck von ihm gewinnen. Er hilft mir zwar gelegentlich, konzentriert sich ansonsten aber auf Drogenabhängige. Er leistet hervorragende Arbeit.«
»Also, was ist heute abend schiefgelaufen?« bohrte Lang.
»Mein Lieber, wollen Sie wirklich tiefer in diese Angele
genheit gezogen werden, als es unbedingt sein muß?«
»Ich stecke doch schon über beide Ohren mit drin«, konterte Lang. »Außerdem ist Tom Curry der beste Freund, den ich in dieser Welt habe.«
»Aber Sie gehören doch der Regierung an?«
»Na und?«
»Curry ist wie ich überzeugter Kommunist. Wir glauben, daß wir im Recht sind und Sie im Unrecht.«
»Was oft nur allzu wahr ist«, nickte Lang. »Ich bin sicher, Sie werden mich unter das Beil legen, wenn der Tag gekommen ist. Aber ich nehme Freundschaft äußerst ernst. Also was geschah mit Tom heute? Was ist schiefgelaufen?«
»Oberst Boris Ashimov ist Chef des KGB in der Londoner Botschaft. Wie Sie wissen ist GRU der militärische Geheimdienst, und zwischen dem KGB und uns gibt es gewisse Unterschiede. Ich habe aber erst heute begriffen, wie groß diese Unterschiede sind.«
»Er lockte Sie in die Falle?« fragte Lang.
»Es hat den Anschein. Hätte ich heute die Verpflichtung im Savoy nicht gehabt, wäre ich persönlich zu dem Treffen gegangen.«
»So bekam statt Ihnen der gute alte Tom die Kugel ab.« Rupert Lang lächelte nicht mehr. Seine Augen glitzerten, und sein Gesicht hatte einen wölfischen Ausdruck ange nommen. »Ich bekam selbst einmal eine Kugel ab. Sehr unschön.«
»Ja, natürlich. Eine Parashooters am ›Bloody Sunday‹. Sie waren damals Leutnant.«
In diesem Moment erschien eine Krankenschwester. »Er ist aufgewacht. Sie können jetzt ein paar Minuten zu ihm.«
Curry brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ich lebe noch?«
»Noch lange hoffentlich«, tröstete ihn Lang.
Curry sah Belov an. »Was ist passiert, Yuri?«
»Es scheint so, als habe mir Ashimov eine Falle gestellt. Ali Hamid sollte mich beseitigen. Unglücklicherweise schickte ich Sie. Wie dem auch sei, wir müssen unsere Spur verwischen und eine Erklärung für Hamids Tod liefern. Er ist als Terrorist bekannt. Sowohl Scotland Yard als auch MI 5 werden das sehr schnell herausfinden.«
»Was schlagen Sie vor?« fragte Lang.
»Irgend jemand müßte sich zu der Tat bekennen«, sagte Belov bedächtig. »Das wäre die beste Lösung.«
»Wie wäre es mit der Provisorischen IRA?« fragte Curry.
»Nein, etwas Neues, etwas, was sie alle in Verwirrung bringen würde.«
»Sie meinen eine völlig neue terroristische Gruppie rung?« fragte Rupert Lang aufhorchend.
»Warum nicht?« Belov grinste. »›Bloody Sunday‹, war das nicht der 30. Januar 1973? Was halten Sie davon, wenn ich die Times anrufe und mich als Gruppe ›30. Januar‹ zu dem Mord an Hamid bekenne? Daran hätten die Anti-Terror-Einheiten auf allen Ebenen eine Weile etwas zu knabbern.«
»Fast wie diese griechische Gruppe, von der wir neulich lasen«, meinte Lang. »›17. November‹. Ja, das gefällt mir. Das dürfte für reichlich Konfusion sorgen.«
»Stimmt«, sagte Belov. »Sehen Sie, Mr. Lang, das ist der Grund, warum Tom und ich arbeiten. Mein Hauptinteresse im Leben ist es, Chaos zu schaffen. Angst, Unsicherheit und Chaos. Ich will soviel wie möglich davon in der westlichen Welt verbreiten. Nach und nach werden sich dann Spalten auftun, und schlußendlich wird das System kolla bieren. Nehmen Sie Irland als Beispiel. Wir ergreifen nicht Partei, aber wir arbeiten aktiv daran, die ganze faule Sache am Laufen zu halten. Ein Bürgerkrieg, der Abstieg in den Wahnsinn, und dann werden unsere Freunde, und davon gibt es beileibe zahlreiche in Irland, das Ruder übernehmen.«
»Ein zweites Kuba, diesmal in Englands Hinterhof?« warf Lang ein. »Interessant.«
»Ich war sehr offen«, sagte Belov, »aber es scheint Sie in keinster Weise zu schockieren.«
»Mich schockiert kaum etwas in diesem
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