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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ereignen, das sie alle drei betreffen würde. Das geschah jedoch erst, als der Golfkrieg beendet war, im Januar 1992, um genau zu sein.

      Grace Browning war 1965 in Washington geboren worden. Ihr Vater war Journalist bei der Washington Post, ihre Mutter war Engländerin. Als Grace zwölf Jahre alt war, schlug das Schicksal unbarmherzig zu. Eines Nachts, auf dem Heimweg von einem Konzert, wurde der Wagen ihrer Eltern von einer alten Limousine blockiert. Die Männer darin standen offensichtlich unter Drogen. Grace erinnerte sich an Schreie, Forderungen nach Geld, daran, daß ihr Vater die Wagentür öffnete und ausstieg. Dann an die Schüsse, wovon einer das hintere Seitenfenster durchschlug und ihre Mutter auf der Stelle tötete. Grace lag erstarrt und panisch vor Angst auf dem Wagenboden. Mit dem einzigen Blick, den sie nach oben warf, nahm sie die Umrisse eines Mannes wahr, der mit der Pistole in der erhobenen Hand schrie: »Los, weg hier, los!« worauf die Limousine mit quietschenden Reifen davonraste.
      Später konnte Grace der Polizei nicht einmal eine Beschreibung der Täter geben, konnte nicht einmal sagen, ob sie schwarz oder weiß gewesen waren. Ein einziger Gedanke beherrschte ihr Denken: Ihr Vater starb am nächsten Morgen, und sie blieb alleine zurück.
      Nicht ganz alleine, denn da gab es noch die Schwester ihrer Mutter, ihre Tante Martha. Lady Martha Hunt, um ge nau zu sein, eine Dame von beträchtlichem Wohlstand, früh verwitwet, die in einem prächtigen Stadthaus am Cheyne Walk in London ein Leben in prunkvollem Luxus führte. Sie hatte ihre Nichte mit Liebe und einer gewissen Entschlossenheit empfangen, denn sie war eine zähe, praktisch veranlagte Dame, die es ablehnte, die Hände in den Schoß zu legen, sich in Tränen
    aufzulösen und sich dem Kummer zu überlassen.
      Grace wurde in der St. Paul’s Mädchenschule, einer der renommiertesten Schulen Londons, aufgenommen und bewies bald, daß sie eine beträchtliche Intelligenz besaß. Sie war überall gleichermaßen beliebt, sowohl bei ihren Lehrern als auch bei ihren Mitschülern, und doch empfand sie alles als eine Art Vorstellung. Innerlich blieb sie, was sie war, distanziert und kühl, aber nach außen zeigte sie sich charmant, intelligent und warmherzig. Daher überraschte es wenig, daß sie in schulischen Theatergruppen bald zum Star avancierte.
      Gesellschaftlich bewegte sie sich dank ihrer Tante auf höchster Ebene. Im Sommer war sie in Cannes und Nizza anzutreffen, im Winter in Barbados, und auf dem Londoner Partykarussell war sie allgegenwärtig. Als sie sechzehn Jahre alt war, machte sie, wie die meisten ihrer Freundinnen, ihre erste sexuelle Erfahrung. Sie wählte sich dazu einen siebzehnjährigen linkischen Jungen aus, der eine Privatschule besuchte. Es war eine wenig ergötzliche Angele genheit, und während er den Höhepunkt erlebte, passierte etwas Seltsames. Vor ihrem ge istigen Auge sah sie den schattenhaften Umriß des Mannes mit der Pistole im Anschlag, der ihre Eltern getötet hatte.
      Nach Beendigung ihrer Schulzeit hatte sie – obwohl ihre Schulleistungen den Besuch Oxfords oder Cambridges nahegelegt hätten – nur einen Wunsch: Sie wollte professionelle Schauspielerin werden. Ihre Tante, ihrem Naturell entsprechend, unterstützte sie, insistierte aber darauf, daß es die beste Schauspielschule sein mußte. Folglich sprach Grace in der Royal Academy of Dramatic Art vor und wurde umgehend zugelassen.
      Grace galt bald als einzigartiges Talent. Im Abschlußstück, Macbeth , übernahm sie die Rolle der Lady Macbeth. Trotz ihrer Jugend spielte sie derart brillant, daß sich die Theateragenten Londons darum rissen, sie zu engagieren. Grace gab jedoch allen einen Korb und ging an das kleinere der beiden Häuser in Chichester, das Minerva, und spielte dort die Hauptrolle in der Wiederaufnahme von Anna Christie. Ihr Können verhalf dem Stück zu derartig triumphalem Erfolg, daß das Ensemble an das Theatre Royal am Haymarket im Londoner West End engagiert wurde und dort ein Jahr lang gastierte.
      Danach hätte sie alle Rollen haben können, ob bei der Royal Shakespeare Company oder am National Theatre, und mit einer Reihe klassischer Rollen hätte sie ihren Ruf festigen können. Ein einziges Mal ging sie nach Hollywood, wo sie in einem erstklassigen und äußerst aufwendig produzierten RacheThriller die Rolle der Protagonistin übernahm und als solche einige Morde spielte. Alle nachfolgenden Angebote der

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