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Die Todesbraut

Die Todesbraut

Titel: Die Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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stand am Fenster ihrer Suite, der Regen peitschte gegen die Scheiben, und sie blickte über die Stadt. Plötzlich erregte sie der Gedanke, sich in einer der gefährlichsten Städte der Welt zu befinden. Es war gerade vier Uhr nachmittags, und sie mußte erst gegen achtzehn Uhr dreißig im Theater sein. Einem Impuls folgend, ging sie hin unter in die Hotelha lle.
      Am Haupteingang lächelte sie der Portier an. »Taxi ge fällig, Miss Browning?«
      Nur wenige Meter von ihm entfernt hingen Theaterpla kate mit ihrem Konterfei an einer Tafel.
      Sie schenkte ihm ihr charmantes Lächeln. »Nein, danke. Ich brauche ein wenig frische Luft, und ich mag Regen.«
      »Davon gibt’s genug in Belfast, Miss. Nehmen Sie den hier
    lieber mit.« Damit öffnete er einen Regenschirm und drückte ihn ihr in die Hand.
      Sie suchte eine Busstation und fuhr zur Sandy Row, der protestantischen Hochburg. Dort machte sie einen ausgedehnten Spaziergang und fühlte sich plötzlich von einem ungeheuren Glücksgefühl übermannt, als ihr ein bitterer Ostwind vom Belfast Lough entgegenblies.

      Tom Curry stieg während seiner monatlichen Aufenthalte als Gastprofessor an der Queen’s University stets im Hotel Europa ab. Er mochte Belfast, liebte das Gefühl der Gefahr, den Gedanken, daß jederzeit etwas passieren konnte. Manches Mal traf es sich, daß seine Besuche hier mit denen von Rupert Lang zusammenfielen. Lang fungierte derzeit als außerordentlicher Unterstaatssekretär im Nordirlandministerium, was häufige Besuche in Ulster im Auftrag der Krone zur Folge hatte. Das war auch jetzt wieder einmal der Fall.
      Lang kam um siebzehn Uhr dreißig im Hotel an, ging in die Bar in der Bibliothek und entdeckte in einer Ecke Tom Curry, der den Belfast Telegraph las und einen Bushmills vor sich stehen hatte.
      Curry sah auf. »Hallo, alter Freund, hattest du einen schönen Tag?«
      »Dieser verdammte Regen, immer wenn ich in Belfast bin«, schimpfte Lang und nickte dem Barkeeper zu. »Dasselbe wie mein Freund.«
      »Du magst Belfast nicht besonders, oder?« fragte Curry.
      »Du scheinst zu vergessen, Tom, daß ich hier durch die Hölle gegangen bin, damals 1973. Es gab fast sechshundert Tote in diesem Jahr. Leichen unter dem Schutt, der Gestank der Explosionen. Ich habe den Geruch immer noch in der Nase.« Er hob sein Glas. »Auf dich, mein Freund.«
      Curry prostete ihm ebenfalls zu. »Wie die Fenier sagen: Mögest du in Irland sterben.«
      »Na, herzlichen Dank!« Lang grinste. »Aber an ihrem Kulturgeschmack gibt es nichts auszusetzen.« Er deutete mit dem Kinn Richtung Bartheke, an der ein Theaterplakat hing.
      »Oh, Grace Browning«, nickte Curry. »Ja, sie ist wundervoll. Trotzdem, seltsames Stück für Belfast – Die Geisel. Die IRA wird begeistert sein.«
      »Unsinn«, protestierte Lang. »Behan zeigt doch nur die Absurdität des Ganzen, obwohl er selbst der IRA angehörte.«
      In diesem Moment betrat Grace Browning den Raum. Während sie die Knöpfe ihres Regenmantels noch öffnete, eilte bereits ein Ober herbei, um ihr den Mantel abzunehmen. Dann sah sie sich nach einem Platz um. Rupert Lang seufzte auf. »Lieber Gott, es ist tatsächlich Grace Browning!«
      Sie mußte ihn wohl gehört haben, denn sie drehte sich um, schenkte ihm ihr berühmtes Lächeln und grüßte ihn. »Hallo.«
      »Darf ich mich vorstellen?« fragte er.
      Sie runzelte leicht die Stirn. »Merkwürdig, ich habe den Eindruck, Sie zu kennen.«
      Curry lachte auf. »Nein, aber Sie haben ihn möglicherweise gelegentlich im Fernsehen gesehen. Er ist Unterstaatssekretär im Nordirlandministerium. Mr. Rupert Lang.«
      »Ich bin beeindruckt«, sagte sie. »Und wer sind Sie?«
      »Das ist Tom Curry«, stellte ihn Lang vor. »Er ist nur ein verstaubter, alter Professor für Politologie an der London University. Einmal im Monat ist er als Gastprofessor hier. Dürfen wir Sie zu einem Drink einladen?«
      »Warum nicht? Ein Glas Weißwein, bitte. Aber nur eines, ich muß heute noch auf die Bühne.«
      Lang gab die Bestellung auf. »Wir haben Sie schon viele Male auf der Bühne erlebt.«
      »Zusammen?«
      »Oh ja«, er lächelte. »Tom und ich haben eine lange gemeinsame Vergangenheit. Cambridge, wissen Sie.«
      »Wie schön.« Sie nippte an ihrem Wein. Irgend etwas war mit den beiden. Sie konnte es förmlich spüren. Etwas Außergewöhnliches. »Sehen Sie sich das Stück heute an?«
      »Ich wußte leider

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